*****978:
quasi für kurze Zeit eigenständig war
Das kann ich so stehen lassen, und zwar eigenständig für genau
einen Tag, gewissermassen zumindest.
Der Rest stimmt zwar nicht ganz, kommt der Wahrheit aber schon ziemlich nahe, deswegen lasse ich es mal gelten.
Es handelt sich hierbei um
Rüterberg.
Das ist ein kleines Dorf in Mecklenburg direkt an der Elbe. Und weil die Elbe dort Grenzfluss war, lag das Dorf damit auch direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Die Elbe fliesst dort aber in einem grossen Bogen um das Dorf herum, welches damit sozusagen auf einer Landzunge liegt. Rüterberg war also an drei Seiten von der Bunderepublik umgeben.
Und die DDR hatte ihre Grenze ja mit Zäunen, Wachposten usw. gesichert. Die Grenze lag eigentlich in der Flussmitte, aber da konnte man ja nicht so gut Zäune aufbauen, also tat man das am Ufer. Rüterberg war also direkt an der Ortsgrenze an drei Seiten eingezäunt und hatte keinen Zugang zur Elbe.
Die DDR hat es aber bei der Grenzsicherung irgendwann nicht mehr nur bei einem einfachen Zaun belassen, sondern baute eine ganze Sperrzone mit weiteren Zäunen usw.
Das Dorf lag aber zu nahe an der Elbe und damit dem ersten Zaun, so dass man die Sperrzone nicht um das Dorf herum führen konnte. Also hat man den zweiten Zaun einfach auf der anderen Seite um das Dorf herumgebaut.
Damit war der Schlamassel für die Rüterberger komplett, denn das Dorf lag damit
IN der Sperrzone und war nun komplett eingezäunt. Das Dorf war dadurch selbst vom Gebiet der DDR abgeschnitten. Nur durch ein bewachtes Tor konnten die Bewohner ihr Dorf nach Vorlage des Passierscheins verlassen oder betreten. Besucher konnten nicht empfangen werden. In den Nachtstunden zwischen 23 und 5 Uhr war ein Passieren nicht möglich. Das Dorf war also sowas wie ein Freiluftgefängnis.
Tja, und dann wurde als Protest gegen die durch die Isolierung bestehende Situation am
8. November 1989 von den Bewohnern die
Dorfrepublik Rüterberg ausgerufen. Damit sollte ein Zeichen gegen die jahrelange Demütigung durch die DDR gesetzt werden. Dies passierte bei einer Einwohnerversammlung (bei der neben 90 Einwohnern auch Vertreter vom Rat des Kreises Ludwigslust, ein höherer Offizier der Grenztruppen und der Leiter des Volkspolizeikreisamtes zugegen waren), in der es darum ging, sich in einer Dorfrepublik fortan die eigenen Gesetze zu schaffen und sich nicht länger von der DDR-Führung bevormunden zu lassen. Die Bewohner beschlossen einstimmig die Einrichtung der Dorfrepublik.
Wie gesagt, das war am
8. November 1989. Ein Tag später viel bekanntlich die Mauer und noch einen Tag später die Zäune rund um Rüterberg.
Später erhielt die Gemeinde Rüterberg vom Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern das Recht, die Bezeichnung
„Dorfrepublik 1961–1989“ (ab 2001
„Dorfrepublik 1967–1989“) als Zusatz auf allen Ortsschildern zu führen.
Sachen gibt's.
Wers nachlesen möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCterberg
ingo1978, Du bist dran mit der nächsten Frage