Brief an eine Unbekannte
Liebe Unbekannte,Du wirst mich sicher nie kennen lernen so wie ich niemals wissen werde, wer Du bist. Aber genau deshalb habe ich das schöne Gefühl über alles mir Dir sprechen zu können.
Sag mir doch einmal, verstehst Du, in was für einer Welt wir leben, was ist es, was wir gerade alle tun?! In dieser hochtechnologischen Welt verhalten wir uns wie Kain und Abel ohne Rücksicht auf einander zu nehmen. Hier werden Seelen und Gefühle mit uralter Kraft verletzt und zerstört.
Wie kann es ein, liebe Unbekannte, das wir Menschen ausprobieren, solang bis der Schuh passt und wir bequem eine zeitlang mit ihm verbringen können. Das ist der Zahn der Zeit, habe ich gerade heute noch gehört. Wissen wir eigentlich wie viele Verletze und Leichen wir auf diesem Weg zurück lassen?! Schaffen wir damit nicht seelenlose Mutanten, die dann ihrerseits andere infizieren, ihre Herzen und Gefühle verletzten und zerstören. Ist dies nicht ein endloser Kreislauf?!
Viele Menschen sind im Umbruch und wissen nicht in welche Richtung sie laufen sollen. Sie laufen in ihrem eigenen Mäuselabyrinth in jede erdenklich Richtung und halten nicht still und bedenken sich selbst, kommen nicht zur Ruhe. Sind ohne Vernunft und Rücksicht aufeinander. Nur manchmal entdecken sie einen scheinbaren Ausgang, nur um zu entdecken, dass sie sich im Auge des Sturmes befinden, der sie mitreißt – auseinanderreißt.
Der Narzissmus dieser Welt lässt uns in unserem Streben nach neuem Sinn an die falschen Götter glauben. Wir nehmen und konsumieren einander immer schneller und schneller und haben es verlernt zu lieben, einander anzunehmen, für einander da zu sein.
Ich glaube ja, das wir gerade jetzt da wir im Krieg mit uns selbst sind – die Hände ausstrecken sollten, um sie den verletzten zu reichen – und vielleicht ist es ja ein Anfang, wenn wir ein kleines wenig nachdenken, bevor wir handeln.
Was denkst Du, meine liebe Unbekannte?
In freundschaftlichem Gruß
Ein Staubkorn