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Heiligabend mit einem kleinen Zwischenfall

Heiligabend mit einem kleinen Zwischenfall
Gemeinsam waren sie vom Gottesdienst gekommen.
Hatten, wie seit Jahrzehnten, die uralten Gebete gesprochen.
Es gab einen kleinen Missklang, als der neue Pastor forderte, ein wenig mehr in die Kollekte für die Menschen , denen Kirchenasyl gewährt wurde, zu spenden. naja, er war eben noch jung.

Es gab Dreierlei Mousse von rohem Lachs, Thunfisch und Zander auf gemischten Blattsalaten an leichtem Wasabischaum.

Getrüffeltes Maronenschaumsüppchen.

Gans, Pute und Ente mit Blaukraut oder Schwarzwurzeln oder Mischgemüse mit Salzkartoffeln oder Knödeln sowie Apfelmangomus und Wildpreisselbeeren.

Diverse Käse und Obst.

Eine Trilogie aus Lebkuchenmousse, Mousse von Bitterschokolade und Zimtmarzipanmousse bei frischen Mangos, Papayas und Drachenfrüchten an Ingwerschaum auf Limonengelee.

Mocca und hausgemachtes Konfekt, alles von einem jeweils passenden Wein begleitet.

Dann folgte die Bescherung.

Ein filigranes Schmuckstück hier, eine kleine Antiquität dort.
Ein erlesenes Stück für die hauseigene Waffensammlung, ein kleines Weinsortiment eines Winzers, der eigentlich nicht verkaufte.

Das relativ große Lichtbild eines noch unbekannten Künstlers wurde als sehr mutig empfunden.
Aber so waren sie. Edel, kultiviert und mutig.

Ein Gast ging aus dem Salon, die Unterhaltung ging weiter.
Das Zertifikat des filigranen Schmuckstückes wurde begutachtet. Besonders hochwertiges Platin, das fast wie Eisen wirken konnte, natürlich ein Unikat.

Die Urlaubspläne für die nächsten Monate wurden ausgetauscht. Ein leises Geräusch ertönte aus dem Nebenzimmer.
Die Gastgeberin sah kurz nach, kam wieder. Die Unterhaltung ging weiter, war gerade bei den Vorteilen verschiedener Golfplätze angelangt.

Es wurde sich höflich nach dem Abwesenden erkundigt.
" Nur ein kleiner Zwischenfall", sagte die Gastgeberin. Das Gespräch war bei den besten alten Weinjahrgängen. Und bei der Herausforderung, vorher schon abzusehen, welche Einlagerung sich lohnte und welche nicht.

Im Nebenzimmer hatte sich der Weihnachtsflüchtling klammheimlich erschossen, höflicherweise auf einem großen Stück Wildschwein und in einem selten genutzten Zimmer.
" Ich ertrage das Leben nicht mehr" stand auf einem Zettel.

Das Gespräch war jetzt bei den Finessen des Steuerberaterwechsels bzw. einer Neueinstellung Selbiger.

Filetierte Blutorangen, Macadamianüsse und Feigensorbet wurden gereicht.

Morgen würde der Hausarzt kommen und das Problemchen entsprechend verschriftlichen, zum Glück war ein familieneigener Friedhof vorhanden.
Wer wollte schon einen Skandal, womöglich die Aufmerksamkeit des Pöbels.

Ältere Fotos wurden gezeigt, zwei Frauen trugen zeitweilig tatsächlich den Ton Aubergine.
Und die Kleidung: Nichts ist merkwürdiger als die Mode des letzten Jahres.
Weswegen es sowieso besser ist, Zeitlosigkeit zu bevorzugen.

Es wurde sich zur Jagd und zur Vernissage verabredet.

Es wurden frisch gepresste Säfte gereicht.

Die Sterne funkelten.
Es war Weihnachten.

Und würde es, so Gott will, auch im Folgejahr in fast gleicher Runde wieder sein.
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