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Warum haben "wir" ein Problem mit dem Wort "Positiv"?

*********on511 Frau
388 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
und hier mein letzter Sermon für heute:

Grundsätzlich möchte ich - und ich bin happy, dass es nur in sehr wenigen Beiträgen passiert ist - ALLE nochmal drauf hinweisen, dass Kritik und kritische Sachverhalte wohlwollend und sachlich zu diskutieren sind und sie - wenn schon nicht wertschätzend - dann zumindest wertneutral (und hier passt das Wort phantastisch *smile*) formuliert werden!

Sollten mir weiterhin Beiträge auffallen, die dem nicht entsprechen, werde ich etwas härter durchgreifen *teufel*
*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich finde es richtig schwierig, was du da schreibst, PurePassion. Da sind mehrere Widersprüche, über die ich stolpere. Etwas positiv zu sehen, ist eine Bewertung. Sein Geschlecht zu hassen, ist eine Bewertung.
Wenn mir ein Arm fehlt, dann fehlt er. Das jetzt zu leugnen, ist irgendwie ziemlich unsinnig. Ich kann das annehmen, ich kann mich mit dem fehlenden Arm fürsorglich und liebevoll annehmen, aber er fehlt trotzdem.
Wenn mein Penis sehr klein ist, kann ich vielleicht keine Vagina ausfüllen. Dann bleiben mir vielleicht viele andere Spielarten, aber mein Penis bleibt trotzdem klein. Mit Annahme und Wertschätzung komme ich da weiter, aber - positiv sehen?
Wenn ich superdünn bin, kann ich meiner Freundin vielleicht nicht sehr effektiv beim Umzug tragen helfen. Wenn ich superdick bin, kann ich vielleicht nicht die nächste Klettertour mitmachen. Wenn ich einen großen Busen habe, muss ich einen Sport-BH tragen, wenn ich laufen will, weil er sonst weh tut. Hätte ich einen kleinen, bräuchte ich das nicht.
Alles einfach positiv zu sehen ist doch gerade dieselbe Münze wie die Normvorgabe, nur eben die andere Seite. Es geht doch nicht darum, einfach alles positiv zu sehen! Das führt in meinen Augen eher zu Verleugnung und nicht zu Annahme und Wertschätzung. Und macht so überhaupt garkeinen Sinn, sich auf diesem Weg dem Thema Scham zu nähern.

Im Studium haben wir mal ein sehr cooles Thema zu Gender und öffentlichen Toiletten gemacht. Irre toll versucht, da zu drehen und zu mischen, zu konfrontieren und aufzulösen. Die Grenze war mit den anatomischen Gegebenheiten gesetzt; so ein schlichtes Pissoir bekommst du für Frauen einfach nicht hin. Der Harnröhrenausgang ist da, wo er ist. Klar kann man damit spielen. Aber nicht ihn zu versetzen, also ohne chirurgischen Eingriff.
Nein, wenn ich mein Geschlecht für mich nicht richtig finde, dann ist das so. Aber meinen Harnröhrenausgang dafür hassen?
*******er66 Mann
3.048 Beiträge
Definieren "wir" uns nicht grade eben dadurch? dass "wir" Sexualität eben nicht neutral sondern als etwas positives sehen? *nachdenk*
*****lex Mann
173 Beiträge
Zur Body Postitivity... @*****lex sorry, aber ich bin wohl in der Debatte ziemlich schnell ausgestiegen, da sie mir zu monothematisch geführt worden ist... der Körper ist nicht nur Gewicht! Für mich ist body postitv, meinen gesamten Körper annehmen, ihn zu wertschätzen und zwar auch wenn meine Nase zu lang, mein Penis zu klein, meine inneren Schamlippen, länger als meine äußeren, mein Busen zu hängend, meine Ohren abstehen, mir ein Arm fehlt, ich unterschiedlich aufgefasste Geschlechtsmerkmale aufweise, ich im Rollstuhl sitze und so weiter und so fort

Ja, dem stimme ich zu. Wird auch explizit vom Dunklen Parabelritter / Alex Prinz in seinem Kritik-Video angesprochen, sogar noch etwas weitergehend am Beispiel von Behinderungen (er selbst hat zum Beispiel nur ein Auge). Behinderungen sind in der Body Positivity Bewegung laut ihm sehr unterrepräsentiert.
Also mich wundert das nicht
Eine Behinderung wird wohl selten der Behinderte selbst als körperlich positives Metkmal betrachten das wäre dann im positivstem Verständnis noch neutral.

All gemein schweifen wir damit allerdings vom Thema sehr weit ab.
Obwohl es gerade in Deutschland of an positiver Einstellung mangelt sollte aber nicht alles als positiv gesehen werden.

Ein Mensch der sich durch unkontrollierten ess oder Alkoholkonsum selbst zugrunde richtet dem kann ich es maximal so machen lassen
Aber das dann auch noch positiv zu sehen weil ja jeder so individuell ist in seinen Bedürfnissen, nein da hört es bei mir auf.

