Mittlerweile frage ich mich, ob hier jemand tatsächlich noch weiß, was ein psychisches Trauma ist? Das Wort wird hier mehr als inflationär benutzt und jeder kleinste Vorfall (in der kindlichen Entwicklung) ist anscheinend Trauma. Doch wenn mir als Kind mal ein Köttel quer gesessen hat, war das kein Entwicklungstrauma sondern eine Opstipation. Und dann kommen hier solche Erläuterungen wie: ich meine ja keine schweren Traumata, sondern xy-Traumata... sorry, das ist genau so hanebüchen wie "ein bisschen schwanger".
Der Begriff Trauma in der Psychologie ist klar definiert:
Fischer und Riedesser definieren Trauma in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie (S. 79)[7] als:
„[…] ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“
Das medizinische Klassifikationssystem ICD-10[8] und die zugehörigen diagnostischen Anleitungen beschreiben das Traumakriterium als:
„[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (ICD-10) (z. B. Naturkatastrophe oder menschlich verursachtes schweres Unheil – man-made disaster – Kampfeinsatz, schwerer Unfall, Beobachtung des gewaltsamen Todes Anderer oder Opfersein von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung, Misshandlungen oder anderen Verbrechen).“
– Handbuch
Alles andere mag man doch bitte als traumatisierende Ereignisse/Erlebnisse bezeichnen, wie es fachlich korrekt heißt. Schließlich gibt es hier doch so viele Fachleute, die es eigentlich besser wissen sollten, bzw während ihrer Ausbildung gelernt haben sollten.
Und die meisten Menschen erfahren zum Glück nach einem psychischen Trauma ein posttraumatisches Wachstum, nur einige wenige eben nicht, die entwickeln eine PTBS oder andere psychische Erkrankungen. Und all diese Erkrankungen gehören dann in fachärztliche Hände weil sie mehr als kurzfristige Therapieformen benötigen.
Denn HP's dürfen nur beraten und gar nicht therapieren und psychotherapeutische HP's nur kurzfristige Therapieformen ausüben. Von daher sollten wir also sehr behutsam mit den Begrifflichkeiten umgehen. Das sagte mir zumindest unser Psychiater vom Landkreis, mit dem ich heute durch Zufall ein lockeres Gespräch führen konnte beim Kaffeeklatsch.