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Am Feuer

******ngr Mann
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Am Feuer
Ylva warf einen weiteren flachen Stein auf die Wasseroberfläche und beobachtete wie er dreimal hüpfte, ehe der ansonsten ruhig daliegende Beistadfjord ihn verschluckte. Wie viele Male hatte sie das nun gemacht? Dreimal? Viermal? Vierzigmal? Sie wusste es nicht mehr. Normalerweise war dies hier ihr Ruheplatz, wann immer sie sich mit ihrem Vater und ihrer Mutter stritt. Skalli hatte die Sonne heute beinahe erwischt, so erschien es ihr. Der Himmel wurde bereits rosa geflutet. Ylva Joridsdottir genoss die Art, wie die Wolken einen beinahe surrealen Farbton annahmen und ihre Konturen deutlich sichtbarer wurden, obschon dieses Himmelsschauspiel stets von der drohenden Nacht kündete. Auch wenn der Frühherbst noch milde Luft trug, so wurde es des Nachts bereits kalt. Sie war sich bewusst, dass ihr beiges Kurzarmkleid sie frösteln würde lassen. Daran änderten auch die eng gebundenen Wadenwickel, ihre Stiefel oder ihre Tunika nichts.

„Das wirst du nicht tun!“ Die Stimme ihrer Mutter Jorid klingelte in ihren Ohren. Ihr Vater hatte nur dagesessen und die Angelegenheit von seiner Frau klären lassen, wie er es bei derlei Dingen beständig tat. Sverre kümmerte sich um andere Dinge. Um Dinge, um die sich Ylva auch gerne kümmern würde. Etwa die Jagd und den Schiffsbau. Ihre Mutter aber sah in ihr vor allem eine Hilfe für das kleine nahe Feld und die Hausarbeit, während ihr kleiner Bruder Annar die Dinge tun durfte die man ihr verwehrte. Dabei stellte er sich bestimmt nicht einmal gut an, davon war sie überzeugt. Zumindest nicht so gut, wie sie sich hätte anstellen können, so man sie ließe. Sie hatte nichts falsch gemacht, da war sie sicher. Sie hatte lediglich einige der ausrangierten Werkzeuge ihres Vaters gesammelt und wollte mit ihm ausreiten. Natürlich war ihr klar, dass ihre Mutter ihr das nie erlauben würde, deshalb hatte sie alles so arrangiert, dass sie bereits vor ihrem Vater unterwegs sein würde, ehe dieser ausritt. So würde er sie unweigerlich einholen. Schließlich kannte sie die Wege die er stets nahm, wenn er auf die Jagd ging. Dann konnte er sie nicht mehr wegschicken. Beide wären schon viel zu weit von ihrer Heimstatt entfernt. Doch dann hatte Jorid sie erwischt, als sie gerade aufbrechen wollte. Sie hatte sich erklärt, sie hatte es ruhig versucht, sie hatte getobt, sie hatte sie gebeten aber gebettelt hatte sie nicht, denn dafür war sie zu stolz. Doch die einzige Antwort ihrer Mutter lautete: „Das wirst du nicht tun!“ Und ihr Vater? Der hatte geschwiegen. Ihm war sie nicht böse, auch wenn ein leichtes Feuer in ihr zu glimmen begonnen hatte. Ihre Mutter kümmerte sich um Ylvas Aufgaben. Er kümmerte sich um Annar. Er liebte sie und, da war sie sich sicher, würde sie mitnehmen, doch respektierte er das Urteil seiner Frau. So hatte Ylva ihm nur einen kurzen bittenden Blick zugeworfen. Sie glaubte bei ihm den Anflug eines bedauernden und entschuldigenden Blickes erhascht zu haben, doch wer konnte das bei seiner ansonsten stoischen Miene schon so genau sagen?

Am Ende tobte Ylva Joridsdottir, doch fügte sie sich schlussendlich. Das tat sie bis ihr Vater weit genug fort war, so dass ihre Mutter nicht mehr annehmen konnte sie würde ihm folgen. Noch immer mit glühendem Feuer in der Brust ritt sie zu ihrem Ort, ihrer Stelle am Ufer des Fjordes wo sie toben, schreien und mit den Nornen hadern konnte, auch wenn sie wusste, dass dies nichts bringen würde. Hier hatte sie sich schon vor Jahren ein kleines Lager errichtet, zu dem sie sich zurückziehen konnte. In den Sommermonaten, wenn die Nächte mild waren, konnte sie hier, ganz zum Verdruss ihrer Eltern, gar übernachten. Es hatte 18 Sommer gedauert ehe sie diesen Fleck gefunden hatte. Der Wald hinter ihr verdeckte sie vor neugierigen Blicken, auch wenn sie nie erwartete hatte, dass irgendein Reisender sich hierher verirren könnte. Eine kleine Landzunge reckte sich in den Beistadtfjord und weiter Richtung Norden konnte sie die Insel Albergholmen noch so gerade eben am Horizont erkennen.

