Eine gute Frage. Wann kann ich persönlich glücklich sein?
Es gab Zeiten, in denen ich versucht habe, mein Leben sehr verbissen und angestrengt nur durch den Verstand zu beeinflussen. Die eigenen Geschicke zu lenken und erfolgreich zu sein, das, was man will, unbedingt zu erreichen, egal um welchen Preis, war mir sehr wichtig und hatte einen hohen Stellenwert in meinem Leben. Aber - es ist mir nie gelungen, auf diese Weise glücklich zu sein. Ich war immer furchtbar angespannt und arg niedergeschlagen und verbittert, weil es eben nie so gelaufen ist, wie mein Verstand es wollte. Das hat unendlich viel Kraft gekostet.
Heute weiß ich: das Leben passiert und läuft - versprochen - immer anders, als man so denkt und will. Und je mehr man sich darüber ärgert, dass das Leben ein Eigenleben hat und sowieso seine ganz eigenen Wege geht, desto weniger klappt alles, man ärgert sich noch mehr und es wird immer schlimmer.
Das Ergebnis ist Aufregung, Wut, Verzweiflung und Verbissenheit, die einem leider auch Scheuklappen für den Rest, der da noch ist, verpasst. Man gerät in eine ungute Spirale, dreht sich mit sich selber im Kreis, ist nur auf ein Thema focussiert und verliert den Blick dafür, dass es doch auch andere Wege gibt.
Zum Beispiel den, die verfügbare Kraft da einzusetzen, wo sie gebraucht wird, nicht "blind" um sich zu schießen und trotzdem nur Lärm zu machen, aber nichts zu erreichen.
Ich habe das auch lange nicht verstanden. Und das gemacht, was so viele ebenfalls machen. Versucht, Dinge unbedingt zu beeinflussen, Intrigen zu spannen, besser zu sein als andere, mich mit anderen zu messen, mein "Ding" zu machen. Es war irre anstrengend, die Fassade aufrecht zu halten.
Auch in Beziehungen habe ich versucht, Liebe durch Wohlverhalten und Anpassung zu erzwingen. Mich verändert, mich den Wünschen meiner Partner angepasst, und mir so erhofft, geliebt zu werden und eine Sicherheit in der Beziehung zu bekommen. Man verbiegt sich immer mehr und entfernt sich immer mehr von sich selber.
Dabei habe ich etwas ganz Entscheidendes übersehen: das Leben passiert. So, wie es selber das will. Es lässt sich sicher nicht von mir in die Karten schauen oder von mir austricksen. Es läuft - unbeeindruckt von meiner Hatz - in eigenen Bahnen.
Aber auch, wenn ich nichts erzwingen kann - ich kann trotzdem viel tun: dabei sein, Impulse setzen, wahrhaftig zu mir und meinen Wünschen sein, in mich gehen und versuchen, mein Herz und meine Seele zu erkunden, meine Überzeugungen vertreten und so agieren, wie meine Kräfte es zulassen. Akzeptieren, dass das Leben seinen Lauf nimmt, mit allen guten und schlechten Umständen. Und ich kann handeln und meine Energie darauf verwenden, das Richtige zu tun. Das Richtige für meine Bedürfnisse und mein seelisches Gleichgewicht. Meine Spiritualität ist mir ein Hafen, ein Anker und eine Grundlage im Leben geworden, die zwar kein "ewiges Glück" verspricht, mir aber eine zuverlässige Basis bietet, zufrieden zu sein, auch in schweren und dunklen Zeiten. Und das ist schon ganz schön viel!
Das war am Anfang ziemlich schwierig und schwer umzusetzen. Aber seit ich meine Achtsamkeit auf das Geschehen konzentriere und meine Kräfte und Energien dann in meine Reaktion lenke, anstatt hektisch „loszuballern“, geht es mir mit meinem Leben besser.
Es ist sehr bunt geworden und vielfältig. Und so viele Dinge gelingen mir, von denen ich es nie gedacht hätte, dass ich sie erreichen kann. Ich bin mittendrin, darf und kann aber auch Abstand gewinnen und den Blick von außen wahrnehmen.
Es gibt aber natürlich auch die dunklen Farben. Sie gehören dazu, und ich nehme sie einfach an. Ohne zu lamentieren oder mich zu beschweren.
Es ist spannend, eine Sache genau nach meinen Wünschen zu beginnen … natürlich läuft es dann nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Ich bin nicht mehr so vermessen, zu glauben, ich könne etwas um jeden Preis durchdrücken.
Ich habe gelernt, loszulassen. Etwas, was nicht gelingt, gehört nicht zu mir. Dann habe ich es versucht und kann meinen Frieden damit machen, es nicht bekommen zu haben. Oder vielleicht versuche ich es später noch einmal. Oder auf eine andere Weise.
So handeln zu dürfen, macht innerlich sehr, sehr frei. Und ganz oft auch wirklich glücklich
Klar gibt es die Tage, an denen ich frustriert bin und trotzdem wieder alles falsch mache – das gehört dazu und ist nur menschlich. Manchmal reicht es dann, sich gedanklich neben eine Sache zu positionieren, um zu dann wieder „in die Spur“ zu kommen.
Das Leben passieren zu lassen, lohnt sich. Einfluss zu nehmen, wenn man die Kraft dazu hat und wenn es passt, auch. Das heißt nicht, dass man aufgeben soll. Aber einteilen kann man sich seine Kraft. Man muss es nur versuchen.
Sicherlich hat man einen gewissen Einfluss auf alles, aber wenn man Dinge einfach auch mal passieren lässt, öffnet man sein Herz, und das tut dem Leben gut.