manchmal ergibt es sich
ich wollte in der Gruppe mal so allgemein fragen, wie ihr das mit dem alleine reisen gemacht habt, wie ihr euch dazu durchgerungen habt etc.
Also bei mir hat sich das erste Mal ‚alleine reisen’ mehr oder weniger ergeben, ab er letztlich als eine ganz tolle Erfahrung heraus gestellt.
Es ist bestimmt schon fast 20 Jahre her…
Der Plan war um mit einem Freund von Deutschland aus über die Vogesen und die Alpen zum Mittelmehr zu fahren...
...mit dem Fahrrad!
Die Vogesen sollten hierbei sozusagen das ‚Trainingsprogramm’ für die Alpen sein. Während der Fahrt durch die Vogesen hat mein Freund allerdings ziemliche Probleme mit seinem Knie bekommen. Also sind wir erstmal nur ein paar Tage ‚ruhig’ durchs Flachland zwischen Mulhouse und Besancon gefahren, um zu schauen obs mit dem Knie besser wird.
Wurds aber nicht wirklich, also hat er den Zug heim genommen.
Ich hatte aber noch Urlaub und eigentlich keine Lust die Reise auch ab zu brechen. Durch die Rumtrödelei wegen des Knies reichte aber die Zeit nicht mehr um noch über die Alpen zu kommen und mir anschließend noch ein paar faule Tage am Strand zu machen.
Also musste ich mich ein wenig umorientieren. Ab in den nächsten Buchladen, irgendeinen Reiseführer dieser Gegend durch geblättert und mir die Orte notiert, die dort als sehenswert genannt wurden. Da ich kein französisch konnte erübrigte sich das durchlesen des Reiseführers. Es ging eher so ‚Och, das ist aber ein nettes
, da fahr ich mal hin’. Und schwupp stand die neue grobe Reiseroute fest: Der Burgund mit dem Nationalpark Morvan. Mit darin Dijon, Avallon, Vezelay, Autun, Cluny etc… Endziel war Lyon. Lyon war auch der einzige Ort, der mir etwas sagte. Der Rest, sowohl die Gegend als die genannten Orte, waren für mich damals so was wie böhmische Dörfer, nur halt in Frankreich.
Und so saß ich abends nicht bei Brot und Ziegenkäse auf einer Alm sondern in einem pittoresken Dorf bei herrlichem burgundischen Wein und Coc au Vin.
Und so saß ich da auch nicht mit meinem Freund, sondern alleine.
Obwohl ich natürlich sehr gerne mit meinem Freund weiter gefahren wäre, wich die Enttäuschung über seine Abreise sehr schnell einem enormen Gefühl der Freiheit. Ich radelte einfach durch irgendeine Gegend, die für mich einfach nur ‚the middle of nowhere’ war, weil ich darüber eigentlich nichts wusste. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete, bis auf eben die paar Fotos aus dem Reiseführer, die mir noch im Hinterkopf rumschwirrten.
Und es war wirklich ‚the middle of nowhere’, nur dann in schön. Die Landschaft und die Orte waren nicht spektakulär, aber einfach nett, natürlich und sehr pittoresk. Hin und wieder ein sehr touristischer Ort, aber es war überwiegend alles sehr ländlich und anonym, halt irgendwo in Frankreich.
Und da ich ja kein französisch konnte und Franzosen andere Sprachen meistens eher nicht beherrschen, wurde die einfache Frage nach dem Weg schnell zu einem zweistündigen Konversationsversuch. Häufig ging dies aber in eine Einladung zu einem Glas
über oder auch zu einem Mittag-
, manchmal wurde da gar ne
draus.
Die Kontakte waren einfach nur sehr freundlich, herzlich und irgendwie immer wieder anders.
Lange Rede, kurzer Sinn…
Es war wirklich toll!! Nix Abenteuerliches, sondern einfach erholsam (trotz des radelns) und sehr reich an Eindrücken.
Hätte ich mir vorher so ein Alleinereisen irgendwie vorstellen oder es gar planen können oder wollen? Nee, eher nicht, aber diese Reise hat dafür gesorgt, dass ich es seitdem immer wieder mal mache. Nicht immer mit dem Rad, nicht immer ‚in the middle of nowhere’, manchmal verbringe ich auch nur Teile der Reise alleine.
So musste ich mich nicht zum alleine reisen ‚durchringen’, sondern wurde mehr oder weniger drauf gestoßen. Das ist aber letztlich egal, denn es hat sich als sehr wertvoll erwiesen.
Vielleicht geht’s ja einigen ähnlich.