Die Spiegel-Metapher darf nicht Detail für Detail wörtlich genommen werden, @*****epp . Ich selbst habe gerade entdeckt, wie die Partnerin, mit der ich 2 ½ Jahre zusammen war, und mit der ich gerade in einem wachsenden Prozess stehe, auf ganz unterschiedliche Weise mein "Spiegel" war und ist.
Ich verwende zum Erläutern jetzt ein anderes Bild, das zweier Gitarren. Wer schon Gitarre gespielt hat, kennt den Effekt: Schlage ich beispielsweise die dickste und tiefklingendste Saite bei der einen Gitarre an, beginnt das entsprechende Gegenstück auf der anderen Gitarre (soweit sie in unmittelbarer Nähe ist) mitzuschwingen. Sie geht in Resonanz.
Das passiert aber nur, soweit die Saite gleich gestimmt ist. Gleiches geht miteinander in Resonanz, Ungleiches nicht. Auch in Menschen bringen gleiche (bzw. zueinander passende) Themen die entsprechenden Saiten zum mitschwingen. Alle anderen Themen verursachen dergleichen nicht.
Das Thema, in dem meine Gefährtin und ich in Resonanz gehen, ist Autonomie. Wir sind beide Erstgeborene, die sich (anders als nachgeborene Geschwisterkinder) ganz allein mit der Übermacht der Eltern auseinandersetzen mussten. Die Befreiung davon, die Erringung eigener Unabhängigkeit, Autonomie hat uns viel Mühe gekostet. Wir ertragen daher keine Partner, die uns einengen.
Gerade deshalb leben wir unsere Autonomie bewusst und gern - und expandieren unseren Einflussbereich. Der sich dann ungewollt irgendwann mit dem des Partners beginnt zu überschneiden. Was diesen sofort in seinem Autonomiebedürfnis berührt, er fühlt sich eingeengt, es fehlt sprichwörtlich die "Luft zum Atmen".
Wenn wir dann getriggert werden, gehen wir in Resonanz mit diesem gleichen Thema. Wir gucken gewissermaßen in einen Spiegel und erleben uns im Anderen selbst darin. Nicht, weil der Andere eine leere Spiegelfläche darstellt, sondern weil er das selbe Thema spiegelbildlich mitbringt.
Was meine jahrelange Liebste und mich angeht, ist die Aufgabe, ein damit gekoppeltes, sich immer und ewig wiederholendes Verlassenheitsmuster und die dazugehörigen Reaktionen endlich zu erkennen und mit behutsamen, klugen, unterstützten Lenkbewegungen auszusteuern und so erstmals zu verlassen. Die Aufgabe ist eine große Herausforderung, und es gibt keine Garantie, dass wir sie meistern. Aber eine echte Chance dazu.