Ein weiterer Streitpunkt mit ihren Eltern war ihre angebliche Unfähigkeit sich einen Mann auszusuchen, beziehungsweise bei jemandem zu bleiben der sie auswählte. „Du bist widerborstig wie ein Wildschwein.“, hatte ihr Annar einmal spielerisch vor den Kopf geworfen. Daraufhin hatte er sich einen ebenso spielerischen Schlag in die rechte Seite eingefangen. Ihre Augen hatten schon 20 Sommer gesehen und sie wusste, dass es ungewöhnlich für sie war nicht bereits verheiratet zu sein. Sie wusste auch, dass Jorid sich deshalb Sorgen um sie machte. Gleichermaßen sorgte allein diese Erwartungshaltung an sie für Widerstand. Außerdem hatte sie einen Freund, so glaubte sie. Einen geheimen Freund, der die Sache ähnlich wie sie sah. Sie sah ihn nicht oft, doch trafen sie sich seit diversen Wochen an genau diesem Platz. Natürlich tauchte er nicht immer auf und zufällig eher selten. Sie hatten sich gelegentlich verabredet. Manchmal war er erschienen und manchmal nicht. Wenn er es verpasste so entschuldigte er sich beim nächsten Mal mit gar abenteuerlichen Geschichten, die für sie jedoch nie gelogen klangen. Das erste Mal war sie auf ihn getroffen nachdem sie, erneut erzürnt über ihre Eltern, am frühen Morgen zu ihrem Ort hierher gelaufen war. Es hatte sie ganze drei Stunden gekostet hier anzukommen und als sie dann hier auf einem Stein am Rande des Fjords saß brannten ihre Füße. Ihre Mutter hatte ihr nicht erlaubt mit zum Markt zu gehen, da ihre kleinste Schwester Trude erkrankt war und sie deshalb auf ihre Hilfe Daheim nicht verzichten wollte.

Rorik erschien auf einem Boot und wunderte sich zunächst über die einsam Dasitzende. Er legte an und erzählte, dass er Fischer sei, der aus dem nächstgelegenen Dorf im Norden stamme. Sorge habe ihn erfüllt, als er sie dort allein sitzen sah, so weit fern der nächsten Siedlung, obschon drei Stunden Fußweg nicht die Welt seien. Er bot ihr etwas von seinem Proviant und Wasser an. Dabei kam Ylva mit ihm ins Gespräch. Auch wenn er etwas älter als sie zu sein schien so zeigte er durchaus Interesse, hielt sich jedoch respektvoll zurück. Eine Liebelei wurde daraus erst im Zuge der nächsten Treffen.

Heute stand Ylva so dicht am Ufer, dass das ruhende Gewässer ihre Stiefel beinahe erreichte. Das Ufer selbst war steinern. Etwas Erde befand sich einige Schritt hinter ihr. Eine kleine Böschung herauf und man war an jenem Ort an dem sie ihren kleinen Lagerplatz zu hüten pflegte. Schwer lasteten ihre Gedanken, als sie an ihr Zuhause dachte. Sollte sie fort? Sie wollte nicht mit ihren Eltern brechen und wohin sollte sie schon alleine ziehen? Plötzlich knackte etwas hinter ihr und oberhalb der Böschung, gefolgt von einem metallisch schlagenden Laut. Jäh wurden so ihre Gedanken unterbrochen und sie wieder in der Hier und Jetzt zurückgeworfen. „Diebe!“ schrillte es in ihrem Kopf und nährte die Sorge, dass sie doch entdeckt worden sein könnte und nun fürchten müsse ihre wenigen mitgebrachten Habe einzubüßen. Als sie sich umwandte waren die Sehnen in ihren Armen angespannt. Ihre rechte Hand griff instinktiv zu dem kleinen Messer, das sie an ihrem Gürtel trug. Was sie sah ließ sie entspannt und tief ausatmen.

