Meine Persönliche Neuausrichtung
Nach eineinhalb intensiven Jahren mit euch in München, vielen Kursen, Fesselabenden und persönlichen Begegnungen möchte ich nun für mich Resümee ziehen, meine Gedanken mit euch teilen und mich neu einordnen.-> das interessante steht ganz unten
Danke!
Ich danke euch allen erst einmal für die schöne Zeit. Egal ob im strukturierter Kurs, tiefgründigen Gespräch, an nahe gehenden Seilabenden oder beim gemeinsam Herumalbern, ich habe mich stets mit euch wohl gefühlt und sogar Freunde gefunden. Die Szene in München hat sich stark entwickelt und war mir eine Ehre, meine Leidenschaft mit euch zu teilen.
Ein Beispiel - Intimität
Für mich ist eines der Dinge am Fesseln, das mich stark bewegt, besondere Intimität, basierend auf Liebe, mit Verantwortung durch Widmung beider. Wir wagen uns an Grenzen, damit wir zusammen fühlen können. Das ist krasse Sexualität. Und wir zeigen uns inklusive unserer Schwächen, wir nehmen an und halten fest. Es gelten dabei die gleichen Regeln wie im Leben, vor dem Partner haben wir höchsten Respekt und behandeln einander sorgsam, streben nach Glück und Wohlbefinden. Dann geben wir ein seltenes, intensives Geschenk von Intimität, bewusst, nicht wahllos. Wir wagen uns ins Verborgene und Verbotene jenseits von Normen und Akzeptanz, opfern Sicherheit.... opfern Schmerz... opfern Leid... opfern Stolz... opfern Selbstschutz.... opfern Kontrolle.... geben uns einer Extase hin, doch spielen mit dem Feuer. Unsere Anziehung, Verlangen und Zuneigung ist so stark, dass wir an diesem, unserem, Ort komplett beieinander sein wollen und intensiv unser Innerstes fühlen wollen, im Moment füreinander, miteinander, lassen zu wer wir sind mit allen unseren Seiten. Das ist faktisch mystisch, es ist krass, und es ist sehr sexuell. Und diese Verführung ist weder sicher, noch gesund, noch kontrollierbar.
Es gibt viele Wege mit dem Seil und auch ich kann oftmals ästhetische Optik, akrobatische Technik, meditatives Knüpfen, tänzerisches Wickeln, entspanntes Quälen, sexuelles Seilgefummel, etc. genießen. Das alles ist schön und nett, doch jedes für sich ist nur die Spitze meines Eisbergs. Jeder hat seine persönliche Eisscholle, und das ist gut so. Denn das Seil ist ja nur ein Werkzeug. Was ich persönlich nicht so sehr mag ist "society SM", also das Ausleben von irgendwelchen Dingen im geistigen und emotionalen Normalzustand oder in sozialen Umgebungen. Das ist für mich zu oft oberflächlich und uninteressant - eben leere Taten und leere Worte. Aber ich weiß, dass viele Menschen hier anders empfinden, vielleicht auch weiter sind, und respektiere das.
Ein "Weg" dorthin?
Knoten und ein paar (schöne) dreckige Tricks kann man ja einfach und inzwischen an jeder Straßenecke lernen, doch am Ende zählt doch eigentlich nur die Persönlichkeit. Die Persönlichkeit ehrlich zu entwickeln fängt damit an, sich zuerst mit sich selbst zu konfrontieren. Keine leeren Worte, keine leeren Taten, nichts ohne Bedeutung und ehrlichen Gefühlen dorthin. Mein Wunsch ist, dass Paare über die Technik hinaus starkes Seil verantwortungsbewusst einsetzen und miteinander neue Wege entdecken, und zueinander finden. Ziel muss sein, nachher glücklicher als zuvor zu sein. Tiefe durch Ehrlichkeit, dauerhafte Veränderung und Bindung. Intensive Gefühle, kein traumatisches Leiden. Hierzu gibt es keinen vorgegebenen Weg, (und selbst wenn, dann ist dieser sehr schmal), nur die begrenzte Erfahrung Anderer.
