Spannender Austausch.
Es wäre schön, wenn es uns gemeinsam (= gesamt-gesellschaftlich) gelingt, vom Bewerten hin zum Betrachten zu kommen.
Wir dürfen es uns klar und eindeutig erlauben, für uns selbst fest zu stellen: Dieser Körper törnt mich ab. Dieser Körper, dieser Charakter törnt mich an.
Never lasse ich mir sowas absprechen, denn das ist ein klarer Eingriff in meine Autonomie. Es bedeutet auch, mir Gefühle abzusprechen, mir zu erklären, dass mein ästhetischen Empfinden falsch ist, was letztlich dazu führt,
mich als
falsch zu betrachten, damit als
gesellschaftlich nicht kompatibel zu
bewerten.
So sehr ich ein absoluter Fan von Toleranz bin, so sehr setze ich Grenzen, wenn man mir unter dem Deckmantel von Toleranz Intoleranz aufzwingen will. Verstanden? Ja/Nein?
Ich mag's zur Sicherheit versuchen, klar zu stellen:
Völlig klar, wenn jemand sich als Frau im Körper eines Mannes fühlt.
Völlig klar, dass dieser Mensch das Recht dazu hat, sich auch außerhalb der "eigenen 4 Wände" als Frau gekleidet zu zeigen. Egal wo. Vom Einkaufen über Freizeit-Einrichtungen aller Art und ja, völlig klar, auch am Arbeitsplatz - egal, ob "im stillen Kämmerlein", an der Produktionsmaschine oder im Kundenverkehr.
Völlig klar, dass niemand das Recht hat, diesem Menschen seine eigene sexuelle Einstellung und Identität überzustülpen.
Jede Form von negativem Kommentar (und sei es auch in Form eines Witzes) ist ein Übergriff. Der betreffende Mensch darf damit mit Fug und Recht den Schutz der Gesellschaft erwarten gegenüber Menschen, die damit ein Problem haben, dass sie/er sich so in seiner Sexuellen Identität versteht.
Das ist für mich klar Teil des Inhaltes von "Sexpositiv".
Schwierig wird es meines Erachtens, wenn aus "Männer-Toiletten" plötzlich "Gender-Neutrale Toiletten" werden. Das ist für mich der Beleg dafür, dass Männlichkeit und Mann-Sein abgeschafft werden soll. Wobei mir klar ist, dass das, was heute vielfach (selbst in Männer-Workshops, wie ich einen im Besonderen erlebt habe) schlichtweg toxisch ist oder sich toxisch zeigt.
Das Thema des Verständnisses von Männlichkeit und Weiblichkeit spielt meines Erachtens ganz stark in diesen Themenkreis von "Sexpositivity" und "Kink Aware" hinein.
Die Schwierigkeit ist sicherlich jene unter anderem: Wo braucht es mal die Brechstange, um verkrustete Strukturen aufzubrechen und wo braucht es das Weiche ("das weiche Wasser bricht den Stein"), um das zu ermögliche.
Zum Thema Toiletten:
Ja, ich persönlich meine z.B.: Solange jemand biologisch noch einen Schwanz trägt, ist er bilogisch ein Mann. Entsprechend hat er (= dieser Mensch) seinen Platz auf der Männertoilette. Auch andersrum. Entsprechend hat dieser Mensch (er) auch keinen Platz in Frauengruppen. Und andersrum.
Das hat nix mit Toleranz zu tun. Für mich. Im Gegenteil: Es hat für ich eher was zu tun, dass jemand, der das anders einfordert, einfach unklar ist, wo er oder sie steht.
Ja, gleichzeitig hat dieser Mensch auch das Recht darauf, in absoluter Sicherheit auch durch eine dunkle Straße zu gehen und von keinem "Zweibeiner mit Wurmfortsatz" oder "Pseudo-Männern" (ein echter Mann hat mit TV/TS, Trans-Menschen oder welcher sexuellen Identität auch immer kein Problem und verhält sich entsprechend auch so: respektvoll) vielleicht sogar tätlich angegriffen oder gar ermordert zu werden.