Ein Lächeln umspielte die Lippen der Person, die dort bei ihren Haben kniete und sich just über die Feuerstelle beugte. Rote Wadenwickel lugten unterhalb des roten Klapprockes hervor. Rorik selbst hatte seine grüne Gugel aus Lodenstoff soweit zurückgezogen, dass sie sein Gesicht sehen konnte. „Was machst du denn hier?“ fragte sie, als ihre innere Anspannung einem freudigen Sehnen wich. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Hat man dich wieder einmal vertrieben?“ Seine Worte waren spielerisch neckend. „Meine Mutter würde sagen, dass ich mich selbst vertreibe.“ Das Lächeln in Roriks Gesicht wurde breiter als er abermals gegen den Feuerstein in seiner linken Hand schlug. Der Zunder fing Feuer und bald würde der Feuerplatz, auf dem sich nur wenige Holzscheite fanden, erstrahlen wie es ihre Wangen taten, als sie sich vom Ufer entfernte um zu ihm zu gehen.

„Du vertreibst dich selbst? Für mich sieht es immer so aus als folgest du einem sehr klaren Ziel. Das ist nur nicht das Ziel, dass andere für dich sehen.“ Seine Worte waren warm, trafen jedoch einen bitteren Kern, der in ihrer Brust seit Wochen begonnen hatte zu keimen. „Das sehen meine Eltern anders.“ Ihre Worte klangen schwer. Frustration und Bitterkeit vermischten sich in ihrer Kehle mit einer subtilen Traurigkeit, die sie sich nicht eingestehen wollte. Die Worte überbrückten die wenigen Meter, die die beiden noch körperlich voneinander trennten, wie ihre Schritte, die nun kürzer wurden. Rorik war einen guten Kopf größer als sie und wie stets zögerte sie kurz als sie vor ihm zu stehen kam. So tapfer und so widerborstig wie ein Wildschwein sie sich auch sonst geben mochte und zu sein gewohnt war, so gab es dieses unausgesprochene Ritual zwischen ihnen. Dieses besagte, dass er sie umarmte, nicht umgekehrt. Er begann die Berührungen, nicht sie. Er küsste sie, nicht sie ihn. Die beiden hatten darüber nie gesprochen. Dieses Ritual war nie als Regel klar benannt worden. Und es war nie unangenehm für sie, denn er ließ sie nicht zappeln wie einen Fisch. So auch dieses Mal nicht, als sie vor ihm stoppte und, schon alleine ob des Themas und ihrer Stimmung, den Kopf leicht hängen ließ. Sie stand so dicht vor ihm, dass ein Eschenblatt Mühe gehabt hätte zwischen ihnen hindurchzugleiten und doch berührte sie ihn nicht. Er war es der ihr Kinn sanft mit der rechten Hand fasste und anhob bis ihre Augen die seinen trafen. Etwas unsicher und verletzlich erwiderte sie seinen Blick, dessen Züge noch immer von einem dezenten selbstsicheren Lächeln umspielt wurden.

„Eltern erschweren eigene Entwicklungen erheblich, eher erhaben erblicke eigenständige Erledigungen.“ Ihre Stirn legte sich kurz in Falten. „Der reimende Fischer. Bist du sicher, dass du kein Skalde bist?“ Zur Antwort wurde sein Lächeln breiter. „Ich bin sicher, dass du keine Herdfrau bist.“ Rorik konnte in verfransten Staben sprechen und binnen eines Wimpernschlages plötzlich Dinge sagen, die die Klarheit scharfer Messer aufwiesen. So traf Ylva auch dieser Satz nicht wie eine Annahme oder eine Meinung, sondern gleich einer feststehenden Aussage, an deren Wahrheit es zu rütteln nichts gab. Doch statt sie mit ihren Gedanken allein zu lassen ließ er seine Fingerspitzen an ihrem Kinn ruhen und beugte sich vor um ihr einen Kuss zu stehlen. Sie war es, die ihre Augen schloss und die letzte Distanz zu ihm aufgab. Er hatte begonnen und nun war es für sie in Ordnung sich an ihn zu schmiegen und ihre Arme um ihn zu legen, wie er seinen linken Arm um sie legte. Seine rechte Hand glitt von ihrem Kinn zur linken Seite ihres Halses, wo er ihre nackte Haut zunächst sanft, doch dann inbrünstiger berührte. In gleichem Maße wurde sein Kuss stürmischer. Seine Zunge drang zwischen ihren Lippen in ihren Mund und umspielte die ihre fordernd. Hier war sie Zuhause und genoss seine wildere und rabiatere Seite. Jene Seite, die sie nun eng an sich zog und ihren Hals mit der Hand umschloss. Jene Hand, die kurz darauf in ihren Nacken wanderte, dann von dort unter ihr langes blondes Haar und auf ihren Hinterkopf.