Trends und virale, verlockende Muster in der Fesselszene, die insbesondere von relativen Anfängern nach dem "Stille Post"-Prinzip repliziert werden, halte ich für schwierig. Zumindest sollte man deren Herkunft, deren Mittel und deren Wirkungen sehr kritisch hinterfragen, und sich fragen, wie und ob man das für sich möchte. Für saubere Technik gibt es Systeme wie meines oder z.B. die verschiedenen Versionen des Osada Ryu und Naka Ryu. Es gibt Werkzeuge und Skills mit dem Seil. Dann gibt es emotionale Mittel, die vielleicht für den jeweiligen Menschen passen oder auch nicht passen. Doch selbst hier ist lehren und kopieren schwer und vielleicht gar nicht für jeden zielführend. Gleichzeitig warne ich sehr von der verbreiteten "Ich habe den Käse nach einem Jahr voller Workshops gegessen"-Einstellung - das ist dann oftmals nur der Edelschimmel gewesen. Wegen mit Bescheidenheit und Widmung zu folgen führt sehr langsam, aber sicher, zu tieferem Verständnis und weiterem Horizont, hoffentlich ohne schlechte Kopien von Personen zu produzieren.
Was sich weltweit gut verkauft sind wie gesagt flashy neue Dinge, aufgeblasene Lebensläufe, fancy japanische Namen, Showbusiness, Hochglanzfotos und alles, was einfach ist. Ich provoziere einmal: Es ist einfach, bequeme Convenience-Produkte wie abgepacktes Essen, mit tollem Etikett und hohem Zuckergehalt für den Konsum der Kundschaft zu verkaufen - wir alle lieben sie. Fesseln ist natürlich sehr simpel, Seil und das Verhältnis zwischen zwei Menschen hingegen ist hoch komplex und großteils unerforschtes und unerforschbares Terrain. Vollständiges Fesseln zum großen Teil durch netflixartiges Binge-Watching von Workshops lernen zu wollen, ist eine große Illusion. Besonders emotionale Inhalte vermitteln allzu oft den Eindruck, das alles dort "eingetrichtert" zu bekommen. Wenn es überhaupt möglich ist, so etwas zu "lernen", dann mit echter Widmung, Leidenschaft, privater Zeit, vorsichtiger Dosierung (!) und von innen heraus. Und wenn, dann erfordert es auch spezielle Menschen, die bereit und fähig sind, mit dem Einzelnen zu arbeiten, um so etwas nahezubringen - am besten privat und sehr persönlich - mit Kenntnis der eigenen Grenzen und Bescheidenheit.
Eine Community
Eine Community wie in München zu führen hin zu etwas besonderem und nicht trivialen ist nicht leicht, denn einerseits hat jeder Mensch vollkommen unterschiedliche Verständnisse und Zugänge zum Seil, die alle für mich gleichwertig sind. Andererseits erfordert dies eine Menge Erfahrung und ich habe höchsten Respekt vor solcher Arbeit. Das, was im Sinne des Fesselns und an Werten tatsächlich vorgelebt wird, wird sich nämlich auch bei vielen einschleichen und die erste Begegnung ist oft die bleibendste Prägung, die darüber entscheidet, ob ein Mensch Leidenschaft findet, irre läuft, oder sich vom Thema abwendet. Ich sehe hier eine Verantwortung der SKGM für die Entwicklung der Seilszene in München. Vielerorts besteht das Problem, dass Ego, Rollenbestätigung, Aufmerksamkeit, Kompetenzgefälle, Attraktivitätsstreben oder sexueller Zugang zu Partnern als eher weniger noble Beweggründe im Vordergrund stehen, und wir alle sind hier gefährdet. Was einfach ist, ist einen Raum auszubuchen, was schwer ist, ist eine sich entwickelnde Community zu führen.
