Mein allgemeiner Leitsatz lautet:
Benutze eine Sprache, die in den Kontext des Gesprächs und zur Zielgruppe passt.
Es gibt Begriffe, die klar definiert sind. Das sind im Bondage für mich etwa bestimmte Fesseltechniken und Arten. Damit weiß dann idR. aber auch jeder etwas anzufangen, der sich mit Bondage auseinandersetzt, egal was für eine Art Bondage er nun betreibt und egal aus welcher Ecke des deutschsprachigen Raumes diese Person nun stammt.
Dann gibt es bestimmte Fachsprachen.
Wenn man unter extrem japanophilen Mensche ist, dann mag man unfassbar viele japanische, bzw. japanophil anmutende Grundbegriffe für Dinge nutzen, die andere sehr allgemein bezeichnen. Die Diskussion über das Thema "Bunny" (bitte nicht erneut diskutieren :P) gab es zuletzt in diversen Gruppen immer wieder. Wenn in diesem Kontext der Begriff des "tüddelns" verpöhnt ist, dann sei dem in diesem Kontext so. Wenn dort der Begriff "Bunny" verpöhnt ist, dann sei dem auch so.
Wenn man die eigene Blase verlässt, dann sollte man jedoch wieder darauf schauen mit wem man in welchem Kontext kommuniziert.
Anderes Beispiel:
Vor einigen Monaten habe ich den Begriff "Munch" gehört. Ich kenne diesen Begriff aus einem ganz anderen Kontext. Man sagte mir dann aber, dass das eigentlich der internationale Begriff für das sei, was man hierzulande als BDSM-Stammtisch nutze. In dem Kontext habe ich das noch nie gehört und finde den Begriff auch persönlich subjektiv schrecklich, weil ich dabei eine Fressrunde im McDonalds vor den Augen habe, also etwas, dass so weit von BDSM weg ist wie es in meinem Kopf, bezogen auf Subkulturtreffen nur geht.
Der Begriff existiert aber. Nun wurde auch diskutiert, ob man Stammtische nicht mehr Stammtische nennen sollte, weil einige das Wort "Stammtisch" mit einem Treffen alter weißer Männer bei Bier, Bretzeln und Volksmusik assoziieren.
Was macht man jetzt?
Gar nichts. Man schluckt seine eigene subjektive Assoziation einfach einmal herunter.
So wie ich mit dem Begriff "Stammtisch" etwas anderes verbinde und deshalb sage, dass es quatsch sei Stammtische nicht mehr Stammtische zu nennen, so mag jemand anderes sagen, dass ich mich irre wenn ich Munch nicht Munch nennen möchte, nur weil ich damit etwas ganz anderes verbinde und der Begriff für mich vorgeprägt ist.
Oder ganz kurz:
Hängt euch nicht an Begriffen auf, schaut lieber was damit gemeint ist.
Ausnahmen sind da gegeben, wo man wirklich feingranular etwas differenzieren möchte, bzw. sogar müsste, weil man nicht einfach nur ein alternatives Wort für etwas verwendet, das alle sofort einordnen könnten, weshalb es aus meiner Sicht unsinnig ist dieses alternative Wort zu nutzen, welches eben wieder nur wenige kennen. So etwa das Wort "Munch". Das kennt kaum jemand in meinem BDSM-Umfeld. Würde ich plötzlich zu einem "Munch" einladen hätte ich dutzende Fragende Augen auf mir ruhen, weil die Menschen nichts damit anfangen können. Vielleicht würden Personen auch gar nicht kommen, die eigentlich Bock auf einen Stammtisch hätten, sich aber abgeschreckt fühlen, weil sie denken, dass ein Munch wer weiß was sein könnte. Entsprechend macht der Begriff "Stammtisch" mehr Sinn, wenn man Menschen zu einem "Stammtisch" einladen möchte. Oder eben "Fesseltreff" oder "Knotenpunkt", oder oder oder, wenn man dazu einladen möchte.
Im Zweifel kann man aber auch einfach einmal eine Eventbeschreibung lesen, bzw. Menschen kurz im Gespräch fragen, was sie meinen. Das tut nicht weh. Im Gegenteil
Zudem:
Wer bin ich zu verlangen, dass Menschen aus Norddeutschland ihre Treffen nicht mehr "Tüddeltreff" nennen sollen, nur weil ich darunter vielleicht etwas anderes versteh?
Wer bin ich, dass ich Menschen, die diesen Begriff in beispielsweise Duisburg benutzen, sagen möchte sie mögen ihre Trainingstreffen doch Training und nicht Tüddeln nennen, obschon sie das mit dem Wort vielleicht schon seit 10 Jahren so betreiben?
Wenn man aber zu etwas speziellem einladen möchte, dies also zu benennen sucht, dann sollte ein Tapebondageworkshop, bzw. Tapebondagetreff schon auch so benannt werden und eben nicht nur "Bondageworkshop", bzw. "Bondagetreff", weil es im Detail schon auf eine Spezialisierung ausgelegt ist.
Aber bei Worten wie "Tüddeln" reden wir eigentlich von einem sehr allgemeinen Wort.
Da kann man mal nachhaken und gut ist. Zudem dies meist für "Tüddeltreffs" benutzt wird und offene Bondagetreffs sind für mich, rein subjektiv, immer eher "Tüddelei", da mir dabei beständig der private Rahmen fehlt um mich wirklich auf tieferes einzulassen und tiefer hineinzufallen. Ausnahmen bestätigen die Regel.