Wieder mal so ein polarisierender Thread der beweist wie schwierig die menschliche Kommunikation ist und wie uneindeutig die menschliche Sprache ist.
Ich glaube wir können jetzt anfangen Wikipedia oder andere Lexikas zum Thema "Handicap" oder "Behinderung" zu zitieren und uns gegenseitig unsere eigenen Definitionen davon zitieren.
Ich glaube aber was die TE sagen und wissen wollte ist, wie gehen wir mit unseren Schicksalsschlägen um? Also mit Krankheit, Tod, Behinderung, Verlust der sozialen Sicherheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit usw. Das sind alles Begebenheiten die uns im täglichen Leben "behindern" auf die eine oder andere Weise. Schwächt so ein Schicksalsschlag unsere Spiritualität oder stärkt er Sie?
Ich versuche mal einen Anfang zu machen.
Ich wurde in eine Familie geboren die mich manigfaltig mißbraucht hat. Ich wurde vernachlässigt, gedemütigt, krankenhaus reif geprügelt und halb verhungert tagelang in eine dunkle Kammer gesperrt. Als ich 7 Jahre alt war begann mich mein Stiefvater sexuell zu mißbrauchen. Mit 11 wurde ich bei den Pädophilen rumgereicht....
Als Kind war ich sehr gläubig und betete zu Gott er möge mir helfen. Doch nichts passierte. Ich weinte mich jede Nacht in den Schlaf und dachte ich bin ein schlechter Mensch. Denn wäre ich gut, dann hätte Gott mir geholfen. Irgendwann dachte ich, ich hätte irgendeine Schuld auf mich geladen und flehte Gott an mir zu sagen was ich Böses getan hatte. Ich würde alles tun um das wieder gut zu machen. Doch nichts geschah. Ich beschloß irgendwann das es keinen Gott geben kann. Mit 14 schaffte ich es mich selber zu retten und kam in ein Kinderheim. Doch mein Lebensweg wurde weiter begleitet von psychischer und körperlicher Gewalt. Ich wurde noch weitere 2 male vergewaltigt. Ich wurde psychisch mehrfach krank (Angsstörungen, Depressionen, verschiedene Essstörungen, Suizidversuche usw.) und fand mich nicht mehr im Leben zurecht. Ich verstand nicht was das alles sollte, welches beschissene Spiel hier gerade ablief. Ich war in mehreren Psychiatrien und in diversen Ambulanten Behandlungen, doch nichts ergab einen Sinn für mich. Doch in dieser Zeit waren die "spirituellen" Momente sehr häufig. Ich träumte Dinge die später passierten, ich traf mich nachts in einem früheren Leben usw. Ich spürte etwas berührte mich immer wieder, aber was das war, da hatte ich keine Ahnung. Nach mehreren Jahren Therapie sagte mir ein Therapeut dass er noch nie ein Mädchen kennen gelernt habe wie mich. Noch nie habe er jemanden kennen gelernt, der sich mit so einer ungeheuren Kraft und Macht aus diesem Sumpf von Gewalt hat raus holen können. Lange Zeit wußte ich nicht was ich damit anfangen sollte, bis ich immer wieder (von verschiedenen Menschen) folgende Worte zu hören bekam:
"Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"
Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."
Erst habe ich darüber gelacht, aber irgendwann begriff ich warum mir diese Worte immer wieder begegneten und woher die Kraft kam, mit der ich mich aus dem Sumpf befreit habe.
Ich glaube inzwischen wir Menschen sind so gepolt, dass wir nur aus dem Leid lernen. Kinder lernen auch nur dass der Herd heiß ist wenn Sie sich kräftig daran verbrannt haben.
Ich denke heute dass meine Stärke nur aus dem Leid erwachsen ist, ohne das ganze Leid in meinem Leben wäre ich heute sicherlich wenig spirituell.
Und ich denke das ist bei vielen so! Wieviel Leute krempeln Ihr Leben um nach einer leidvollen Erfahrung? Wer krempelt sein Leben um und schaut in eine andere Richtung wenn alles toll ist?
Klar jetzt können wir auch noch streiten warum auch Gläubige Menschen krank, arbeitslos etc. werden. Weil auch Sie noch etwas zu lernen haben.
Versteht mich nicht falsch, ich heiße keine Gewalt gut oder ähnliches. Nur versteht der Mensch ohne den Schatten wie er sich dem Licht zuwendet? Macht Ying ohne Yang Sinn? Sind Menschen entweder nur gut oder nur böse oder trägt jeder von uns beides in sich? Ich denke so lange es Menschen gibt, so lange wird es auch Leid geben.