7. Sinn oder Schutzengel?
Ich weiß nicht, inwieweit das Thema "7. Sinn" oder "Schutzengel, bzw. Schutzgeister" überhaupt zu "Spiritualiät" passt. Aber ich riskiere es einfach mal!Die folgende Geschichte ist 100% wahr und hat sich genau so ereignet, wie hier niedergeschrieben.
Das Ganze ereignete sich im Jahr 1997, zur Zeit der Osterferien. Ist also jetzt ziemlich genau 10 Jahre her.
Zu dieser Zeit betätigte ich mich vorübergehend als Pizzafahrer einer kleinen Pizzaauslieferungskette namens "Pizza-Company" (Kölner werden sie kennen). Die Pizzabackstube, für die ich fuhr, war auf der Venloer Strasse, an einem großen Parkplatz, den sich ein Sportstudio, ein Möbelgeschäft und ein Aldi teilten.
Ich hatte immer mittags Dienst von 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr, auch an diesem Tag.
Es waren Ferien, und in den Ferien nahm ich immer meine Tochter Natascha mit. Sie war ganz wild darauf, dabei zu sein. Sie fuhr zwar nie mit, wenn ich die Pizzen und Pasta an die Kunden auslieferte, sie setzte sich lieber auf den kleinen Fenstersims direkt neben die Eingangstür und fütterte Tauben, hörte Radio, las ein wenig oder guckte sich die Leute auf den Parkplatz an.
Sie wusste genau, daß sie sich nicht ungefragt entfernen durfte, und die anderen Mitarbeiter des Pizzadienstes hatten ja auch immer ein wachsames Auge auf die "Kleine" (damals 10 Jahre alt). Und deshalb nahm ich sie auch gerne mit. Ihre Mutter hatte ihre Ruhe, Natascha ihren Spaß und ich meine Tochter um mich.
Doch an diesem Tag war es etwas anders:
Als ich arbeiten fahren wollte, kam Natascha an und fragte, ob sie mitkommen dürfe. Ohne irgendeinen Grund dafür nennen zu können (und das kann ich heute noch nicht) lehnte ich das rundweg ab.
Natürlich wurde Natascha biestig und versuchte es auch über die Tränendrüse, denn sie wollte unbedingt wieder mit. Wie die ganze vergangene Woche auch schon.
Verstärkung bekam sie dann von ihrer Mutter: Auch sie sagte mir, daß ich die Kleine doch mitnehmen solle, hatte für meine ablehnende Haltung kein Verständnis und so ergab sich auch noch ein ernsthafter Disput. Um nicht zu sagen: Krach.
Ich jedoch setzte mich durch und in's Auto und fuhr arbeiten.
Es lagen noch keine Aufträge vor, und so standen der Pizzabäcker, die Küchenhilfe, ein weiterer Fahrer und ich in dieser kleinen Bude und hielten Smalltalk.
Plötzlich hörten wir das Aufheulen eines Motors und das Radieren von Reifen auf dem Parkplatz. Mein Arbeitskollege rief nur noch "weg hier!" und während wir alle nach hinten hechteten, sahen wir einen Mercedes genau auf die Tür zurasen.
Begleitet von einem ohrenbetäubenden Lärm und dem Geräusch von klirrendem Glas krachte das Auto genau in die Eingangstür. Die Wucht war dermaßen groß, daß er nicht nur die Bistrotische verschob, sondern sogar die schwere Pizzabackanlage wegdrückte.
Doch jetzt geschah das Unglaubliche: Während wir, noch ziemlich verdattert, zu dem Auto vordringen wollten, um zu helfen, setze der Fahrer zurück, hielt nochmal an und gab ein weiteres mal Gas. Wieder hielt er genau aud die Tür zu, doch diesmal konnten wir zur Seite ausweichen. Das Fahrzeug blieb stehen, und während mein Kollege die Beifahrertür aufriß und den Zündschlüssel abzog, schaltete ich erstmal alle Sicherungen des Ladens aus. Durch einen Seitenausgang verließen wir das Geschäft, und während ich per Handy Polizei und Notruf verständigte, kümmerte sich mein Kollege (ein ehemaliger Rettungswagenfahrer) um den ohnmächtigen, älteren Fahrer des Mercedes.
Nachdem ich meinen Anruf beendet hatte und mich zu dem Unfallfahrzeug begeben wollte, bin ich kreidebleich geworden. Zumindest haben mir meine Kollegen es damals so geschildert. Im ersten Augenblick dachten sie, ich wäre verletzt worden, doch als sie mich fragten, antwortete ich nur, auf die Ladenfront zeigend:
"Dort hätte jetzt Natascha gesessen!"
Ich weiß bis heute nicht, warum ich morgens wie beschrieben reagiert hatte.
Nur eines weiß ich: Natascha hätte garantiert dort gesessen, direkt neben der Tür. Und keiner von uns drinnen hätte auch nur den Hauch einer Chance gehabt, zu verhindern, daß das Auto sie erwischt!
P.S.
Nachdem Polizei, Feuerwehr und Notarzt weg waren, habe ich zu Hause angerufen, um meiner Frau zu sagen, dass wir alle wie durch ein Wunder unverletzt geblieben sind (die Sache war mittlerweile in den Lokalnachrichten). Und ich sagte Natascha: "Wenn Du heute mitgekommen wärst, so wärst du jetzt tot". Das waren wortwörtlich meine Sätze, ich weiß sie noch, als wäre es gestern gewesen.
P.P.S.
Was den Mercedesfahrer (der übrigens auch nur relativ leicht verletzt wurde) zu diesem Wahnsinn bewogen hatte, ist nie geklärt worden.
Seine Frau war einkaufen, er selber sollte im Auto auf sie warten.
An das Ereignis selber kann er sich (angeblich) nicht erinnern.