Spontan und ohne Vorwarnung zogen sich seine Finger zusammen um ihr Haar zu greifen und ihren Kopf zurück zu ziehen. Ein Keuchen entrang ihrer Kehle in einer Mischung aus Überraschung und Schmerz. Der Zug an ihrem Haar stach tief, gleich diverser Nadeln, die sich in ihre Kopfhaut bohrten. Sie riss ihre Augen auf und blickte ihm abermals entgegen. Ihm, der seine linke Hand noch immer um sie gelegt hatte. Er hatte den Kuss begonnen und er hatte ihn beendet. Die Plötzlichkeit mit der er endete ließ ihre Lippen sehnend nachbrennen. Eben jene Sehnsucht, sowie das spontane irrationale Gefühl vom Verlust dieses Momentes, spiegelte sich in ihrem Blick wider. Rorik zeigte noch immer jenes selbstsichere, an das schelmische grenzende, Lächeln. Wie stets beobachtete er ihre Reaktionen und ergötzte sich beinahe an ihrer überrumpelten Miene. So selbstbewusst sie auch sonst bis auf eine Weise war, die sie gar dazu trieb ihren Eltern bis zu einem gewissen Grad die Stirn zu bieten, so war sie in derlei Dingen so völlig anders. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, ehe die Hand, die sie umgriffen hielt, den Stoff ihres Kleides nahm um sie umzudrehen. Kurz noch hielt er ihr Haar schmerzhaft umschlossen, ließ dieses dann jedoch los um mit derselben Hand ihre linke Schulter zu umfassen und sie vollständig um die eigene Achse zu wenden, bis sie mit dem Rücken zu ihm stand.

Mit Rorik nun in ihrem Rücken wurde sich Ylva des leisen Knisterns des Feuers gewahr, welches er unlängst neben ihr entfacht hatte. Ihr Blick glitt auf den ruhig daliegenden Beistadtfjord, auf die Berge fern des Ufers auf der gegenüberliegenden Seite und den sich surreal verfärbten Himmel, der die Gefühle, die in ihrem innersten nun erblühten, nur allzu sehr spiegelte. Rorik fasste um sie und löste ihren Langgürtel, der danach in das Gras zu ihren Füßen fiel. Danach suchten seine Finger die Fibel, die ihren Umhang mit dem Kleid verband. Sie hatte die bronzene Fiebel einst von ihrem Vater als Geschenk erhalten. Nachdem Roriks Finger von ihrer Hüfte langsam über ihr Kleid zu eben jener Fibel gewandert waren löste er sie und ließ sie ebenfalls vor Ylva in das Gras fallen. Bisher hatte sie die Fibel stets selbst abgenommen, so wie sie es war, die sich selbstständig vor ihm entkleidet. Sie war sich nicht sicher, doch erschien es ihr wie eine willentliche Geste, dass er sie nun gerade bei diesem Gesprächsthema abgenommen und fallen gelassen hatte. Es hatte etwas Symbolisches. Ruppig war er dabei nicht gewesen. Das konnte er durchaus sein, doch meinte sie zu erkennen, dass er keinen Handgriff je unüberlegt tat.

Sie senkte also dann den Blick und schaute auf die jene Fibel, welche neben ihren linken Stiefel gefallen war. Sanft legten sich dabei Roriks Hände auf Ylvas. Ihr herabgesenkter Blick offenbarte ihren Nacken, der von ihrem goldenen Haar verdeckt wurde. Rorik jedoch störte sich nicht an dem Haar. Im Gegenteil. Sanft, beinahe als wollte er ihren Gedankengang nicht stören, presste er sein Gesicht hinein, bis seine Lippen ihren Nacken trafen. Sie hörte seinen ruhigen Atem, mit dem er ihren Geruch aufnahm, ehe er seinen Kopf zurückzog und sie losließ. „Dreh dich um, Ylva.“ Seine Worte waren warm und doch bestimmt. Nie blaffte er sie an oder befahl ihr etwas direkt und doch hörte sie auf jede Silbe, die er sprach. Und so drehte sie sich um. Rorik musterte sie und trat einen Schritt zurück, bis er den Baumstumpf erreichte, auf dem zu sitzen er sich an diesem Feuerplatz zur Gewohnheit gemacht hatte. Keine zwei Schritte trennten sie als er sich setzte. „Es wird kühl heute Nacht.“ Ylva furchte die Stirn. Was meinte er damit? Sie nickte, denn falsch waren seine Worte nicht. Sie schienen nur nicht zur Situation zu passen. „Zieh dich aus, Ylva Joridsdottir.“

