Verschwörungstheroien
Ähhm... die Schweinegrippe hatte bereits Mitte April 2009 um die 1600 Menschen in Mexico infiziert.
Quelle: 3sat.de
Impfstoffentwicklung braucht Zeit und Sorgfalt
Im Pandemiefall arbeiten Forscher unter Hochdruck
Um einen Pandemie-Impfstoff zu produzieren, müssen die Viren aufwändig angezüchtet werden. Sie reifen in bebrüteten Hühnereiern oder auf Zellkulturen heran, bevor sie als Grundlage verwendet werden können.
"Die Herstellung kann drei Monate dauern, aber auch länger", sagt der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker im Mai 2009. Marburger Wissenschaftler setzen dabei zum einen auf den Wildtyp des Schweinegrippevirus, zum anderen auf eine Variante von H1N1. "Wir vermehren das Virus, das als Ausgangsmaterial, als 'Saatvirus', dienen soll, erläutert der Virolologe Stephan Becker.
Das Institut arbeitete zusammen mit dem Pharmahersteller Novartis Behring in Marburg an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Schweinegrippe. Wichtiger Partner bei der Herstellung des ersten Impfstoffes sei das Institut für Virologie der Philipps Universität in Marburg gewesen. Eine zweite Anlage wird in den USA gebaut.
Es braucht einen Monat, den Keim herzustellen
Die Zeit drängt für die Forscher
Es brauche alleine mindestens einen Monat, um den "Keim" für den Impfstoff zu entwickeln, betonte die Direktorin der Pan-Amerikanischen Gesundheitsorganisation, Mirta Roses-Periago im Mai 2009. Erst nach diesem Prozess beginne die Entwicklung und Überprüfung eines möglichen Impfstoffs, sagte die höchste Gesundheitsbeamtin für die Staatengemeinschaft des gesamten amerikanischen Kontinents. Schließlich müsse dann noch die Produktion und die Verteilung anlaufen.
Dennoch sei die Welt heute viel besser auf den Ausbruch einer Pandemie vorbereitet als bei dem Ausbruch der Atemwegserkrankung Sars 2003. Die Welt sei sehr viel effizienter präpariert auf eine Grippe-Pandemie "als je zuvor in der Geschichte", betonte auch Konteradmiral Steven Galson, der Leiter der US-Gesundheitsdienste im US-Gesundheitsministerium auf der gemeinsamen Veranstaltung mit Roses-Pirago. Letztlich entscheidet die Weltgesundheits-Organisation (WHO), ob ein Pandemie-Impfstoff notwendig ist.
Bei der Impfstoffentwicklung ist höchste Sorgfalt angebracht: 1976 brachten die US-Behörden bei einer anderen Variante der Schweinegrippe überhastet ein Medikament auf den Markt, mit dem 40 Millionen Menschen geimpft wurden - aber nur gegen eine Variante der saisonalen Grippe. Nach der Impfung wurden dutzende Menschen krank, einige starben. Dies soll sich nicht wiederholen: Das nationale US-Gesundheitsinstitut (NIH) werde jeden Impfstoff gründlich testen und die richtige Dosis bemessen, bevor er auf den Markt komme, versicherte US-Gesundheitsministerin Kathleen Sibelius am 30. April 2009.
Impfstoffe gegen die Viren aus Bakterienkulturen
Schweizer wollen aus Bakterien einen Impfstoff gewinnen
Der Immunologe Martin Bachmann und die Biotechnologin Franziska Zabel von der Schweizer Firma Cytos arbeiten an einer Möglichkeit, Virenimpfstoffe in Bakterien statt wie bisher in Hühnereiern zu ziehen. "Eines der wesentlichen Probleme der konventionellen Impfstoffe ist nicht nur, dass man sie jedes Jahr machen muss, sondern auch, dass der Prozess sehr ineffizient ist", meint Bachmann. "Man braucht pro Impfstoff ein solches Ei. In einem Pandemie-Fall, in dem Milliarden von Dosen gebraucht würden, ist es schwierig, in nützlicher Frist Milliarden von Eiern aufzutreiben." Aus einem Liter Bakterienkultur ließen sich so 20.000 Dosen Impfstoff produzieren.
Die Forscher haben ein Oberflächen-Eiweiß des Grippevirus H1 an ein virusartiges rundes Partikel gekoppelt. "Das sind Strukturen, die wie Viren aussehen, aber ungefährlich sind und nicht infizieren können. Koppeln wir ein Antigen an ein virusartiges Partikel, sieht das Antigen aus wie das Virus selbst. Dann antwortet das Immunsystem mit entsprechend starken Antikörpern."
Bei Mäusen sind die Ergebnisse nach Angaben der Forscher erfolgreich, klinische Versuche am Menschen stehen noch aus, erläutert Bachmann. "Wir diskutieren das zur Zeit: Wir können nicht hunderte von Millionen Impfstoffdosen herstellen. Wir müssten das aufs Geratewohl produzieren und unsere Ressourcen aufwenden für etwas, das man vielleicht gar nicht braucht." Man müsse Regierung und große Pharmafirmen einbinden: "Deshalb sind wir sowohl mit Pharmafirmen wie auch mit dem Bundesamt für Gesundheit im Gespräch."
Wandelbare Viren sind ein schwieriges Geschäft
Forscher im Wettlauf mit leblosen Feinden
Dass sich Influenzaviren ständig verändern, macht die Impfstoffherstellung besonders schwer. Deswegen muss auch der Impfstoff für die "normale" Grippe jährlich neu zusammengesetzt werden. Grundsätzlich kann mit der Herstellung eines Impfstoffes erst begonnen werden, wenn der Erreger eindeutig identifiziert ist. Ein Impfstoff muss einen oder mehrere Eiweißstoffe genau jenes Virus enthalten, gegen das er schützen soll. Das erst führt zur Bildung von Abwehrstoffen im Immunsystem. Bereits seit einigen Jahren arbeiten Experten vor dem Hintergrund der Vogelgrippe an der Entwicklung eines Prototypen, der als eine Art Grundgerüst für die Bekämpfung eines "Supervirus" dienen soll.
Protein P2 soll Universalimpfstoff ermöglichen
Belgische Forscher haben möglicherweise einen universalen Impfstoff gegen alle möglichen Typen von Grippeviren entdeckt. Erste Versuche mit Mäusen seien sehr erfolgreich gewesen, berichten die Virologen der Universität von Gent. Bei der Entwicklung des Impfstoffs konzentrieren sie sich auf das Protein M2, das jedes Grippevirus aufweist. M2 hilft dem Virus beim Eindringen und Verlassen von Zellen. Da es sich praktisch nicht verändert, ist es bei jedem Influenza-Virus gleich. Der neu entwickelte Impfstoff verändert das Protein dahingehend, dass es eine Immunreaktion des infizierten Körper hervorruft. Derzeit bereiten die Forscher klinische Tests mit dem Impfstoff vor. Bis dieser jedoch zur Verfügung steht, wird es noch einige Jahre dauern