Zum Thema Körper:
Nur, weil die Masse der Amerikaner*innen nicht nur übergewichtig, sondern schlichtweg "blad" = adipös wird, wird plötzlich eingefordert, dass alle Menschen Übergewicht und adipöse Körperformen schön finden müssen.
Nein, muss ich nicht!
Alles ok! Jeder darf sich krank fressen! Dann aber bitte machen wir folgendes:
Beamte und Selbständige haben in Ö bei Arztbesuchen und ärztlichen Behandlungen (inkl. Krankenhaus) einen Selbstbehalt von 20 %. Ja, das kann auch schon mal viel Geld werden ... In Ö gibt die Sozialversicherung der Selbständigen die Möglichkeit, sich beim eigenverantwortlichen Kümmern um die Gesundheit den Selbstbehalt auf 10 % reduzieren.
Viele Menschen gehen mit ihrer Gesundheit möglicherweise zu sorglos um, weil wir halt "eh ein Sozialversicherungssystem haben" oder sind illuminiert von den Soaps wie "Frauentausch" & anderen "hirnerweichenden Fernsehsendungen".
Gleichzeitig:
Absolut JA! Kein Mensch hat das Recht, einen dicken Menschen herab zu würdigen. Egal, ob mit Worten oder Taten. Übergewicht/ein dicker Körper hat Null Zusammenhang mit Intelligenz, geistiger Leistungsfähigkeit.
Und ich persönlich habe schon genug Menschen erlebt, die trotz ihres offensichtlichen Übergewichtes eine körperliche Leistungsfähigkeit haben, die jene von deutlich schlankeren Menschen übertrifft.
Wiederum sind die Langzeitgefahren von Übergewicht bekannt.
Begriffe sind wichtig, denn das Wort hat Macht. Sehr viel sogar, denn nur durch Worte ist es möglich, Menschen für einen Angriffs- wie auch einen Verteidigungskrieg zu begeistern (anstatt für die Lösung am Verhandungstisch) oder sie gegeneinander aufzuhetzen im Namen von "Krankheit".
Dazu wäre es mal sinnvoll, dass es Allgemeinwissen wird, was "Sexuelle Identität" oder was "Sexuelle Neigung" bedeutet.
- Die Sexuelle Identität geht jeden was an und ist damit politisch.
- Die Sexuelle Neigung geht niemand was an und ist eine Sache ausschließlich zwischen den Akteur*innen.
Was ich heute jedoch weiß (ja, nicht nur "glaube", sondern "weiß"):
Alles, egal, ob Übergewicht oder gar Adipositas, wie auch Schlankheits-Wahn, Sport-"Wahn", Leistungs-"Wahn", Vergnügungs-"Wahn" ... bis hin zum "Männlichkeits-Wahn" oder auch "Weiblichkeits-Wahn" oder "Sex-Wahn" hat zu tun mit unseren frühkindlichen und Kindheits-Prägungen.
Wenn sich etwas sehr intensiv zeigt und auch emotional höchst intensiv begleitet ausgedrückt wird, dann stecken damit stets und ausnahmslos (aus der Sicht des Kindes betrachtet) traumatische Erfahrungen dahinter.
Das heißt: Wir alle wollen uns letztlich gesehen, geachtet, respektiert, geliebt, (in unserer Einzigartigkeit) erkannt, gehört, akzeptiert ... und letztlich geliebt, zumindest angenommen fühlen.
Die "dramatischen" Verfechter*innen aller neuen Strömungen (Sexpositivity, Kink Aware, BodyPosytivity, BodyNeutrality, LGBTIQ++ und was sonst noch alles) wie auch die Gegener*innen wollen letztlich nur eines und das gemeinsam:
Jene Sicherheit im Angenommen-Sein, wie es ein Kind von einer Mutter und einem Vater vom Baby bis zum 18jährigen erwarten darf.
Zugehörigkeit zur Gemeinschaft.
Wenn wir dieses Thema "sexpositiv", "Kind Aware" oder was auch immer geht, positiv lösen wollen, dann "müssen" wir sinnvollerweise an der Wurzel anpacken und da geht es dann ans "Eingemachte": An unsere Prägungen, Wertekonzepte, deren Ursprung, deren Sinnhaftigkeit in der Kindheit, deren Blockade-Stärke im Erwachsenen-Alter.