@Seele
Glaub mir, ich kann das gut verstehen
Heute ist wieder so ein Tag, wo fast nichts geht. Ich war eben spazieren und der taube Knöchel wollte mal wieder so gar nicht. Also die kleine Runde, wo alle paar Hundert Meter Bänke stehen.
Und da sitze ich auf der Bank, kurzatmig mit dem Erfühl "gleich ersticke ich", der Knöchel bubbert, mir ist schwindlig. Natürlich kommt da gleich so ein Gedanke "letzte Woche konntest Du zwei Stunden marschieren, bergauf und bergab". Was für eine wunderbare Einleitung für ein Lamento!
Und genau das ist der Punkt, am dem ich mich entscheiden muss. Folge ich, wie zigtausende Male vorher, den Gedanken und formuliere die Widerstände um zu "ach wie geht es mir schlecht" oder "eigentlich habe ich keinen Grund zu klagen, es ging mir schon mal viel schlechter". Oder ich kann anhalten, den Widerstand spüren, meine Atemübung machen und ihn wegschmelzen lassen und auftauchen lassen, was darunter erscheint. Trauer, Wut, Verzweiflung. Und mich darauf einlassen, genau das zu spüren, was im Moment da ist. Und es ist eine Menge da: kühle Luft, die die Arme streichelt, das Vogeltier das "Krakra" macht, Rasenmähergeräusche und Kettensägen und eine atemberaubende Aussicht über die wundervolle Hügellandschaft, in der ich leben darf. Und ein Körper mit Wehwehchen. Nebenbei eine Portion Verzweiflung, die verbrennt und einer tiefen Freude über das Dasein Platz macht. Alles andere sind Fantasien über die Zukunft und die Vergangenheit.
Vielleicht magst Du einfach mal ein Experiment machen? Leg Deine Hand sanft auf den schmerzenden Bauch und sage laut: "es darf so sein". Und fühl einfach die Gefühle, die es auslöst und ignorier die Bewertungsabteilung, die der Kopf abspult.
Ich wünsch Dir viel Kraft und schick Dir ein paar Energiebällchen.
Liebe Grüße
Sylvie