EBEN NICHT!
Hojojutsu zählt eben NICHT zu den überlieferten Grundlagen der japanischen Fesselkunst! Eigentlich gibt es von so gut wie gar keiner "traditionellen japanischen Fesselkunst" wirklich brauchbare Überlieferungen.
Hojojutsu wurde geheim gehalten, damit der Gegner keine Gegenwehr entwickeln konnte und das Shibari der 50er Jahre bis in Anfang 2000 wurde nur in stickigen Clubs hinter dicken Sonnenbrillen bezeigt weil es auch in Japan als abartig angesehen wurde, der Rigger nicht erkannt werden wollte und es hatte so gut wie kein System.
Die Hojojutsubibel von Seiko Fujita entstand erst Anfang des 20 Jahrhunderts und somit weit nach der eigenltichen Hochblüte des Hojojutsu.
Und was Kinbaku betrifft entstanden erst mit uns neugierigen Europäern und den Amerikanern Schulsysteme und ein Lehrer-Schüleraustausch. Viel länger als 15 Jahre läuft das nicht so wie wir das kennen. Als ich begann, musste ich ziemlich weit reisen und die Info war mehr als nur spärlich zu bekommen. Und selbst wenn jemand außerhalb Japans behauptete, er könne Shibari war das bei weitem nicht das was wir heute kennen. Selbst mein Meister meinte, dass man mit der Info von früher vorsichtig sein muss da heute niemand mehr so fesseln würde wie es ihm sein Meister damals beibrachte.
Ja klar, wir können gerne Watashinawa machen. Jeder, der einen TK sauber fesseln und das Seil mit beiden Händen gut führen kann, kann an so einem Kurs teilnehmen. Allerdings bin ich absolut kein Freund von einem "Katalog". Ich lehre hauptsächlich Osada Ryu und meine Interpretation davon. Hier irgendwelche einzelnen Dinge heraus zu nehmen führt dazu, dass Teilnehmer meinen "Lehrer xy habe ich schon gehabt, wer ist der nächste?" und davon halte ich überhaupt nichts. Bakushis wie Osada Steve, Naka Akira, Wildties, Yukinaga usw. bieten generell keine Kataloge und Inhalte an. Da wird einfach der eigene Stil gelehrt und auf die Gruppe eingegangen. Bei Angeboten nach Katalog läuft man in Gefahr, dass die Teilnehmer sich nur Teilchen rauspicken die "cool" sind und dann Unfälle bauen weil sie das Ganze nicht überblicken.
Von dem "Instructor-Hopping", vor allem zu Beginn der Karriere halte ich gar nichts und ich sehe dann bei meinen WS immer wieder Teilnehmer die eigentlich verwirrt sind und gefährliche Fehler begehen weil sie von Lehrer A und Lehrer B Techniken mischen die aber nicht so ohne Weiteres mischbar sind.
Sorry, dass ich jetzt etwas emotional wurde und bin aber in letzter Zeit häuft es sich, dass Leute zu mir kommen, fancy Suspensions machen die irrwitzigsten Dinge wollen, und nicht mal drei Handschellen hintereinander sauber und sicher und in einer passenden Zeit machen können.
Und das ist einfach Schwachsinn. Und zwar gefährlicher Schwachsinn.
Shibari wurde zum Geschäft und es gibt immer mehr und genug Leute (Männer wie Frauen) die seit ein paar Jahren (manchmal Monaten) dabei sind und um Kohle jedem was lehren. Meist mit neuen, frisch erfundenen Bezeichnungen. Das ist aber nicht mein Weg und ich überlege mir gut, was ich wem beibringe.
Damit pfusche ich mir selbst in mein Geschäft aber so wie heute teilweise vorgegangen wird kotzt mich das an. Niemand käme auf die Idee, Bergsteigen oder Falschirmspringen mal so im Vorbeigehen bei einem Event lernen zu wollen. Bei Shibari wird das aber immer mehr zur Normalität. Niemand mag sich mehr mit den Basics abrackern sondern gleich der King im Swingerclub sein. Und das, obwohl man mit Shibari mit Leichtigkeit seinen Partner schwer verletzen oder sogar umbringen kann. Ich frage mich oft, ob sich die gefesselten Personen, die sich voller Vertrauen in die Seile von wem begeben eigentlich der Gefahren bewusst sind, die sie eingehen.
Vinc