Aaaalso, es war einmal vor langer langer Zeit, als Tuvalu noch Klein-Tuvalu hieß, also kurz nach dem Krieg...
… da begab es sich, dass Klein-Tuvalu auf dem Fahrrad die Welt erkunden wollte, naja zumindest für den Anfang erstmal Frankreich. Reisebücher wurden nur als Gewichtsbeschwerer wahrgenommen und Karten aufs Minimalste reduziert. Und wenn jemand damals etwas von GPS-Geräten erzählt hätte, dann hätte er das wohl für eine Weiterentwicklung von BMX gehalten. Trotzdem hat er die Mitte von Frankreich irgendwie gefunden. Naja zumindest fast, denn der Naturpark Morvan liegt nicht weit von der Mitte Frankreichs entfernt. Aber was wollte er da, warum ist er ausgerechnet dorthin gefahren? Nun, dies ist nicht überliefert. Bzw. warum fahren Menschen überhaupt in den Morvan? Auch dies ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Denn der Morvan besteht aus Wald, Wald und nochmals Wald, und wenn es mal eine Abwechslung gibt, dann besteht sie auch aus Wald, nur dann mit etwas anderen Bäumen.
So fuhr also auch Klein-Tuvalu durch Wald, Wald und nochmals Wald. Dörfer, Städte, Menschen? Fehlanzeige. Was nicht heisst, dass es sie nicht vielleicht doch gibt, nur sie wurden nicht gefunden; denn wie gesagt, Karten waren nicht vorhanden, Straßenschilder übrigens auch nicht.
Es wäre also wirklich nicht überraschend gewesen, wenn auf einmal Obelix mit nem Wildschwein aufgetaucht wäre.
Ist er aber nicht, dafür gabs eine andere Überraschung. Ein Dorf!! Die Menschen dort nennen es nicht nur Dorf sondern ville, also Stadt. Und ich will es ihnen gar nicht mal verdenken, denn auch ich dachte, nachdem ich aus dem Wald heraus kam und mehr als drei Häuserdächer sah, dass ich mich nach all dem Wald auf dem Weg in eine Großstadt befand. Aber es wurde noch besser, die Zufahrtsstraße zum Dorf hieß ‚Avenue Mitterrand‘. „Klasse, den kenne ich“, dachte ich mir. Die können also nicht vollkommen von der Außenwelt abgeschlossen sein, wenn die eine Straße nach ihren aktuellen Präsidenten benennen. Meine Hoffnung auf Strom und fließend Wasser wuchs. Als ich dann auf dem Weg ins Ortszentrum in die ‚rue Mitterrand‘ einbog, schob ich das irgendwie auf mangelnden Einfallsreichtum, dachte mir aber noch nichts weiter dabei. Dann aber auf dem Dorfplatz angekommen, der ‚place Mitterrand‘ hieß, mit einer Bronzeskulptur von Francois Mitterrand mittendrauf, vor einer Kneipe stehend mit dem Namen ‚chez Francois‘ und Blick auf ein Verkehrsschild, dass die Richtung zum ‚Musée Mitterrand‘ wies, tja, da dämmerte mir, dass die hier irgendwas mit Francois Mitterrand am Hut haben müssen.
Scharf kombiniert, Tuvalu! Denn Francois Mitterrand war in diesem Ort mit ca. 2000 Einwohnern, irgendwo völlig versteckt in Frankreich und total unbedeutend, 22 Jahre Bürgermeister (von 59 bis 81), bevor er dann Präsident wurde.
In dem Museum werden alle Geschenke und Kuriositäten ausgestellt, die Mitterrand erhalten hat als Präsident. Quasi was bei uns ins Deutsche Historische Museum nach Berlin wandert.
Ich fand’s faszinierend, dieses Dorf irgendwo im Nichts und die große weite Welt.
Ach ja, der Ort heisst Chateau-Chinon.
Wer mag weitermachen?