Aufrecht saß er dort und blickte ihr zu, ein zufriedenes Lächeln noch immer in der Miene, als sei er froh ob des Fanges, den er hier vor so vielen Tagen gemacht hatte. Und sie tat es. Sie öffnete sie auch ihren Hüftgürtel und ließ ihn fallen. Dann griff sie nach ihrem Kleid um es nach oben zu streifen. Ihr Blick streifte immer wieder Roriks, der offenbar weniger an ihrem Körper als an ihrem Gesichtsausdruck interessiert zu sein schien, ruhte er doch beständig auf ihren Augen. Dieser Blick hatte sie in der Vergangenheit gleichermaßen nervös wie verlegen werden lassen. Nicht, dass der Umstand sich vor jemandem auf diese Art zu entkleiden, sie nicht bereits an sich in derlei Gefühle gestürzt hätte. Unter ihrem Kurzarmkleid trug Ylva eine Leinentunika, die ihrerseits mit einem Gürtel gesichert war, sowie eine Hose, die in Wadenwickeln auslief und von Stiefeln abgeschlossen wurde. Das war viel an Kleidung, doch hatte er recht: Es würde kühl werden und das wusste sie. Und nun wusste sie auch, was er mit diesem Satz meinte. Ihr würde heute Nacht kühl werden, denn sie würde die Nacht hier verbringen. Nackt. Der Ausblick auf eine kühle Nacht ließ sie kurz schaudern, doch verflog dieses Gefühl beim Knistern des Feuers, das an ihre Ohren drang, sowie beim selbstsicheren Anblick Roriks, wie er da saß und sie ansah. Sie hatte schon in der Vergangenheit eine vollständige Nacht nackt mit ihm verbracht, doch war es aufgrund des Sommers stets wärmer gewesen. Zusätzlich hatte er stets für genügend Decken und Felle gesorgt, die er auf seinem kleinen Fischerboot mit sich führte. Für sie war es ungewohnt und entblößend gewesen nackt zu verbleiben, während er Kleidung anbehielt und für sich in Anspruch nahm. Sie hatte sich so nackt und offenbart gefühlt, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Doch da war ein Vertrauen ihm gegenüber, dass die Kälte der Welt mit Wärme aufwog. Sie fühlte sich behütet und von ihm umsponnen, selbst wenn sie sich derart offen auslieferte, denn er gab ihr nie das Gefühl lediglich ausgeliefert zu sein. Er gab ihr beständig das Gefühl, dass dies hier ihre Wahl war und sie nirgendwo so sehr sie selbst sein konnte und durfte wie sie es bei ihm war.

Und so verblieb jener Funke von Nervosität und Scham, der in ihrem Unterleib zu jenem Kribbeln anwuchs, das allein ihm gehörte und gebührte. Stück für Stück entkleidete sich Ylva, legte Schicht um Schicht ab, streifte sie davon wie die Sorgen des Alltags und die Bedenken aus einer Welt, die hier bei ihm an Bedeutung verlor. Ihr Blick fand den seinen und heftete sich an ihn, erging in seinen Zügen, die so fein konturiert waren. Das Unterkleid glitt über ihren Kopf und entblößte ihren nackten Oberkörper. Ihre Brustwarzen reckten sich der Abendluft keck entgegen, obschon sie wusste, dass dies nicht der einzige Grund für ihr hartes Gemüt war. Ehe sie ihre Hose abstreifen konnte musste sie ihre Wadenwickel ablegen, weshalb sie sich vorbeugte. Stets hatte sie das Gefühl, dass diese Verzögerung die Stimmung unterbrach oder gar bedrohte, doch schien Rorik ihre unausgesprochene Befürchtung nie zu teilen. Da sie den Blick zwangsweise senkte erforschten seine Augen ihre nackten Schultern, ihre blasse Haut und ihr, um ihren Körper fallendes, Haar. Es schien als wolle er jeder Pore ihrer Haut, jeder Kräuselung ihres ansonsten glatten Haares und jedem durchschimmernden Knochen auf ihren Schultern und ihrem Oberkörper allein mit seinen Pupillen stumm in Wohlgefallen zunicken. Auch dieser Blick hatte sie dereinst skeptisch aufschauen lassen, unsicher ob seiner Bedeutung. Heute wusste sie, dass Rorik nun einmal war wie er war. Diese Aufmerksamkeit, die er ihr damit schenkte, gehörte zu ihm.

