Gedanken - Für immer
Vage erinnere ich mich an den Geschmack deiner Haut, deines Schweißes und deiner Tränen. Nur noch Dunkel glimmen jene vergangenen Eindrücke in mir, zerfaserten vor dem Antlitz der Zeit. Der Geruch deines Haares, die Intonation deiner Stimme in Momenten sich steigernder Erregung, all dies verwehte in meinen Erinnerungen wie Laub im Herbstwind. Einst war das Gefühl deiner Haut an meinen Fingerspitzen eine Selbstverständlichkeit, gleich dem Atem selbst.Doch nichts ist für immer. Und so verdorrte selbst das entfernteste Andenken meines Verstandes an das Geräusch, das aus deinen Lippen drang wenn du littest. Auch das Echo deines beschämten Wimmerns, so du nackt und verschwitzt vor mir standest, hallt im Gemäuer meines Geistes nicht mehr wider. Die Wirkungen deiner kleinsten und unbewusstesten Gesten, das Benetzen deiner Oberlippe, das Flattern deiner niedergeschlagenen Augenlider, die unsicher geballten Hände zu deiner entblößten Seite, einst erregend und anziehend, wurden flüchtig und austauschbar wie der Schnee des Winters.
Nichts ist für immer. So sind deine Besuche in meinem Verstand beständig unregelmäßiger geworden. Selbst in meinen Träumen bist du ein seltener Gast. Es gab eine Zeit, in der ich dich nachspürte. Eine Zeit, in der du gerade in den kurzen Sekunden des Erwachsens, wenn die Träume noch laut rufen und der Tau des Schlafes den Verstand belegt, eine stete Begleiterin zu sein schienst, surreal, verzerrt, gleich einer Fabel deiner Selbst, gleich jener Fata Morgana, die ich zu kennen gewohnt war.
Für immer, bleibt eine vage Erinnerung an eine Zeit, als eben jene selbst sich anschickte stehen zu bleiben um alles zu verschlingen. Für immer bleibt die Gewissheit, dass eine jede Begegnung Narben zeichnet und selbst Lügen nur Wahrheiten sind, die wir einst erhofften. Für immer bleibt ein leises Echo vergangener Emotionen, gleich einem Phantom, das sich, bar jeder Kontur, beständig im Geiste umherwandelnd nicht mehr an seine frühere Existenz zu erinnern vermag.
Für immer bleibt die Gewissheit, dass alles endet.