„Aber machen wir es mal spezieller. In einem relativ sicheren und annonymen Rahmen wie dem Portal auf dem wir uns befinden, das zudem sexuelles Interesse nahelegt, wann wird da offensivität zur Belästigung?
Dieses Portal legt sexuelles Interesse deutlich näher, das ist wahr. Aber ich selbst war viele Jahre hier ohne jedes sexuelle Interesse, ich wollte nur diskutieren und Dinge verstehen. Dass also wirklich automatisch von sexuellem Interesse ausgegangen werden kann, stimmt so wohl nicht.
Schön ist jedoch, dass man in einem Clubmailwechsel ruhig schreiben kann:
"Wir verstehen uns nun schon so lange hier und reden über Gott und die Welt, und wir finden uns gegenseitig auch attraktiv und liebenswert... warum haben wir eigentlich keinen Sex miteinander?!" Ich bin so sehr daran gewöhnt, dass sowas hier ganz einfach geht, dass ich neulich meine ewige Kuschelfreundin (und ehemalige Kundin) L. gefragt habe:
"Warum haben wir beide eigentlich keinen Sex?" - Sie hat erst in einem Brief darauf geantwortet und mir gesagt, dass sie die Frage geschockt habe. Sie wolle eine platonische Liebe mit mir. Haben wir auch.
Ich kann in Clubmails fragen:
"Ist es okay für Dich, über Sex zu reden?", oder ich beginne sexuelle Themen erst sachlich, und da sehe ich schon, wie groß das Interesse auch in Wirklichkeit ist.
Würde mir eine (mir fast unbekannte) Frau schreibt:
"Ich stelle mir vor, wie ich Deine Jeans langsam herunterziehe, und dein Prengel am Ende herausfedert, dabei werde ich ganz nass....", dann freue ich mich über den Kopfporno und fühle mich nicht abgewertet... eher geschmeichelt.
Aber Frauen haben einen anderen Hintergrund. Sie kennen Frauenhass und -abwertung oft nur zu gut. Und diese verkleiden sich allzuoft in sexuellen Sprüchen, Phantasien, die sie äußern. Sie sagen damit durchaus:
"Ha, du Schlampe, du kannst jetzt nichts dagegen tun, dass ich dich verbal ficke... ich mach dich platt..." DESHALB sind geäußerte sexuelle Bedürfnisse für uns Männer harmlos, aber für Frauen zunächst tendenziell bedrohlich und unfreundlich.
Ohne die strukturelle und ewig weitervererbte Frauenabwertung unserer gesamten Gesellschaft wären Frauen mit einiger Sicherheit genauso entspannt wie wir Männer, wenn ihnen jemand beschreibt, wie er sie lecken will. Das im Hinterkopf zeigt die Trennlinie zwischen Belästigung und reizvoller Anmache.