Urängste
Wir sind einen Großteil unseres Lebens damit beschäftigt, uns verschiedenen Urängsten nicht zu stellen. Eine davon ist die soziale Ausgrenzung. Du kannst es auch die Angst vor der Einsamkeit nennen. Das kommt noch aus der Zeit, als unsere Vorfahren in den Höhlen als Herdenverbund/ Großclan lebten. Wer aus der Höhle rausgeworfen wird, hat keine Chance zu überleben.
Das sitzt als Programm noch in uns. Und genau deshalb tauchen dann die verräterischen Durchhalteparolen auf "Blut ist dicker als Wasser" ist so eine und hat oft eine freiwillige Selbstanpassung an die Familienwerte zur Folge oder auch so eine Art Pseudotoleranz (jeder "Mensch ist anders albern")
Und je tiefer wir solche Ängste in uns zu vergraben suchen, desto eher tauchen Lebenssituationen auf, die daran rühren. Nach meiner Erfahrung hilft "darüber nachdenken" nicht wirklich weiter, weil Gefühle sich nicht rational verarbeiten lassen. (Man kann sie höchstens eine Weile wegdiskutieren).
Gefühle wollen gefühlt werden. Mein Vorschlag: Setz Dich in einen bequemen Sessel, leg die Taschentücher bereit und schließe die Augen. Und dann stell die Frage "Was passiert, wenn die Person x aus meiner Familie nie wieder mit mir spricht und mich komplett ignoriert."
Der Verstand wird versuchen, seine Kommentare abzugeben, aber diese Kommentare sind wie der Werbeblog im Radio. Ist da, brauchen wir jetzt nicht. Wir brauchen auch nichts machen, um die Gedanken wegzukriegen. Die dürfen ihr Hintergrundrauschen weiter betreiben. Aber wir folgen den Geschichten nicht. Wir machen etwas viel abenteuerlicheres: wir lassen die Gefühle auftauchen, die durch den Satz ausgelöst werden, fühlen sie und stellen z.B. fest "oh, da ist Trauer". Und dann wird eben die ganze Trauer gefühlt. Sie wird hochkochen, brodeln und dann verbrennen. Und darunter kommt das nächste Gefühl...
Das ist zugegebener Maßen ein beängstigender Vorgang, aber nach meiner Erfahrung das einzige, was hilft
Liebe Grüße
Sylvie