Einspruch..
Zu pauschalisieren, dass eine rein platonische Freundschaft zwischen Männlein und Weiblein nicht funktionieren kann, finde ich persönlich nicht gerechtfertigt. Gehen wir davon aus, dass dieses eine Männlein und dieses eine Weiblein keinen anderen Kontakt zum anderen Geschlecht hat, so ist es, denke ich, nahe liegend, dass da irgendwann mal was im sexuellen Bereich passieren wird. Allerdings, wenn mal halt wirklich nur Freund ist und auch noch mehrere andere Bekannte hat, kann durchaus eine rein platonische Freundschaft zwischen Männlein und Weiblein möglich sein. Es ist die Erfahrung, die im Endeffekt entscheidend hierfür ist. Es kann doch durchaus möglich sein dass man unter seinen eigenen Geschlechtsgenossen keinen findet, mit dem man sich gut unterhalten kann oder gleichartige Interessen hat. Warum dann halt sich dann nicht mehr an das andere Geschlecht halten ohne gleich an Sex dabei zu denken. Und zum anderen.. Ich denke vieles beginnt oft als reine Freundschaft und sobald der Sex ins Spiel kommt kann es problematisch werden, wenn sich beide nicht von vornherein über alles im Klaren waren. Je tiefer man eine Freundschaft gepflegt hat, desto mehr kennt man den anderen. Der Sex kann das i-tüpfelchen auf allem sein und ich könnte mir vorstellen, dass es einige gibt, die lieber keinen Sex mit dem Gegenüber haben, nur um nicht die Freundschaft aufs Spiel zu setzen (Vielleicht ist das ja auch nur ne antiquarische Einstellung von mir..)
Mit den Ansprüchen an den/die Gegenüber sehe ich das aus meiner Sicht so:
Ich denke mal, nicht nur die Anzahl der Singles ist nach oben gegangen, sondern auch das allgemeine Alter der Singles. Ich denke mir dabei, dass so bis in den 70iger / 80iger Jahren es Gang und gebe war, dass Mann/Frau sich bis zum 20. Lebensjahr ausgetobt hat und mal gerne alles genommen hat, das net schnell genug auf dem Baum war, um es salopp zu sagen. Nur um sich halt auszutoben. Zu der Zeit war die Familie grundsätzlich noch etwas besonders. Mama war daheim und hat gekocht und Papa hat die Kohle nach Hause gebracht..ein richtig solides Familienleben halt. Die äußeren Einflüsse, die auf die Familie einwirkten, waren noch nicht so gravierend. Es gab zwar schon mal Stress bei Papa auf der Arbeit, aber ein echter Leistungsdruck war zu der Zeit noch nicht vorhanden. Da herrschten noch die eigentlichen Werte, die der Menschheit einst zu Grunde gelegt wurden.
Aber heute? Was sind denn die heutigen Werte noch? Was bist Du, was und wieviel hast Du und was hast Du schon erreicht.....? Bist Du heute nicht erfolgreich bist Du ganz schnell weg vom Fenster, der Leistungsdruck ist extrem. Es gibt doch kaum einen mehr, der von sich selbst her sagen wird, ich bin glücklich, weil ich lebe..und warum - weil das keiner mehr verstehen würde. Wie kann das denn möglich sein einfach nur so glücklich zu sein, nur weil man einen Partner hat und nicht beruflich erfolgreich ist, keinen Porsche vor der Tür stehen hat und nicht in der Gesellschaft angesehen ist...
Das alles hat natürlich auch einen Effekt auf eine Partnerschaft. Man hat halt nicht mehr die Musse und die Ruhe sich abends, nach nem stressigen Arbeitsalltag noch in den Stress mit der/dem Liebsten zu stürzen. Ausserdem gibt es ja, dem Internet sei Dank, genügend Substitutions (Ausweich) Objekte. Und nu geht das eigentliche Dilemma aus meiner Sicht eigentlich wirklich los und der Unterschied zu früher wird klar.
Früher..da hat man zwischen 20 und 25 geheiratet (schätzungsweise). Da gab es noch nicht soo viele Vergleichs-möglichkeiten mit anderen.
"Und wer niemals Erdbeereis gegessen hat wird auch niemals wissen, ob das Vanilleeis, das bislang das absolut geilste Eis auf Erden war, auch tatsächlich das Nonplusultra ist". - Was ich sagen will, wer noch nie mit jemand anderem zusammen gelebt hat ausser mit einer einzigen Person und es in dieser Partnerschaft auch genauso zuging wie früher bei Mama und Papa daheim, woher soll dieser jemand denn wissen, ob die Beziehung wirklich glücklich ist? Und genauso war es doch damals..da war der 1. oder der 2. gleich der richtige bis zum Lebensende....
Heute gibt es sehr sehr viele Vergleichsmöglichkeiten, nicht nur durch das Internet. Auch die täglichen Soups, die im Fernsehen laufen zeigen andere mögliche Situationen eines Beziehungsalltags. Die Folge..man kanalisiert alles, sucht sich aus, was einem gut gefällt und was nicht..basta. Und vor allem, was von der Aussenwelt auch anerkannt wird. Jetzt mal Hand aufs Herz, jeder der ein bissle was auf sich hält hat doch bestimmt schon mal irgendwen gesehen und gedacht "Um gottes Willen, wenn man mich mit der Person sehen würde wäre ich für immer bei allen untendurch"..oder etwa nicht.......
Dazu kommen viele Erlebnisse aus kurzen, schnelllebigen Beziehungen/Affären. Jede einzelne "produziert" ein neues Teil unseres Puzzles für den nächsten Partner. Und irgendwann ist das Puzzle so komplex, dass es schier unmöglich scheint noch überhaupt jemanden zu finden, es sei denn, man ist dazu bereit auch Kompromisse einzugehen.
Was ist denn wichtiger ? Den perfekten Partner in Gedanken zu haben oder einfach glücklich zu sein mit jemandem, der vielleicht nicht ganz so perfekt ist..........
In diesem Sinne
RC