Die gute Sub
Die gute Sub lernte den, den sie kurz darauf ihren Herrn nannte, über eine virtuelle Plattform kennen.Nennen wir diese Joyceclub, warum nicht. Und jubelte bereits einige Tage darauf in der subbigen Ecke darüber, endlich von " ihrem Herrn" gefunden worden zu sein.
Die gute Sub suchte schon etwas länger, was keinesfalls an ihren überhöhten Ansprüchen lag. Nur: Bekanntlich können Männer besser kucken als denken, und da die gute Sub weißliche, schlaffe, unreine Haut und auch noch Kinder hatte gestaltete die Angelegenheit sich schwieriger.
(Würden Männer besser denken als kucken können hätte das keinen Unterschied gemacht, denn die gute Sub konnte zwar sehr schnell Brötchen schneiden, belegen und kassieren, aber sonst hatten sich Intelligenz und Bildung nicht die Klinke in die Hand gegeben. Sie sieht das anders, sie ist stolz drauf, beruflich ihren "Mann zu stehen" wie sie gerne sagt. Wenn sie ihrem Aushilfsjob nachgeht, ausserdem beantragt sie die Nachrangleistungen ganz alleine)
Nach dem üblichen Schreiben traf die gute Sub sich mit einem Hamburger, seinem Profil nach zu urteilen. Bei dem Treffen gab sie sich freundlich und zuvorkommend, er sich moderat und positiv.
Als direkter Nachfahre der Pferdehändler fiel es ihm nicht schwer, die gute Sub dahingehend zu beeinflussen, ihn für den Glücksfall ihres Lebens zu halten.
Sie kocht für ihn, sie putzt für ihn, sie lässt sich auf SM-Feten von ihm quälen. Gewirtschaftet wird getrennt, klar. Wäre sonst teuer für ihn geworden, gelle? Sonst legt er ab dem ersten Tag Wert darauf, der Mann in ihrer Wohnung und ihrem Leben zu sein, und zwar der einzige.
Die Exfreundin von ihm lies die gute Sub warnen, ob der virtuelle Brief bereits von ihm abgefangen wurde oder ob die gute Sub sich ihr Glück nicht kaputtmachen lassen wollte sei dahingestellt. Jedenfalls glaubte sie erstmal seiner krausen Version und versuchte, ihn zufrieden zu stellen.
Die gute Sub hatte ihr Profil bereits in " Mein Herr hat mich gefunden" verändert und die öffentliche Freundschaft ist auf ihrem Profil zu sehen. Auf seinem Profil war die öffentliche Freundschaft nicht zu sehen, nur für die gute Sub von ihrem eigenen Profil aus. Denn sie ist ja die öffentliche Freundin. Auch die Tatsache, das ihr nun endlich gefundener "Herr" sein Profil keineswegs änderte und weiterhin als suchender Single nach emotionaler Intelligenz in Verbindung mit SM und gutem Aussehen sucht schien die gute Sub nicht zu bemerken. Zudem hatte sie ja als gute Sub kein Recht, danach zu fragen.
Wenn beide sich trafen versuchte sie alles, um es ihm Recht zu machen. Seine plötzlichen Absagen sah sie als sein dominantes Recht an.
Ebenso wie sein Recht, plötzlich aufzutauchen und ihre Freunde zu vergraulen. Zudem wuchs sein Unmut darüber, das sie sich nicht hart genug schlagen liess. Denn er begann innerlich dann kalt zu glühen, wenn ausser ihm niemand mehr Spaß hatte. Wenn wirklich gelitten wurde.
So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Aber nun hatte sie endlich einen Herren gefunden, es würde sich sicher alles einpendeln...
Sie spielte die Ehefrau und lebte vom Staat. Und hoffte.
Dann bekam sie ein Päckchen zugeschickt. In dem Päckchen lag ein Diktiergerät und ein kurzer Brief: " Spiel mich ab."
Sie hörte ihren Herrn über sie reden.
"Zum ficken und foltern ist sie echt gut, ausserdem fordert und meckert sie nicht. Wenn ich sie folter stehe ich meistens hinter ihr, so muss ich das Gesicht nicht sehen. Wenn ich sie ficke mache ich die Augen zu und stelle mir eine andere Frau vor. Ich wünsche mir so sehr eine emotional enge Beziehung bei gleichzeitiger Augenhöhe. Sie ist ja ganz nett, aber nicht wirklich was ich mir vorstelle. Ich mag schlanke Frauen, seit sie auf meinen Befehl hin 15 kg abgenommen hat ist sie immer noch dick, aber alles hängt noch tiefer..."
Die gute Sub schaltete das Band ab und versteckte es. Dann ging sie fürs Abendessen einkaufen.
Sie buk ihm einen kleinen Kuchen in Herzform, schön gelb von 50g reinem Safran.
Als er drei Tage später mal wieder unangemeldet kam überreichte sie ihm knieend den Kuchen und sah, wie er ihn probierte und dann mit Behagen verzehrte. Sie bekam sogar ein winziges Stück ab, ihre Diät sollte nicht gefährdet werden.
Er schlug sie etwas und kündigte sich fürs Wochenende an, wahrscheinlich, es könnte ein Auftrag dazwischenkommen. Oder endlich mal ein Date. mit einer Anderen.
Er fuhr nach Hause. Sie räumte die Küche auf und wusch das Geschirr ab. Morgen würde sie wieder beim Brötchenverkaufen " ihren Mann stehen".
Am übernächsten Tag stand die Polizei bei ihr vor der Tür. Ob sie Gerald Winter kennen würde? "Ja" antwortete sie.
Ihr Herr war plötzlich verstorben. Sie beherrschte sich meisterlich. Fragte nur wie weshalb warum. Sagte aus das er vor zwei Tagen noch sehr munter gewesen sei.
Allerdings hätte er wieder wegen Herzbeschwerden...
Bei seiner Beerdigung stand die gute Sub aufrecht. Als sie ging, lächelte sie ganz leise.
Denn sie wusste sehr wohl, das eine geringere Menge Safran tödlich gewesen wäre.