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Dieter, Nachname unbekannt

Dieter, Nachname unbekannt
Dieter war im Stadtteil sehr bekannt.

Er hatte einen entzückenden Hund und verkaufte die Obdachlosenzeitschrift, immer freundlich, immer nett.

Früher soll Dieter eine Firma gehabt haben, ein Haus, eine Frau, ein Kind.

Das Kind starb, die Ehe ging kaputt und die Firma gleich mit.

Dieter saß auf einem Schuldenberg und ohne Wohnung da.

Zunächst ging es, er hatte noch gespartes Geld und konnte mit seinem Hund im Auto schlafen.

Dann war auch das Auto weg, Dieter schlief draussen.

Denn in die Obdachlosenunterkünfte liessen sie den Hund nicht hinein.

Einmal bekam Dieter eine Wohnung angeboten, aber er hätte den Hund nicht mitnehmen können.Da legte er seinen Nachnamen ab, er brauchte ihn nicht mehr.

Auf Nachfrage sagte Dieter, er hätte einen Polarschlafsack. Der sei immer warm.

Vorgestern sah ich Dieter zuletzt auf seinem Stammplatz stehen.

Ein Temperatursturz war vorhergesagt.

"Dieter, wo schläfst du?"

" Ich...weiss noch nicht. Es wird schon gehen, wie immer...".

Kurz hatte ich den Impuls ihn mit nach Hause zu nehmen. Aber für wie lange? Den ganzen Winter?
Dieter Morgens in meinem Badezimmer?

Etwas Aufmunterndes murmelnd ging ich weiter.

Gestern hörte ich Dieters Hund jaulen. Ich ging hin, Dieter schlief noch. Um 11 Uhr Morgens?

Ich ging hin und sah es sofort. Dieter hatte diese Welt verlassen.

Sein Herz hatte den Kälteeinbruch nicht überstanden, es war schon zu oft gebrochen gewesen.

Der Hund saß neben ihm, stubste ihn an und jaulte erbärmlich.

Dieters Zeitungskunden stellten Kerzen auf, gaben Interviews, in denen sie die Sozialpolitik kritisierten.

Wer ist die Sozialpolitik?

Ich hätte Dieter mit nach Hause nehmen können, ich tat es nicht.

Für den süßen Hund hatte sich bereits ein neuer Besitzer gefunden.

Die nächste Kältewelle wird kommen, wieder werden Menschen auf der Straße erfrieren. Mitten in Hamburg.

Und wieder werden wir Abends aus unseren Kneipen kommen, sie in den Eingängen liegen sehen und etwas beklommen nach Hause gehen.

Mitnehmen werden wir niemanden.

Die Geschichte hat mich wirklich gestresst, jetzt ist am Wochenende erstmal Sauna und Kosmetik angesagt.

Der Gesamtpreis? Hätte gereicht, um Dieter für 10 Tage ein einfaches Zimmer zu bezahlen.

Wieso fragen Sie?
********hris Mann
933 Beiträge
Eine befremdliche Welt in der wir jeden Tage leben...nach dieser "wahren Begebenheit" stellt dich die Frage... sind und können wir mit unserem vermeintlich Wohlstand glücklich sein......
Jemanden nach Hause nehmen funktioniert höchstens mal für kurz, aber nicht dauerhaft, da kann man noch so sozial veranlagt sein.

Helfen kann man aber auch auf andere Weise. Es gibt viele Möglichkeiten, wirklich viele.

Als ich vor kurzem ein paar richtig warme Decken erhielt von Verwandten, behielt ich eine und gab den Rest bei der Hamburger Kleiderkammer ab. Die Leute vor Ort freuten sich sehr darüber, warme Decken sind gerade im Winter nahezu pures Gold.

Es ist aber auch sonst vieles möglich: Ein warmes Essen spendieren (nicht gönnerhaft, sondern vorher fragen, besorgen, hinbringen, guten Appetit wünschen und gehen), überhaupt etwas zu Essen respektive Trinken, bei Hinz&Kunzt auch mal n bisschen mehr springen lassen, überzählige Handschuhe oder Mützen ausmisten und unter die Obdachlosen bringen. Kleine Gesten, große Wirkung.

Man sollte sich dennoch nicht gleich schlecht fühlen, wenn man an Obdachlosen auch mal vorbeigeht, ohne ihnen etwas gegeben zu haben. Geld ist begrenzt, man kann nicht allen helfen. Sollte es aber so einen Dieter in unmittelbarer Nähe der eigenen Wohnung geben, warum also nicht ihm. Das ist dann ja im Prinzip Nachbarschaftsdienst. *ja*
hanjie
Niemand schrieb, wie irgendwer sich fühlen soll.

Dennoch erfrieren bei uns jeden Winter Menschen auf der Straße- und ich sehe mit Befremden, wie selbstverständlich es für uns alle geworden ist.
Sei vorsichtig mit Verallgemeinerungen ... "für uns alle" ist es sicher nicht selbstverständlich geworden. Ich bin innerhalb meines Bekanntenkreises nicht der Einzige, der in der kalten Jahreszeit Obdachlose nicht übersieht. "Für so viele" passt da besser, denn du kannst nicht wissen, wer aus unserer Gruppe hier wie viel für Obdachlose, Kinder, Ältere, etc. pp. unentgeltlich tut.
*******cat Frau
626 Beiträge
Die Welt ist schlecht.
Wen soll man unterstützen, wen nicht? Es gibt an vielen Ecken und Enden etwas, wo man helfen oder spenden kann. Ich habe mich für eine Gruppe Benachteiligter entschieden, die ich unterstütze. Obdachlose sind es nicht, auch wenn mir die Geschichte von Dieter schon an die Nieren geht.
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