Ja, aber...!
Gerade bei Syphilis ist es wichtig, über welche Gruppe von Menschen wir sprechen. Das liegt daran, dass die Verteilung der Infektionsfälle nicht gleich über alle sexuell aktiven Menschen existiert.
Wir machen gerne den Fehler, um nicht dem Vorwurf der Diskriminierung und einem entsprechenden Shitstorm ausgesetzt zu sein, dies nicht zu spezifizieren. Ein Magazin in Österreich, wo das Sexualverhalten soooo viel nicht von dem deutschen abweichen wird, hat darauf gepfiffen und schreibt:
Zitat:
"Schon länger wird von einem Zuwachs der Fallzahlen bei Geschlechtskrankheiten berichtet – von sexuell übertragbaren Infektionen oder STI (sexually transmitted infections), wie der Fachbegriff lautet. In jüngerer Vergangenheit erschienen viele erstaunlich gleichlautende Schlagzeilen, wonach eine „stille Epidemie“ rolle, verbunden mit einem „dramatischen“ Anstieg von Krankheiten, die generell „auf dem Vormarsch“ seien. Las man all die Meldungen, konnte man den Eindruck gewinnen, eine Welle solcher Infektionskrankheiten bedrohe weite Teile der Bevölkerung.
Stimmt das überhaupt? Die Antwortet lautet: Kommt drauf an – auf die konkrete Erkrankung, das Geschlecht, die Alters- sowie die jeweilige gesellschaftliche Gruppe. Fallzahlen und Trends variieren enorm in Abhängigkeit von diesen drei Faktoren. Manche Infektionen wie Gonorrhö treten wirklich häufig auf, andere wie Syphilis im Schnitt sehr selten, wobei aber bei bestimmten Personengruppen ein deutlicher Anstieg feststellbar ist.
(...)
...Syphilis ist dagegen mit weniger als zehn Prozent davon vergleichsweise selten – und zudem insofern ein Spezialfall, als das Gros der Fälle sowie der zuletzt tatsächlich starke Anstieg auf eine einzige Personengruppe entfällt: Diese Gruppe heißt MSM (men who have sex with men). Es handelt sich im Wesentlichen um homosexuelle Männer besonders im Alter von 25 bis 34 Jahren. Mehr als 30 von 100.000 Männern in diesem Alterssegment sind davon betroffen, für Frauen höheren Alters ist das Risiko dagegen verschwindend gering. In einer Stadt der Größe von Linz mit gut 200.000 Einwohnern wären, statistisch betrachtet, pro Jahr zwei Fälle infizierter Frauen jenseits der 45 zu erwarten."
Es folgt eine eindeutige Grafik.
Wenn über 30 von 100.000 Männern, aber nur 4 von 100.000 Frauen betroffen sind, wen stecken die Männer dann an? Offensichtlich fast nur andere Männer.
Frauen dürften bei genauer Betrachtung daher kaum Angst haben müssen, von einer Syphilisinfektion heimgesucht zu werden. Diese Restangst können sie noch auf statistische Restrisiken (Entschuldigung, mir fällt kein besserer Begriff ein) reduzieren, wenn sie sich von Männern fernhalten, von denen sie nicht wissen, ob die sorglos mit anderen Männern Sex haben.
Wenn wir unterstellen, dass schwule Männer tatsächlich kein Interesse an Sex mit Frauen haben, fällt diese Risikogruppe weg. Es bleiben bisexuelle Männer, die eher sorglos unterwegs sind, vielleicht auch weil sie keinen festen Partner haben, den sie schützen wollen (wenn sie sich schon um sich selbst keine Sorgen machen). Die mögen dann tatsächlich ein Risiko für die Frau darstellen.
Da kommt dann aber die zweite Überlegung: Ist eine Frau selbst sorglos mit einem Mann zu Gange, den sie nicht so gut kennt, um zu wissen, wie er in Sachen Gesundheitsschutz tickt und ob er eher sorglos mit anderen Männern Sex hat?
Daraus folgt die geringe Infektionszahl von Syphilis bei Frauen.
Nur, weil es im Bereich der MSM (Männer, die mit anderen Männern Sex haben) zu hohen Fallzahlen kommt, muss nicht jede Frau plötzlich in Panik gestürzt werden, wie die reißerischen Überschriften es suggerieren.
Hier die Quelle:
https://www.profil.at/wissenschaft/geschlechtskrankheiten-sex-mit-nebenwirkungen/402511783