Berührung...
kann ja auch so vieles sein.
Ein Mann fasst mich an. Ich spüre nichts außer die Handlung.
Ein anderer Mann schenkt mir ein Lächeln, und ich bin tief berührt.
Deswegen können für mich Sex und Liebe auch getrennt voneinander ablaufen. Ich habe allerdings festgestellt, dass mir Sex ohne Berührung immer fader wird, denn es bleibt danach das große Nichts, die große Leere.
Für mich ist die Art, mit welcher Wertschätzung und welcher Geisteshaltung wir einander begegnen, maßgeblich entscheidend dafür, ob ich einer Person nah sein kann und will, oder nicht.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, zu sehen und gesehen werden. Nicht in Bezug auf Selbstdarstellung, sondern ob mein Gegenüber mir in meine Seele blicken kann und wie er letztlich damit umgeht. Natürlich auch anders herum.
Verletzlichkeit zu sehen, und mit Worten, Taten, Berührungen, Blicken sanft darüber zu streichen und das Gefühl zu vermitteln, jemand wird damit einfach angenommen, ist eine tiefe Form der Berührung für mich, die ich sehr gern schenke, wenn man miteinander auf einer ähnlichen Welle liegt.
Ich kann Menschen sehr gut berühren.
Wildfremde kommen zu mir und schütten vor mir ihr Innerstes aus. Wahrscheinlich, weil ich diese Schattenseiten sehe und immer so wertschätzend damit umgehe.
Ich singe, seit ich klein bin.
Es gibt Konzerte, da kann man eine Stecknadel fallen hören, weil ich mich der Musik sehr echt und verletzlich hingebe. Ich merke an den Reaktionen (weinen, ergriffen oder nachdenklich sein), dass es ganz vielen Menschen innerlich ähnlich wie mir geht, dass sie alle Wut, Trauer, Verzweiflung, Schmerz, Leid, Hoffnung, Liebe, Freude, Leidenschaft und mehr tief in sich tragen, es aber zu wenig Menschen gibt, die mit ihnen fühlen.
In der Musik merke ich, wie Menschen das plötzlich zulassen können, bzw. Musik die so derart triggert, dass sie gar nicht anders können.
Anders herum fehlt es mir oft an einem solchen Gegenüber.
Und da diese gegenseitige Berührung für mich deutlich mehr als nur anfassen/kuscheln ist, kann ich mir auch nicht vorstellen, mit fremden Menschen, die ich gar nicht kenne und die ich womöglich biologisch schon nicht riechen mag, zu kuscheln.