"Schwanzgesteuert" / "zu sehr mit den Eierstöcken gedacht"
„ich kenns nur so: mir wurde oft als Mann unterstellt, dass ich schwanzgesteuert bin, WEIL ich ein Mann bin.
Also diese grundsätzlichen Verallgemeinerung "Die Männer" oder "Die Frauen" finde ich häufig auch unpassend oder sagen wir besser "ungenau".
In manchen Punkten bin ich wie die Mehrheit der Frauen, in anderen Punkten weiche ich klar von der Norm ab und in manchen Bereichen, weiß ich noch nicht einmal, was die Mehrheit der Frauen tun würde. Da gibt es solch eine Vielfalt, dass ich selbst raten müsste. Da kann man auch nicht mehr von einer Norm sprechen.
Gute Klischees zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf die Mehrheit zutreffen.
Da weiß ich dann auch genau, wo ich vom Mainstream abweiche und kann damit umgehen. D.h. ich habe mit der Zeit heraus gefunden, wann sich das Risiko lohnt, mich als "Anderstickende" erkennen zu geben und wann es besser für mich ist, unerkannt in der Masse unter zu tauchen.
Aber ich weiß nicht, ob ich das Klischee "Männer sind schwanzgesteuert." zum Gegenteil von sexpositiv zählen will oder nicht.
Ich finde, hier ist es ein gutes Klischee, da es auf das Verhalten von Männern im Joy oft zutrifft.
Und dieses Klischee auf dem Schirm zu haben und ggf. anzusprechen, um ein paar grundsätzliche Dinge zu klären, tut gut.
„Und ich lote bestimmt keineswegs einfach los, obwohl mir direkt zum Punkt lieber wäre (auch von Seiten der Frau mir gegenüber).
Ich weiß jetzt nicht, was Du mit "direkt zum Punkt" meinst.
Der wichtigste Punkt zuerst, oder?
Sollte dir zu Beginn der Sex das Wichtigste sein, wirst du Schwierigkeiten haben, deinem Gegenüber im weiteren Verlauf glaubhaft zu vermitteln, dass dir andere Dinge viel wichtiger sind. Das wird sehr viele Monate oder sogar Jahre beanspruchen. Falls du überhaupt die Chance dazu bekommst.
Bei einer Zurückweisung greifen nicht wenige zur Abwertung all der schönen gemeinsamen Zeit und zur völligen Abwertung der Sexualpartnerin, um den eigenen Liebeskummer irgendwie zu relativieren.
Dann soll "nur was Sexuelles wollen" plötzlich dreckig sein.
Mir fehlen bei diesem Verhalten Mitgefühl & Logik!
DAS ist meines Erachtens durch und durch schwanzgesteuert und das absolute Gegenteil von einem sexpositiven Umgang miteinander!
Wenn einer mit den Konsequenzen seines Verhaltens leben kann - also auch damit leben kann, falls eine Frau (ebenso wie er selbst zu Beginn) einfach den gemeinsamen Sex genießen will, nicht mehr und nicht weniger - wäre das ja völlig in Ordnung.
Der Auftakt wäre zwar auch schwanzgesteuert, doch der Abgang wäre mit Herz & Hirn.
Doch woher sollte eine Frau das bei dem Auftakt wissen?
Also wenn ihm zu Beginn ausschließlich das Abklären von sexuellen Themen wichtig ist?
Sie kann da doch nur nach Wahrscheinlichkeiten gehen.
Und die Norm ist: Wenn der Auftakt schwanzgesteuert ist, ist es auch der Abgang.
Ich finde es so bedauerlich, dass viele der Männer, die ich übers Joy kennenlernte, überhaupt nicht auf dem Schirm hatten, dass der Flirt auch für ihn ein Auswahlprozess ist!
Dass auch er dabei eine gewisse Selbstfürsorge an den Tag legen kann.
Also ich würde mich nie wieder mit einem Mann, den ich mir auch als Lebensgefährten vorstellen könnte, auf ein Sexabenteuer einlassen. Das habe ich ein Mal als junge Frau getan. Da hab ich zu sehr mit den Eierstöcken gedacht und danach wie Hulle gelitten. Mit all den Sexualhormonen im Leib, war der Liebeskummer schier unerträglich. Der Mann hatte mich, mein inzwischen entwickeltes Interesse an einer festen Beziehung und meine Gefühle für ihn nicht ernst genommen. Das konnte er nicht. Nicht nach dem Auftakt. Und ich konnte seinen Standpunkt nachvolliziehen. Daraus habe ich für mich die Konsequenzen gezogen:
1. Das brauche ich/ will ich kein zweites Mal erleben. Dann lieber gar keinen Sex mit ihm. Dann hält sich mein Liebeskummer nach einer Zurückweisung auch in Grenzen.
2. Die netten kleinen Sex-Abenteuer habe ich lieber mit den Männern, die ich ad hoc als "netter Bekannter, mit dem man gut das Leben feiern kann" einstufen kann. Da weiß ich dann schon, dass ich nicht so leben mag wie er, dass ich ganz andere Ziele im Leben verfolge... und es ist eine nette Horizonterweiterung, hier und da mal etwas aus so einem ganz anderen Leben mitzubekommen. Ich muss ja nicht alles, was anders ist, hassen. Aber ich muss es auch nicht leben oder die Hoffnung in den Raum stellen, ich würde mich eines Tages daran anpassen.
(Mit Männern, die mir nur nach dem Munde reden, gibt es keine Horizonterweiterung. Die finde ich nicht spannend.)
Klar, ich kann jetzt nicht als Vorbild für alle Menschen dienen.
Menschen ticken unterschiedlich.
ABER ich habe hier schon Männer kennen gelernt, die diesbezüglich so ein Naturell haben wie ich. Und die die miese Erfahrung, die ich ein Mal mit 22 Jahren machte, im Joy mehrfach machten. Ein Mal leiden war denen offensichtlich nicht genug. Warum? Warum immer wieder dieses Risiko fahren, immer wieder volle Kanne auf die Schnauze fallen und immer mehr verbittern?
Hier geht's doch um Joy! Freude!
Und nicht um zunehmende Verbitterung!
„Auch sexpositiven Menschen heißen nicht alles gut, betrachten das aber differenzierter und verstehen auch, dass ihr Verhalten auf vielfältige Weise auf ihr Umfeld wirkt. Ich würde also hier die Trennlinie ziehen.
Genau deswegen halte ich mich von Männern, die mir im Kontaktaufbau "zu schwanzgesteuert" sind, fern.
Ich mag mich nicht in deren Drama hinein ziehen lassen.
Wenn Einer höchst wahrscheinlich nach einer bösen Hexe sucht, die ihm den Kopf verdreht und auf die er am Ende scheißen kann: Bitteschön. Aber nicht mit mir!
Da mach ich's mir lieber selbst als dieses Risiko einzugehen.