Frohes Fest
"Werte Festgäste, fresst feste!", hätte mein damals trinkfester Onkel gesagt. Doch ich glaube, heute ist das etwas anders? ^^
Die Zeiten sind andere. Sie stellen uns vor kleine und große Herausforderungen. Niemand weiß, wie lange noch ... Und jeder hofft für sich auf ein Stückchen Normalität.
Familienzusammenhalte sind irgendwie hochgradig? wichtig geworden? Also ich meine, bei uns war das schon immer so, aber jetzt gerade ganz besonders.? Und je älter man wird, weiß Mensch auch nie, wie lange man sich einander noch hat.
Ala: Lebe so, als sei es dein letzter Tag.!. Genieße das Leben! In vollen Zügen.
In meinem Leben sind es die vielen kleinen Dinge geworden. Kleine Gesten, nicht materielle Dinge, Postkarten von Freunden, selbst gemachtes, Kreatives, auch mal ein Honig oder oder oder ...
Wie oft bist du dieser Tage glücklich? Wie oft schenkst du deinen Mitmenschen ein Lächeln? Wie oft dir selbst, wenn du dich im Spiegel betrachtest?
Ich erlebe diese Tage als ganz besonders. Es ist die Zeit der Raunächte, der Einkehr, der besonderen Energien. Aber auch der Familie, des traditionellen Festes, ...
Und ich habe mir meine Gedanken darüber gemacht, was ich mir fürs neue Jahr wünschen würde.
Mein Fugenmörtel
Kennst du das? Du sitzt in einer ruhigen Minute oder vielleicht auch in zweien oder gar dreien in einer deiner Wohlfühlecken deiner behaglichen Behausung, hörst leise deine Herzensmusik und quillst über vor Glückseligkeit, weißt aber nicht, wo diese genau herkommt?
Währenddessen ist es überall kerzenheimelig und dufträucherig. Und wenn draußen der frühe Morgen noch schläft und zarte Eisblumen auf den Pfützen vor dem Haus zu erahnen sind, sinnierst du darüber nach, was du dir für das neue Jahr wünschen mögest.
Überall glitzern Kristalle im Laternenlicht deiner Straße, sogar am Fenster deiner Wohnung. Und du überlegst dir, was du dir fürs neue Jahr vornimmst. Ganz fest oder vielleicht auch nur eventuell.
Der Spiegel an der Schrankwand neben dir ist schon ganz verrußt vor lauter Überlegungen, ob du dir nun lieber endlich mal ein Surface zulegen solltet im neuen Jahr oder vielleicht lieber doch ein Zeichentablett von Wacom oder gar die Skelettuhr von neulich?
Doch dann stellst du erheitert fest, dass das ja alles nichtige Nice-To-Haves sind gegenüber deiner derzeitigen lichten Ausgefülltheit, und du könntest dafür die ganze Welt oder aber einfach nur dich selbst umarmen.
Jedoch, was sind denn nun deine Wünsche fürs kommende Jahr? 13 an der Zahl sollen es nach altem Brauch der Raunächte sein. Aber wie bekommt man das in Worte gefasst, wenn man augenblicklich so allumfassend zufrieden ist?
Tja wie, das frage ich mich heute allen Ernstes und spiele gedankenverloren mit den noch leeren Wunschzetteln in meinen Händen, während ich auf die alte Bonboniere voller Ostseesteine schaue, die ich vor Jahren péu a péu angesammelt habe. Im Prinzip seit meinen frühen Kindertagen bis ins junge Erwachsenenalter hinein und irgendwann dann immer seltener bis gar nicht mehr.
Dabei fällt mir auf, dass all die Hühnergötter, bunten Kiesel und Versteinerungen über die Zeit hinweg immer mehr in mir verblasst sind, bis ich gar nicht mehr gewusst habe, welche Schätze in der Vitrine meines Wohnzimmerschrankes ruhen. Und selbst jetzt bin ich mir nicht sicher, was sie mir heutzutage noch bedeuten können, außer vielleicht schönes Material für meine nächste Mosaikarbeit.? Denn schon seit Jahren trage ich eine mehr oder minder verschwommene Idee mit mir spazieren …
Was wäre denn, wenn jede Handvoll dieser Kiesel für einen meiner nicht in Worte zu fassenden Wünsche stehen würde? Was wäre, wenn ich in diese Kiesel die Gefühlsbilder meiner Gedanken dazu und zu dieser besonderen Zeit hineinschreiben würde, um sie dann in einem ewigen Mosaik zu verarbeiten?
Ich glaube, ich finde diese Idee gut.
Und die Wunschzettel? Tja, die werden verbrannt und erbeben eine gute Ingredienz für den Fugenmörtel meiner Zeit.
© CRK, LE, 12/2020
Ich wünsche euch ein gesegnetes Fest und geruhsame Tage mit der Familie, mit Freunden, mit euch selbst, mit den Nachbarn, mit ...