Talk - Verdacht des Diebstahls /Diebstahl im Job

Da ich das Thema sehr interessant finde greife ich das hier einmal auf.
Da hat gestern eine Mitarbeiterin, die 33 Jahre bei Kaisers gearbeitet hat, ihren Job verloren, weil sie Pfandbons von, noch nicht einmal 2 EUR, eingelöst hat, die nicht ihr gehörten.

Ich arbeite seit über 20 Jahren im Personalwesen. Habe immer Kontakt zu den Mitarbeitern, die ich verwaltete. Ich habe lange Zeit in der Verwaltung eines Kaufhauses gearbeitet und viel mitbekommen.
Da war z.B. eine Mitarbeiterin, die schon 25 Jahre bei uns beschäftigt war. Sie mußte wegen Diebstahls entlassen werden, als sich der Verdacht bewies, dass sie Reklamationen manipulierte. Sich das Geld in die eigene Tasche "auszahlte". Aufgefallen ist das Ganze, weil ein Kassenbon über sage und schreibe 1,50 EUR eine Unterschrift aufwies, die der, der Kollegin sehr ähnelte. Anders als im aktuellen Fall wurde hier jedoch ein Detektiv beauftragt, sich das ganze näher zu betrachten und so konnte sie überführt werden. Sie hat, hochgerechnet, über nachweislich mind. 3 Jahre mind. 15.000 DM unterschlagen.
Was ich damit sagen möchte? Man muß 2 Seiten sehen...Mitarbeiter, die über Jahre im Betrieb sind, kennen diesen auch in und auswendig...
In meiner jetzigen Position vertrete ich die Firma auch bei Arbeitsgerichtsprozessen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass in 90% aller Fälle von den Gerichten immer pro Arbeitnehmer entschieden wird.
Ich habe noch nie einen Kammertermin erlebt, wo tatsächlich dem Arbeitgeber vollkommen Recht gegeben wurde. Unterm Strich wurde immer verglichen und Abfindungen gezahlt.
Selbst wenn man einen Mitarbeiter auf frischer Tat und mit 5 Zeugen beim Diebstahl erwischt hat man als Arbeitgeber noch pech, wenn der Betriebsrat nicht richtig informiert wurde.
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut nicht immer pro Arbeitgeber. Jedoch sollte man beide Seiten sehen. Wo fängt Diebstahl an, und wo hört er auf?
Die Frau hat sicher gewußt, dass sie etwas Falsches macht, wenn sie die Bons einlöst, genau so wie wir wissen, dass es nicht rechtens ist, wenn wir uns einen Briefumschlag im Büro nehmen um unsere private Post darin zu kuvertieren... wer sagt, dass bei 33 Jahren Betriebszugehörigkeit die Hemmschwelle so gering geworden ist, dass die Bons nur "die Spitze" waren?
Ich bin bei sowas vorsichtig geworden denn wenn ich so darüber nachdenke, sind mind. 70% des Personals, dass wegen Diebstahl "gehen" mußte, Mitarbeiter gewesen, die bereits mehr als 10 Jahre
da waren (einer sogar 30 Jahre)..

Das Einzige, was mich bei diesem Fall hier wirklich massiv stört ist die Tatsache, dass es nicht 100% sicher ist, dass sie sich die Pfandbons angeeignet hat und es nicht ihre waren....allerdings hab ich auch die Akten vorliegen um zu lesen wie dass alles aufgedeckt wurde...

Überrascht hat mich das Urteil alle Male... Wünschte mir, manchmal würde bei wesentlich klareren Fällen so entschieden..

LG
Miss