Über Takatekote - TK - Gote - box tie
Warum ist es immer wieder sinnvoll über die berühmte japanische Fesselung des Oberkörpers nachzudenken? Weil sie die Essenz sadomasochistischer japanischer Tradition und Fesselkunst darstellt?
Weil sie so schnell schief gehen und zu Verletzungen führen kann?
Weil sie so trickreich ist und es so schwierig ist, sie wirklich richtig zu machen?
Weil es so viele alte und neue Varianten verschiedener Lehrer gibt?
Weil sie wie keine andere die Dominanz und Submission der Fesselpartner hervorbringt?
Man könnte zu allen Punkten ja sagen und das würde sicher mein Zeitfenster für dieses Posting am Sonntagmittag sprengen. Deshalb beschränke ich mich auf aktuelle Punkte und lasse einmal die historischen Betrachtungen weg. Vielleicht macht ja auch die Konzentration auf eine aktuelle Variante und der Hinweis, wie man sich als aktiver Fesselpartner dem TK nähern sollte, für die Münchner Fesselcommunity Sinn.
Vorab möchte ich betonen, dass ich als Lehrer eine deutliche Unterscheidung mache, mit welcher Intention man einen TK fesselt. Leicht Fortgeschrittene können sicher ein solches Muster im Stehen oder in der traditionellen Seiza Haltung am Boden üben, ohne sich dabei übermässig in Gefahr zu bringen. Man sollte sich aber nicht darüber hinweg täuschen, dass eine hängefähige TK Fesselung ein sehr solides Wissen der Grundlagen und eine fundierte Ausbildung bei einem qualifizierten und erfahrenen Lehrer vorraussetzt. Eine solche Ausbildung bekommt man nur durch den Besuch mehrfacher Workshops und monatelanger Übung der vermittelten Inhalte. In meinem Ausbildungsplan empfehle ich die Bondage Basics I, II und III Kurse bevor man sich mit diesem Thema befasst. Keinesfalls sollte man glauben, dass etwas was wie ein TK aussieht auch wie ein hängefähiger TK funktioniert. Es lohnt sich also zu hinterfragen, wie ein angebotener Workshop fundiert ist und welche vorherigen Kurse man bei seinem jeweiligen Wissenstand besucht haben sollte. Leider sind auch sehr oberflächliche Angebote auf dem Markt, bei denen mal schnell in zwei Stunden ein TK gefesselt und gelernt werden soll. Das halte ich für unseriös und ggf. für gefährlich, wenn keine klare Einordnung für die Interessenten angeboten wird.
Der TK befasst sich mit dem kompliziertesten Gelenk, das der menschliche Körper aufweist, dem Schultergelenk. Gleich zu Beginn werden die Arme auf dem Rücken positioniert und normalerweise an den Unterarmen durch einen Grundknoten (SCT) zusammen gefesselt. Wenn der passive Fesselpartner eingeschränkt beweglich ist, kann an diesem Punkte der Versuch einen herkömmlichen box tie mit horizontalen Unterarmen zu fesseln schon scheitern. Super bewegliche Models können vielleicht die Hände hoch über der Horizontalen bewegen. Im Durchschnitt werden Models aber Probleme haben die Unterarme in eine box Haltung bewegen zu lassen. Dann sollte man unbedingt eine low hands Haltung benutzen oder sogar ganz auf das Kreuzen der Unterarme verzichten. Eine Variante mit SCT an einem Arm und Hojo an dem anderen Arm ist auch möglich für sehr unbewegliche Models. Die Weite des Grundknotens ist nicht trivial. Es muss immer genug Luft gegeben werden, um bei Veränderungen der Körperhaltung keine Überspannung zu erzeugen.
Bei allen Fesselungen mit Armen auf dem Rücken sollte man sich bewusst sein, dass hier eine sehr unübliche Haltung verlangt wird und dass ein Model sehr schnell ermüden kann. Es besteht immer eine hohe Gefahr, das empfindliche Schultergelenk zu verletzen, wenn rabiat vorgegangen wird! Die Arme auf dem Rücken vom Körper weg zu ziehen sollte unbedingt unterlassen werden.
Das nächste Element des TK ist die Seilablage über der Brust. Um hier die richtige Technik der Seilablage und den Abschluß des ersten Seils zu bewerkstelligen, sollte man diese Schritte idealerweise in einen eigenen Workshop für 1-Seil-TK geübt haben. Die Seilspannung zwischen Armfesselung und Überbrustfesselung (stem), die Spannung in der Überbrustwicklung, die Position der Seile am Oberarm, der Ausgleich der Seilspannung zwischen mehreren wraps über der Brust, sind Punkte, die Wissen, Erfahrung, Geschick und Übung voraussetzen. Bis zu diesem Punkte sind fast alle TKs sehr ähnlich.
Unterschiede ergeben sich an dem Punkt, wo die Unterbrustlagen und die Verriegelungen (Kanucki) gefesselt werden. Traditionelle TKs wie Osada sehen kompliziert aus, neigen aber durch eine relative Gleichmässigkeit der Seilspannung eher weniger dazu, gefährliche Fehler zu verursachen. Ein eher einfach aussehender Naka TK stellt sehr hohe Anforderungen an die Variabilität der Seilspannung in den unterschiedlichen Elementen der Fesselung. Ein schöner Kompromiss in Sachen Stabilität, Ästhetik und Funktionalität stellt der relativ neue TK von Ren Yagami dar, der erst in den letzten Jahren neu eingeführt wurde. Man erkennt ihn an den halbmondförmigen Verriegelungen, die eine Verbindung zwischen den Überbrustwicklungen und den Unterbrustwicklungen herstellen. Dieser TK gefällt mir persönlich sehr gut und er eignet sich auch gut für Suspensions. In den Münchner Workshops werden im Allgemeinen Varianten dieses TK gelehrt, die nur zwei Unterbrust wraps und eine Unterarmfesselung haben. Yagami benutzt im Original etwas mehr Seil und erreicht eine etwas andere Ästhetik.
Abschließend möchte ich anmerken, dass die Auswahl des richtigen Workshops und eines guten Lehrers wichtige Punkte darstellen. Gründlich ist wichtiger als günstig!!!