Denn auch hier gilt
Die Freiheit des einzelnen hört da auf wo sie die Freiheit anderer einschränkt.

Und wer sich bewusst die Freiheit nimmt zu eskalieren der verursacht Kosten die die Allgemeinheit aufbringen muss und das schränkt sie dann ein.

Furchtbar meine positive Einstellung zur Sexualität Schränke ich aber niemanden ein, weder im Leben noch in seiner Sexualität ja und das ist doch einfach positiv.
*****lex Mann
173 Beiträge
Zitat von ********eeds:
Also mich wundert das nicht
Eine Behinderung wird wohl selten der Behinderte selbst als körperlich positives Metkmal betrachten das wäre dann im positivstem Verständnis noch neutral.
Das denke ich auch. Aber dass Body Positivity so einen starken (fast ausschließlichen) Fokus auf Übergewichtigkeit legt ist doch ein Zeichen dafür, dass die Body Positivity-Bewegung sich als offener ausgibt, als sie ist.

Sonst würden z.B. in Form von Werbekampagnen auch Menschen mit Behinderungen gezeigt werden. Nicht mit der Botschaft "Behinderungen sind super, leg dir doch auch eine zu", aber eben im Sinne von "Behinderungen sind Teil unserer Gesellschaft und auch Menschen mit Behinderungen sollten sichtbar sein dürfen und akzeptiert werden".

Zitat von ********eeds:

All gemein schweifen wir damit allerdings vom Thema sehr weit ab.
Finde ich ehrlich gesagt gar nicht. Es ging im Eingangspost doch explizit auch um das Thema Body Positivity und auch um die Kritik an der Bewegung?!
*******er66 Mann
3.048 Beiträge
@**ss Body Positivity so einen starken (fast ausschließlichen) Fokus auf Übergewichtigkeit legt finde ich eher gefährlich. Denn massives Übergewicht ist nun mal leider erwiesenermaßen nicht gesund. Hier wird meiner Meinung nach versucht sich etwas schön zu reden.
*****lex Mann
173 Beiträge
Zitat von ******e66:

Schwierig wird es meines Erachtens, wenn aus "Männer-Toiletten" plötzlich "Gender-Neutrale Toiletten" werden. Das ist für mich der Beleg dafür, dass Männlichkeit und Mann-Sein abgeschafft werden soll.
Ernstgemeinte Frage: Was genau sorgt an einer Toilette, wo ein Männlein-Symbol drauf ist, nun genau dafür, dass du dich direkt mit der Abschaffung von Männlichkeit und Mann-Sein konfrontiert fühlst?

Zitat von ******e66:

Zum Thema Toiletten:
Ja, ich persönlich meine z.B.: Solange jemand biologisch noch einen Schwanz trägt, ist er bilogisch ein Mann. Entsprechend hat er (= dieser Mensch) seinen Platz auf der Männertoilette. Auch andersrum. Entsprechend hat dieser Mensch (er) auch keinen Platz in Frauengruppen. Und andersrum.
Das hat nix mit Toleranz zu tun. Für mich. Im Gegenteil: Es hat für ich eher was zu tun, dass jemand, der das anders einfordert, einfach unklar ist, wo er oder sie steht.
Da hast du eine Meinung zu etwas, was keine Meinung braucht, da es faktisch ziemlich gut geklärt ist. Das soll nicht hochnäsig klingen, ich selbst habe mich dazu auch erst kürzlich (viel zu spät ...) mal weitergebildet. In Kurzform:

Das Geschlecht wird ja nicht alleine durch die primären Geschlechtsteile festgelegt (und die bestehen ja auch schon wieder aus mehreren Elementen). Was ist denn für dich ein Mensch mit Penis und Gebärmutter? Oder ein Mensch mit Penis und Vagina? Ein Mensch mit Klitoris, die so groß rausragt, dass man sie für einen Penis halten könnte? Oder ein Mensch mit Penis, XY-Chromosomen und großen (weiblichen) Brüsten? Bei der Selbstwahrnehmung einer betroffenen Person sind wir jetzt noch nicht mal angekommen ...

Es gibt so viele Kombinationsvarianten (die auch tatsächlich vorkommen, das ist keine theoretische Gedankenspielerei), dass es tatsächlich faktisch falsch ist, abseits vom spezifischen Fortpflanzungsthema nur von 2 Geschlechtern auszugehen. Ebenso ist es faktisch falsch, das Geschlecht an einem Element der primären Geschlechtsteile festzulegen. Die Realität ist schlicht komplexer. Auch dazu noch eine Video-Empfehlung: https://www.youtube-nocookie.com/embed/8fraZlsmCio

Zitat von ******e66:

Die "dramatischen" Verfechter*innen aller neuen Strömungen (Sexpositivity, Kink Aware, BodyPosytivity, BodyNeutrality, LGBTIQ++ und was sonst noch alles) wie auch die Gegener*innen wollen letztlich nur eines und das gemeinsam:
Jene Sicherheit im Angenommen-Sein, wie es ein Kind von einer Mutter und einem Vater vom Baby bis zum 18jährigen erwarten darf.
Zugehörigkeit zur Gemeinschaft.
Ich finde man kann und darf diese Bewegungen durchaus auch kritisieren Vielleicht aber mit einer gewissen Demut und in Anerkennung der eigenen Privilegien - die ein Großteil der Menschen aus diesen Bewegungen eben nicht hat.