Meine Neuausrichtung
In den letzten Jahren habe ich in Norddeutschland, Aschaffenburg, Frankfurt und jetzt München vielfältige Dinge versucht und getan, um auf meine Weise einen Beitrag zur Community zu erbringen und meine Leidenschaft mit Gleichgesinnten zu teilen, sowie selbst auszuleben. Ich habe sicherlich aus Überzeugung viel Einsatz erbracht, vieles erreicht, viel dabei gelernt und hatte nicht zuletzt das Privileg, hunderten von Paaren Shibari und meine Methoden und Gefühle dazu nahebringen zu dürfen.
"Jeder Mensch entwickelt sich - selbst ich." So habe ich für mich nun jedoch festgestellt, dass ich aktuell an einem Punkt bin, an dem ich nicht mehr hinter einem intensiven Shibari-Kurs-Programm in München stehen kann, welches hauptsächlich auf dem Konsum von Workshops basiert. Damit möchte ich andere Programme nicht bewerten oder herabwerten - wohl aber zum kritischen Denken anreden.
Mein weiterer Weg ist mir heute noch nicht vollständig klar und wird wahrscheinlich immer in Entwicklung sein. Einerseits möchte ich mich mehr auf das Private konzentrieren und für mich selbst meine Zeit zum Genießen mit und ohne Seil einsetzen. Das bedeutet auch, öfters bei Events zu Gast zu sein, oder anderen Hobbys nachzugehen. In der absoluten Top-Liga möchte ich nicht zwingend fesseln und muss auch keine neuen Trends mehr mitnehmen, geschweige denn wiederverkaufen. Es ist mein Weg, und mein Seil, uns es muss einzig mir und meiner jeweiligen Partnerin gefallen.
Somit ist auch der Faktor Zeit und Energie etwas, dass mich gegen Workshop-Wochenenden a la SKGM entscheiden lässt - zumal ich nur aus Überzeugung Dinge tue, Geld verdienen mit Shibari will ich weiterhin nicht.
Wie geht es weiter?
Workshops werde ich auch in der bisherigen Form sicherlich schon irgendwann wieder einmal geben, wenn ich von einer Gruppe darauf angesprochen werde. Das kann im privaten Wohnzimmer sein, im Wald, in einer Turnhalle oder in einer Kirche - wo Leidenschaft und Interesse ist, bin ich gerne. Und trotz meiner Kritik an Kursen allgemein stehe ich natürlich voll hinter dem, was ich (wie) vermittle und oftmals sind Workshops der einzige Weg, in begrenzter Zeit ein gewisses Thema mit einer Vielzahl von Interessierten zu teilen. Ein Programm füllen a la "Content Provider" werde ich aber nicht mehr und mich auch nicht zu regelmäßigem Betrieb verpflichten. Wenn ich zukünftig noch einmal Workshops gebe, werden diese in meinem Namen geschehen, oder im Namen einer Gruppe, die ich aktiv mit gestalten kann und hinter deren Angebot, Entscheidungen und Werten ich voll stehe. Sprecht mich gerne jederzeit an.
Eine Seilschule halte ich für eine der guten Arten des Lernens der Basics von Shibari (Ebenen 1 bis 2,5 meiner Pyramide), wenn sie mit tatsächlichem Praktizieren verbunden wird. Im Gegensatz zu Workshops kann man hier sich auf wenige Dinge pro Einheit konzentrieren, Details besser verinnerlichen, mehr Praxis bekommen und hat eine homogenere Gruppe. Ich unterstütze ein solches Vorhaben gerne mit meinem Einsatz als Lehrer und meiner Erfahrung und Systematik als Berater. Für den Aufbau einer solchen Gruppe fühle ich mich zeitlich allerdings nicht in der Lage und auch nicht berufen - dies wird andere Menschen erfordern. Bitte sprecht mich einfach mal an, wenn ihr so etwas vorhabt.
