Ereignisreiche Stunden....
Nach dem ich nun also am Wasserfall war und nicht nach Gäddede zurück wollte, hab ich mich auf eine gut 80 km lange Schotterpiste begeben.
Nach so viel Tourismus war mir wieder nach "Einsamkeit". Außerdem hatte ich noch keinen Stellplatz für die Nacht und war noch fit.
Zuerst war alles wie immer. Ich hab zwischendurch meine kleinen Pausen gemacht, Fotos geschossen,
(Blick zurück zum Vildmarksvägen)
(Mal so)
(Mal so)
und bin mit meinen gemütlichen 40 bis 50 km/h durch die Einsamkeit gejuckelt.
Juckte auch niemanden sonst - das ist mal eine der Straßen, wo es wirklich, wirklich wenig Häuser gibt.
Und genau so eine Straße muss man fahren, wenn man sich plötzlich mit einem Bären konfrontiert sehen möchte!
Da kam ich dann also um die Kurve "geschlichen", da brach gleichzeitig das Tier von links aus dem Gestrüpp - sah mich - machte im Lauf einen Satz - und rannte dann über den Weg wieder in den gegenüberliegenden Wald hinein.
Das ganze ging so schnell, dass meine Hand noch nicht mal die große Kamera berührt hat - da war er schon wieder verschwunden
Und mein nächster Gedanke: "Sch... die GoPro war auch nicht an".
Aber dann kam die Euphorie!
Ich seh ihn immer noch vor mir:
Relativ klein, eine Mischung aus hell- und dunkelbraunem, im wahrsten Sinne des Wortes, wehendem Fell und sooooooooooooooooo süüüüüüß
Jaaaa
ich hab einen wilden Bären gesehen
.
Mein zweiter in meinem Leben. Der erste war in Amerika. Ein Schwarzbär. Doch dieser hier war viel schöner. Viel mehr Fell. Halt wie son richtiger Teddybär. Nur halt Lebendsgroß und durchaus auch gefährlich.
Aber ich war so berauscht, dass ich erst mal angehalten habe und natürlich ausgestiegen bin.
Vom Bären war nicht mal mehr was zu hören, wärend ich mir die Stelle genau angesehen habe wo er raus kam und wieder im Wald verschwunden ist.
Leider war es zu trocken. Der Bär hat keine Abdrücke im Boden hinterlassen. Aber dort, wo er raus kam war zu erkennen, das dies ein Wildwechsel ist.
Sollte ich je noch mal diese Straße fahren, weiß ich, wo ich mich dann mal länger aufhalten muss.
Doch jetzt war eh nichts mehr zu machen. Die Bären in Schweden sind sehr scheu. "Touristennbären" mit der Kamera zu erlegen ist ein Glücksfall. Und mein pelziges Exemplar war bestimmt schon einige, schwedische Meilen weiter weg, als ich mich ins Auto setzte um weiter zu fahren.....
Während ich also beschwingt, glücklich und trällernd (hab mal eben ein Lied über mich und den Bären erfunden) weiter fahre, fällt mir beiläufig am Horizont eine ziemlich große Wolkenformation auf.
Cool! Ich liebe das. Das fehlt auch noch in meiner Sammlung von Zeitraffervideos. Wolken, die wachsen und woraus sich dann Regen ergießt oder sogar ein Gewitter entsteht.
Gedanke zu Ende gedacht, da machte mein Auto ein dezentes "Pling" vom Bordcomputer und ich konnte für gute 3 Sekunden lesen:
"bitte Ölstand prüfen"
bis dieses wieder erlosch.....
Ok.
Wir befinden uns also auf einer einsamen Straße. Die Sonne ist steht schon ziemlich tief. Es ist schon sehr spät. Das letzte Haus lag vielleicht 20 km hinter mir und die nächste "Stadt" so 20 km vor mir. Und was hab ich vergessen mitzunehmen: richtig. Hochleistungsöl für mein Auto!
Kurzzeitig hab ich überlegt, ob ich nun in Tränen ausbrechen soll. Aber irgendwie kam dann diese schwedische Gelassenheit.
Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil ich im ersten Moment das kleine Warndreieck mit dem !-Zeichen, was nun permanent unter der Anzeige vom Bordcomputer vor sich hin leuchtete und vom Lenkrad verdeckt war, nicht sah. Auf jeden Fall bin ich weiter gefahren. Mit so 30-40 km/h. Hab mir vom Computer die Öl-Temperatur anzeigen lassen und mir gedacht: kommt sie über eine bestimmte Temperatur, mach ich den Wagen aus.
So bin ich dann doch ziemlich entspannt noch 10 km weiter gefahren.
Die beeindruckende Wolkenformation hatte sich mittlerweile zu einem Gewitter entwickelt
bis dann plötzlich Häuser auftauchten.
An einem wurde sogar gerade auf dem Hof gearbeitet. Und - was für mich ein gutes Signal war: da standen mind.15 alte Autos rum. Da konnte ich nur richtig sein!
Und so hab ich dann eine total tolle, schwedische Familie kennen gelernt. Mit vereinten fachmännischen Diskussionen in 4 Sprachen (Schwedisch-Englisch-Deutsch-Hände&Füße) haben wir mit 5 Leuten um den Motor gestanden, wärend es anfing in Strömen zu regnen und der Donner immer lauter wurde.
Doch das Glück blieb mir holt. Man hatte noch einen Restbestand von gutem Longlife-Öl. Damit wurde mein Auto gefüttert und siehe da: kein leuchtendes Warndreieck unterhalb der Bordcomputeranzeige.
Sehr, sehr glücklich und mit einem "Wattenläufer" (so was wie Jägermeister - nur besser) weniger im Auto konnte ich dann nach Strömsund fahren um mir noch einen Liter Öl zu kaufen
Und dann war es weit nach 23 Uhr. Kein Campingplatz hat dann mehr auf und der in Strömsund ist mir auch viel zu nah an der E45.
Wo wollte ich noch mal hin? Ach ja. Nach Åre. Sind doch nur 3 Stunden
Und ich war "aufgekratzt". Vildmarksvägen. Wasserfälle. Wildbären. Glücklich ausgegangene Öl-Pannen. Meine Energie war auf dem Höchststand.
Auf nach Åre!
Und so bin ich los. Mit guter Musik und frei zu tun und zu lassen was ich wollte.
Habe Nebelbänke gesehen, die langsam über kleine Wiesen flossen.
Bin an einer großen Party vorbei gekommen, wo kurz vorher ein kleines Traktorpulling zu Ende gegangen war.
Hab im halbdunklen weite Landschaften und hohe Berge in der Ferne gesehen.
Und plötzlich (so nach 50 km) war da dieses vertraute Zeichen.
Und ich konnte mich nun an einer sehr schönen Badestelle in mein Bettchen legen und glücklich einschlafen.
Was lernen wir daraus?
• nimm genug Öl für dein Auto mit, wenn du einen Langstreckenurlaub hast
• gerate nicht in Panik: es gibt immer eine Lösung
• wenn das Öl-Zeichen Orange leuchtet, kann du noch etwas fahren (war so bei mir)
• wenn das Öl-Zeichen rot leutet, mach sofort den Motor aus
• schwedische Bären sind einfach zum knuddeln süß