Lilli
Hallo, mein Name ist Lilli. Meine Haare sind blond und meine Augen dunkel.Ich wiege 50 kg.Ich wohne wohl in einem großen, meistens leeren Haus. Ein Mann kommt jeden Tag, jedes Mal renne ich ihm freudig entgegen.
Er geht dann meistens mit mir etwas nach draussen. Sagt mir, was ich tun soll. Gibt mir Essen.
Gerne schlafe ich neben seinem Bett auf dem Boden, dann bin ich ihm wenigstens in der Nacht relativ nahe.
Es wäre schön, wenn ich nicht so oft allein wäre.
Morgens steht der Mann auf, dann will er erstmal Kaffee trinken, rauchen und nicht gestört werden. Anschliessend geht er mit mir raus, länger oder kürzer.
Und dann bin ich sehr lange alleine, an vielen Tagen ist es dunkel wenn er geht und schon lange wieder dunkel, wenn er kommt.
Bis vor kurzem war das anders. Da waren wir mehrere. Ganz früher schon mal, ich erinnere mich an stängiges kuscheln und daran, nie allein gewesenzu sein.
Ich kam zu diesem Mann. Er ist nett, wenn ich mache, was er sagt. Ich mache fast immer, was er sagt. Das liegt in meiner Natur, ausserdem bekomme ich mein Essen von ihm.
Dann kam der Mann an einem Wochenende mit einer Frau hierher. Das war erstmal nicht so schön, er lag fast ständig im Bett, sie war bei ihm und die Tür war zu. Ob er krank war?
Und wir sind spazierengegangen, das war schön. Etwas in mir flüstert, ich sei eigentlich für ein Leben in der Gruppe gemacht, es sei eigentlich normal, wenn meistens jemand da ist.
Erst hoffte ich, jetzt sei ich bei meiner Gruppe. Und würde nicht mehr allein sein.
Der Mann fuhr mit mir im Auto in eine große Stadt, in der die Frau wohnt.
Da war fast immer jemand bei mir, machmal mehrere. Das Kind der Frau hat mich ganz viel gestreichelt und mit mir gespielt. Und das schönste: Nachts durfte ich direkt auf ihrem Futon liegen, ganz dicht, und es fühlte sich so richtig an.
Tagsüber war immer jemand da.
Abends kam dann der Mann wieder und wir waren alle zusammen, das Kind, die Frau und ich.
Oder das Kind und ich, er lag ab und zu wieder im Bett und die Tür war zu, er war wohl wieder krank.
Das Kind streichelte mich, sprach mit mir und gab mir, da es gerade mal gut 30 kg wiegt das Gefühl, so etwas wie eine Mutter zu sein.
( Ich werde niemals Mutter werden können, ich bin sterilisiert. doch das weiss ich nicht.)
Morgens machte er wieder mit mir einen Spaziergang, bevor er wegfuhr. Aber die Anderen waren da.
Das war schön, ich dachte jetzt würde es so bleiben.
Wenn der Mann nach Hause kam war er immer öfter böse mit dem Kind. Warum weiss ich nicht.
Ich muß wohl etwas falsch gemacht haben.
Was, weiss ich nicht.
Jetzt bin ich wieder in dem grossen Haus in diesem Dorf mit dem Elbdeich auf der einen Seite und der Straße auf der Anderen.
Tagsüber laufe ich durchs Haus und döse vor mich hin. Manchmal kommt eine andere Frau, aber nicht oft.
Dann muss ich warten bis der Mann kommt. Ich springe ihm begeistert entgegen, er ist alles was ich noch habe.
Meine Angst, ihn auch noch zu verlieren, ist unendlich.
Meine Sehnsucht danach, doch am Tag mit der Frau und dem Kind zusammnenzusein ist sehr gross, ich hoffe eigentlich immer, wenn er mit dem Auto mit mir losfährt, er würde dahin fahren.
Oder er würde sie mitbringen.
Ich vermisse ihre Nähe, mein Herz wird schwer und traurig, wenn ich an sie denke.
Mein Herrchen meint es ginge mir sehr gut. Das meine Augen sehr traurig aussehen führt er auf irgendeinen nötigen Hungertag zurück.
Herrchen ist die Nummer eins für mich, aber den Rest des Rudels vermisse ich.
Herrchen kontrolliert den Sitz meiner Hundemarke, nimmt die Leine und geht mit mir an den einsamen Deich.
Es ist kalt.