Peer-Rope-Veranstaltungen, welche den Austausch von Riggern fördern und zur realen Umsetzung motivieren, halte ich für eine großartige Sache. Gerne bringe ich mich hier ein, und nehme gelegentlich gerne auch teil - egal ob auf einfachem Level oder in einem fortgeschritteren Kreis. Es ist allerdings meiner Ansicht nach zwar eine Illusion, besonders in jungen Communities wie München, dass so etwas alleine genügt. Dennoch - Peer Rope ist eine super Sache und ich schätze auch das Münchner "Rope Lab", welches Input mit Peer Rope und Fesselabend verbindet.
Seilabende zum Erleben von Kinbaku sollten weiterhin angeboten werden, ob privat oder von einer Gruppe / einer Location organisiert. Solche Momente sind viel wichtiger als irgendwelche Kurse oder so. Ich denke, es ist wichtig, hier jegliches Technikgerede und allzu soziale Stimmung auszulassen, und einfach mit Partner bei angenehmer Musik und schöner Atmosphäre unter Gleichgesinnten Zeit zu verbringen. Ich komme natürlich hin und wieder gerne, wenn es sich einrichten lässt -z u privaten Veranstaltungen noch lieber als in SM-Locations.
Ich habe darüber hinaus die Vision einer Gruppe hinter verschlossenen Türen, bei der es darum geht, in ausgewähltem Rahmen und unter gleichgestellten Bekannten auf wirklich intensive Weise Kinbaku zu erleben - authentisch und ehrlich, mit Pathos, auch sexuell, mit Können und Niveau. Mit viel Engagement und (zumindest emotional-ästhetisch) elitärem Anspruch, ggf. inklusive Initiationsritual, mit einem Codex, usw. Nennen wir es vorläufig "Club der ..." (drei Punkte). Ziel ist, sich untereinander mit dem Feuer anzustecken und zu inspirieren, sowie real zu erleben. Und nach außen hin geschlossen aufzutreten, Menschen zu begeistern und dadurch unsere Leidenschaft weiterzugeben. Lassen wir der Masse ihr Seilyoga, wir gehen zurück in den Untergrund. Ich habe dazu viele Gedanken und Ideen und wer mag, kann mich gerne darauf ansprechen.
Lasst uns privat etwas machen!
Ein schönes Wochenende mit Anteilen von Privatunterricht und Coaching, aber auch gemeinsamer Freizeit und Quality Time kann ich euch als Paar oder kleine Gruppe jederzeit in Aschaffenburg anbieten, Sympathie vorausgesetzt - einfach mich fragen! So etwas ist definitiv die beste Art des Lernens und macht gleichzeitig noch Spaß.
Auch darüber hinaus freue ich mich, wenn ihr mich zu euren privaten Treffen einladet, wir gemeinsam auf Events gehen oder wir privat etwas spannendes oder entspanntes planen. Wo Freunde sind, bin ich gerne. Übrigens bin ich auch der Meinung, dass man Freunde daran erkennt, dass sie sich selbst bei einem einladen.
Kinbaku Weekend im Oktober!
Im Oktober möchte ich den Slot vom 4. bis 6.10. nutzen, mit euch ein der Fesselei gewidmetes Wochenende zu verbringen. Das wird kein Kurs, sondern einfach zwei schöne Tage in einer kleinen Gruppe netter Menschen mit dem Seil - für Inspiration, Austausch, etwas persönlich abgestimmtes Input meinerseits und insbesondere Erleben. Gerne auch im Studio McArthur, aber privater und gemeinsamer organisiert als bisher. Zu Selbstkosten, dafür mit Mitwirkung aller und einer gewissen Teilnahmevoraussetzung. Anmeldung ab jetzt persönlich bei mir, kleine Gruppe, nur persönlich bekannte und sympathische Teilnehmer. Details folgen nächste Woche noch!
Liebe Grüße
Leathan