Meine Erfahrung als Angehöriger
Mein Schwager hat vor 1 1/2 Jahren ein Herzkammerflimmern gehabt und ist bewußtlos geworden und per Notarzt ins Krankenhaus gekommen. Wir wissen nicht, wie lange das Gehirn keine Sauerstoffzufuhr hatte. (Die Zeiten wurden leider nicht notiert) Er lag im Krankenhaus auf der Intensivstation im Koma. Ich will hier gar nicht alles schieldern, was wir dort erlebt haben - nur so viel:
Die Ärzte haben uns in der ersten Woche keinerlei Hoffnung auf Besserung gegeben. Im Gegenteil waren die Aussagen sehr krass und demotivierend. Ich hatte mir ein Buch über basale Stimmulation gekauft und da wir täglich mehrere Stunden im Krankenhaus waren haben wir dies auch angewandt. Die Ärzte und auch das Pflegepersonal sagten uns, dass das sehr gut sei und Ihnen dafür aber immer die Zeit fehle.
Wir massierten also seine Muskel, gaben ihm Dinge zum riechen (Orangenschale war sehr gut) und ich habe ihm seine Lieblingsmusik aufgenommen und dort mit dem Handy abgespielt (ohne Kopfhörer, sondern in Entfernung daneben legen) Wir hatten nie eine Reaktion, bis wir die Musik abspielten. Da hat er gelächelt.
Wir sagten das der Ärztin, aber sie sagte nur Angehörige bilden sich so etwas ein und das seien nur vegatative und automatische Reaktionen, die nichts mit dem Bewußtsein zu tun hätten.
Ich habe aber beim massieren das ganz deutliche Gefühl gehabt, wann es ihm angenehm oder unangenehm war. Und wir bekamen immer wieder Signale von ihm. Ja wir waren täglich mehrere Stunden da und haben uns damit beschäftigt: Ich habe mich dann - als Laie - mit der Seditation beschäftigt und mit der Ärtzin darüber gesprochen, ob man die nicht senken kann und sie hat es gemacht, aber uns immer noch nicht geglaubt.
Dann hat schichtbedingt der Oberarzt gewechselt und es kam Dr. Herz. Ihm habe ich auch alles erzählt und er glaubte uns auch nicht. Aber er versprch es zu testen. Ich habe ihn gebeten andere Test zu machen. ( Die normalen Test sehr laut zu sprechen oder mit der Nadel zu piecksen fand ich unpassend)
Er hat getestet - und uns nicht gesagt wie - und herausgefunden, dass es Reaktionen gab.
Jetzt wurden wir ernster genommen. Nach vier Wochen wurde er - immer noch im Koma - in die Reha verlegt. Nach einer Woche machte er (hirnphysiologisch betrachtet) positive Bewegungen. Z.B. Bein ranziehen statt wegschieben etc. Wir haben auch dort den Ärzten erzählt, was wir gemacht haben und sie haben es sehr begrüßt. Dieser Prozess ist immer weiter gegangen und es gäbe noch viel darüber zu erzählen und es gab noch eine Begebenheit, die mich sehr berührt hat.
Durch den Sauerstoffmangel hat er ein sehr geringes Erinnerungsvermögen und wir saßen noch während der Reha Zeit auf einer Bank am See und ich sagte zu ihm:" Es ist doch Scheiße, dass Du Dich an nichts erinnern kannst." Er überlegte eine ganze Zeit und sagte dann: "Ach, ich hab' eigentlich kein Problem damit."
Er ist auch heute noch ein Pflegefall und seine Frau kann ihn nicht allein lassen, aber sie führen ein zufriedenes Leben, er ist körperlich voll fit und sein Zustand verbessert sich immer noch weiter.