Je lauter die Welt, desto größer die Sehnsucht nach Stille
Geht es dirauch so? Je lauter und hektischer die Welt um dich herum, desto größer das Bedürfnis nach Stille und Ruhe.
Nun ist Stille nicht unbedingt Geräuschlosigkeit. Absolute Stille gibt es ohnehin nicht. Selbst unser Atem erzeugt ein Geräusch.
Es geht primär um Momente, in denen die Geräuschquellen und die damit verbundenen akustischen Reize so weit wie möglich reduziert werden. Warum? Dazu im Folgenden vier Gründe, die überzeugen sollten.
Warum Stille wichtig ist: 4 Gründe
Dass regelmäßige Momente der Stille (für das Gehirn) wichtig sind und guttun, wurde auch von der Hirnforschung bestätigt:
1. Stille hilft gegen Ihren Stress
Lärm – also individuell störende Geräusche – erzeugt Stress. Je häufiger du dem Lärm ausgesetzt sind, desto stärker die Stressbelastung mit allen damit verbundenen möglichen gesundheitlichen Auswirkungen.
Regelmäßige Momente der Stille wirken dieser Stressbelastung entgegen. Laut einer Studie können bereits zwei stille Minuten sich positiv auf den Blutdruck auswirken und in diesem Zusammenhang sogar effektiver sein als Entspannungsmusik.
Deshalb:
Gönne dir sich täglich mindestens zwei Minuten der Stille. Schalten Sie – sofern möglich – in dieser kurzen Zeit alle Geräuschquellen aus.
2. Stille lädt Ihren mentalen Akku wieder auf
Die Arbeit, die täglichen Herausforderungen, die Reiz(über)flutung – all das kostet mentale Energie. Die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab, es kommt zu Ermüdungserscheinungen und geistiger Erschöpfung.
Deshalb:
Um den mentalen Akku wieder aufzuladen, suche dir einen ruhigen Ort auf. Und ja, das kann beispielsweise im Büro auch das „stille Örtchen“ sein, wo man sich zurückziehen, Augen schließen und somit zumindest für wenige Minuten der permanenten Geräuschkulisse und Reizüberflutung entfliehen.
3. Stille fördert deine Kreativität
Dass Stress, Lärm und zahlreiche einprasselnde Reize nicht gerade förderlich für die Kreativität sind, ist nachvollziehbar. Ein langsamer Hirnrhythmus, bedingt durch beispielsweise Momente der Stille, fördert hingegen den Kreativitätsprozess.
Deshalb:
Wenn du auf der Suche nach einer Idee oder einer Lösung sind, suche die Stille.
4. Stille lässt dein Gehirn „wachsen“
Mit dem „Wachsen“ ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass neue Gehirnzellen gebildet werden – das haben Forscher bei Untersuchungen festgestellt. Konkret geht es dabei um Zellen in der Gehirnregion Hippocampus – jener Teil, der u. a. eine wichtige Rolle für Emotionen sowie den Erinnerungs- und Lernprozess spielt.
Deshalb:
Je häufiger und länger du dir Stille gönnen, desto eher werden positive Effekte auf Ihre „Gehirnleistung“ wahrnehmen.
Aber: Stille kann auch laut sein!
Laute Stille – was ich damit meine: Wir sind die Stille häufig nicht mehr gewohnt. Sie kann sogar für den ein oder anderen ähnlich unangenehm wahrgenommen werden wie Lärm. Der österr. Schriftsteller Ernst Ferstl hat es so formuliert:
Früher brachte der Lärm
die Menschen aus der Ruhe.
Heutzutage ist es die Stille.
Ernst Ferstl
Das kann auch daran liegen, dass erst in der Stille unschöne Gedanken und Erinnerungen ins Bewusstsein gelangen, die – bewusst oder unbewusst – verdrängt wurden. Aber auch die Auseinandersetzung mit diesen belastenden Gedanken kann schließlich eine befreiende, entlastende Wirkung haben.
Gemeinsam still sein
Und ja, ich mag Menschen, mit denen man gemeinsam still sein kann. Wenn also gemeinsames Still sein nicht als betretenes oder verlegenes Schweigen, sondern als gemeinsames Wohlfühlen wahrgenommen wird.
Ich mag Menschen,
mit denen man gemeinsam
still sein kann.
Persönliche Gedankennotiz
(aus dem Zeitblüten-Buch)
Stille: 5 Tipps für akustische Auszeiten
Nun ist es zugegebenermaßen nicht ganz so einfach, sich im Alltag „akustisch zu entkoppeln“. Dazu 5 Vorschläge:
1. Einen Rückzugsraum einrichten
Solltet du die Möglichkeit haben, richte dir zu Hause einen Raum der Stille ein. Es sollte ein Raum ohne Fernseher, ohne Radio oder anderer elektrischer Geräte sein. Auch für das Smartphone gilt „Eintrittsverbot“.
Je weniger (akustische) Reize auch von außen in den Raum dringen, desto effektiver die darin verbrachte akustische Auszeit.
2. Große, öffentlich zugängliche Räume
Vielleicht gibt es öffentliche Gebäude mit großen Räumen in deiner unmittelbaren Umgebung, die du regelmäßig aufsuchen könntest. Etwa zu Zeiten, an denen diese Gebäude kaum frequentiert werden.
Am besten eignen sich großflächige, hohe – möglichst menschenleere – Räume zur akustischen Entspannung. Je größer der ruhige Raum, desto mehr wirkt die Stille.
So ein Gebäude kann beispielsweise ein Museum sein, eine Halle, ein Saal oder eine leere Kirche (unabhängig davon, welcher oder ob du einer Religion angehören).
3. Stille Urlaube
Mittlerweile gibt es zahlreiche Einrichtungen und Institutionen, die das Bedürfnis vieler Menschen nach Ruhe und Stille erkannt haben und ein entsprechendes Angebot bieten. Dazu zählen beispielsweise Schweigeseminare, Meditationsurlaubsangebote etc.
Wenn dich diese Form einer Auszeit vom Alltag reizt, findest du im Netz eine Unzahl an entsprechenden Angeboten, darunter sicher auch ein passendes in deiner Umgebung.
4. Auch eine Möglichkeit: Ohrstöpsel
Wenn du das Bedürfnis nach Stille haben und auf die Schnelle keinen ruhigen Ort aufsuchen kannst, dann sind auch Ohrstöpsel hilfreich. Sie wirken wie ein Hörgerät nach innen, denn damit nimmst du deine Atmung intensiver wahr, was zudem einen Entspannungseffekt zur Folge hat.
Hierzu gibt es sehr effektive Ohrstöpsel, die eine hervorragende Abschottung gegen Geräusche bieten.
Passend dazu eine Zeitblüten-Einsendung einer Leserin:
Ich verwende beim Baden Ohrstöpsel. Nichts entspannt mich so intensiv wie die Kombination aus wohliger Wärme des Badewassers, angenehmem Duft des Badeöls und intensiver Wahrnehmung meiner eigenen Atmung.
5. Zeitiger aufstehen für ein stilles Morgenritual
Und mit zeitiger meine ich früher als alle anderen bei dir zu Hause. Diese Zeit können Sie für ein Morgenritual nutzen:
Setze dich hin und blicke aus dem Fenster. Kein Radio oder ein anderes Geräusch im Hintergrund. Oder begebe dich in ins Freie, in den Garten, auf den Balkon.
Friedliche Morgenstille. Nur der Morgen und DU
Quelle: zeitblueten.com/news/stille/