Nachdem sie die Wickel abgestreift hatte machte sich Ylva daran ihre Stiefel zu öffnen und abzustreifen. Mit unmerklich zitternden Knien, welches kein Zeichen von Unwohlsein darstellte, richtete sie sich wieder auf und ergriff ihre Hose. Sie versuchte den Blick auf Rorik, ihren stummen Beobachter, zu richten, doch sackte er ab und traf das Gras zu dessen Füßen. Es fiel ihr schwer ihn in solchen Momenten direkt anzusehen und obschon er ihr nie direkt gebot dies nicht zu tun, so wirkte er stets zufrieden, wenn sie ihre Augen senken musste. Langsam sank der Stoff von ihren Hüften bis er, nicht länger von einem Gürtel gehalten, über ihre Oberschenkel herabrutschte, ihre Knie passierte und zwischen ihren Füßen zu liegen kam. Zwei kurze Regungen mit ihren Füßen später stand sie nackt und offenbart vor ihm. Rorik sagte nichts. Sein Blick fing den ihren, ehe er sehr deutlich und langsam tiefer wanderte. Über ihren Hals und ihre Brüste glitt er herab und berührte ihren Bauch, dann ihre Scham und ihre Oberschenkel bis zu ihren Füßen. Ylva wusste nicht so recht was sie mit ihren Händen tun sollte, weshalb sie wie stets eng an ihrer Seite anlagen. „Wohlig Wonne wird Weiberlust wölben, die Knie knickt das kleine Kitz.“

Ylva brauchte einen Moment, während dem sich ihre Stirn abermals furchte und ihre Lippen von ihr aufeinandergepresst wurden. Dann sickerte zu ihr durch, was er auszudrücken sich so kompliziert gemacht hatte. Sie war das Kitz. Ihre Knie sollten knicken. Und so sank sie auf eben jene, bis ihre Haut in das weiche Gras eintauchte. Sie kniete nicht das erste Mal vor ihm. Sie wurde nicht das erste Mal so von ihm gesehen. Doch jedes Mal fühlte es sich neu und aufregend an. Und obschon sie kniete hatte sie nie das Gefühl, dass sie dazu gezwungen wurde. Sie wurde nicht auf die Knie gedrückt, nicht niedergepresst und nicht ihres Willens beraubt. Dieser Mann gab ihr ein anderes Gefühl, das sich von jenem Gefühl der Einschränkungen, welches sie aus ihrem Heim gewohnt war, so vollends unterschied. Sie fühlte sich auf eine Weise frei, wie sie es noch nie getan hatte. Gleichsam fühlte sie sich angenommen, wie sie sich noch nie angenommen gefühlt hatte. Auch wenn sie kniete, so fühlte sie sich erhaben.

Rorik hob die rechte Hand um ihr knapp zu bedeuten näher zu kommen und Ylva folgte. Sie beugte sich auf alle Viere und krabbelte zu ihm herüber, überwand die kurze Distanz, die die beiden voneinander trennte und blickte zu ihm auf. Erwartung zeichnete ihre Züge, während er ihren Blick selbstsicher erwiderte. Einmal und nur kurz legte er seine flache rechte Hand auf sein Knie und zog sie dann wieder fort. Sie wusste was dies bedeutete. Unwillkürlich zauberte diese Geste ein warmes Lächeln auf ihre Lippen, ehe sie sich vorbeugte und ihre linke Wange auf sein rechtes Knie ablegte. Ihr Gesicht wurde von der Lohe angestrahlt, die in ihrer Blickrichtung zu lodern begonnen hatte. Ylva blickte in die aufzuckenden Flammen bis sie Roriks Hand auf ihrem Kopf spürte. Dann schloss sie die Augen und schmiegte sich an ihn, während er begann sachte ihr Haupt zu streicheln. Rorik der Fischer, der sie in seinem Netz gefangen hatte.
*********eldin Frau
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*wow* sehr toll geschrieben Deine Inspiration *hutab*
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