Ich finde, das tust du mit deiner lässigen Fernpsychoanalyse nicht unbedingt. Mit der du im Übrigen krass daneben liegen kannst (und wahrscheinlich auch wirst, so verallgemeinert, wie sie ist).
*******hen Frau
107 Beiträge
Zitat von *****lex:

Nicht mit der Botschaft "Behinderungen sind super, leg dir doch auch eine zu", aber eben im Sinne von "Behinderungen sind Teil unserer Gesellschaft und auch Menschen mit Behinderungen sollten sichtbar sein dürfen und akzeptiert werden"

Den Punkt finde ich total wichtig! Und der lässt sich analog auch auf viele andere Bereiche anwenden, in denen von der Gesellschaft und den Medien verurteilt und abgewertet wird. Seien es Narben, Krankheiten, Körperformen oder eben auch das Gewicht anderer Personen.

Ich habe letztens erst einen Beitrag über eine korpulentere Ballett Tänzerin in einem Disney Film gelesen, und mich ehrlicherweise über die vielen negativen Kommentare erschreckt.

Viele behaupten, dass mit der Wertschätzung diverser Merkmale verherrlicht wird, oder gar alle Probleme und Risiken überspielt werden würden.

Ich glaube das wir meistens selbst schon unsere größten Kritiker sind und uns die eigenen Probleme und Makel durchaus bewusst sind. Warum also nicht anderen Menschen einfach mal ein gutes Gefühl geben?
Wünschen wir uns nicht alle einfach so geliebt und akzeptiert zu werden, wie wir sind?
*********on511 Frau
388 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
@*****al4 was ich gerade sehr schwierig finde, ist Deine Aussage zum Harnröhrenausgang. Sie reduziert die Genderthematik auf die Funktion des Urinierens und ignoriert, dass an diesem Harnröhrenausgang ein Geschlechtsorgan dranhängt, welches für einige Menschen nunmal problematisch ist. Ich kann nur leider sehr schlecht meine Blase, nebst Harnröhrenausgang alleine auf die Toilette schicken, sondern kann dort nur als ganzer Mensch - mitsamt meinen Emotionen - hin. Und die (leider) wenigen Unisextoiletten, die ich kenne, haben kein Pissoir. Aus sehr gut nachvollziehbaren Gründen.

Zu dem was Du bei meinem Text schwierig findest, stellt sich mir die Frage, wie Du das Wort positiv definierst? Ich definiere es (und da wiederhole ich mich), als etwas wertzuschätzen und anzunehemen. Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass es heißt Tatsachen zu ignorieren oder gar zu leugnen. Aber wenn ich mich, meinen Körper, meine Sexualität, mein Sein liebevoll wertschätzen und annehmen kann, ist der Umgang damit ein anderer, als wenn ich sie einfach neutral betrachte.

Und Deine Aufzählungen und Beispiele - so empfinde ich es - suggerieren, dass jeder Mensch das gleiche tun können muss. Etwas, was ich sehr traurig fände, denn erst unsere Unterschiedlichkeiten machen uns aus.
******aer Mann
2.647 Beiträge
Naja Werten und Wertschätzen liegt ziemlich auseinander. Sexpositivität ist aus meiner Sich ein freudliches Ja zur Sexualität. für ein ehrliches Ja braucht es auch die erlaubnis zum nein, ansonsten ist es ein erzwungendes ja, und das ist nicht freundlich. nicht positiv. Sexpositiv ist für mich auch ganz viel Freude für andere, Mitfreude über tolle Sexualität. sexpositiv ist Raumgreifend und nicht beschränkend und respektiert die unterschiedlichen Fassetten.

Das hat erstmal nix mit gendern zu tun. Gendern ist eine identitätsbestimmung die wichtig für eine positivität zur Sexualität ist.

Sexpositiv muss auch nicht abwertend zu asexualität sein und kann durchaus diesem Weg mit Respekt begegnen.

Sexpositivität ist meiner Meinung nach eine sehr freie Einstellung.
*****al4 Mann
798 Beiträge
So war es nicht gemeint, PurePassion.
Mir fehlen die Worte, ich bekomme es nicht formuliert.
Sich in seinem Körper nicht richtig zu fühlen, ist bestimmt sehr schmerzhaft.
Und nein, nicht jeder Mensch muss das gleiche tun können müssen.
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