sm, christentum & christliche werte
@******hen
nun, ich glaube, die christliche kirche muss sich für ihre geschichte durchaus kritisieren lassen.. zu "
unchristlich" hat sie sich über jahrhunderte aufgeführt. das fegefeuer müsste sie treffen, wenn schon..
trotzdem möchte ich bitte auf einen essentiellen unterschied hinweisen:
sadismus & sm im erotischen zusammenhang hat (bereits per definition) rein gar nichts mit "menschenverachtenden handlungen" wie den aufgezählten zu tun! sm wird im
gegenseitigen einverständnis gelebt und kann bereits aus diesem grund nie eine "gewalthandlung" im illegitimen sinne darstellen.
ich stimme BFlat zu
es ist sicherlich so, dass die christliche kirchentradion/-lehre als eine "
lustfeindliche weltanschauung" betrachtet werden kann oder muss. demzufolge kann keine sexualität im einklang mit ihr stehen.. ausser des puren zeugungsaktes (der jedoch kaum ohne die lust funktioniert!).
für mich widerspricht diese kirchliche lustfeindliche tradition oder auslegung jedoch den eigentlichen christlichen inhalten.. die ich (und ich bin sicher viele viele andere) in ihr und ihrem ursprung lese. für mich ist die
nächsten- & selbstliebe wohl das zentrale thema der christlichen lehre. wäre und ist nicht gerade die sexualität purer ausdruck hierfür?
der sadismus im sm-sinne kann durchaus mit einer "lust, anderen schmerz zuzufügen" verstanden oder übersetzt werden. für mich ist dies eine sehr einfache, unmystische und unfertige erklärung. besonders ist sie einseitig.. und (bd)sm ist für mich NIE nur einseitig.
bdsm ist eine spielart der sexualität, zwischen (normalerweise) zwei menschen, die sich hierauf geeinigt haben und beide lust dabei empfinden. und so geht es nicht nur um eine lust schmerz zuzufügen, sondern beinhaltet immer auch die andere seite, die lust schmerz zu erleiden, bzw. die fähigkeit schmerz in lust umzuwandeln.. und das gesamte.. ein gemeinsames
lustspiel.
die selbstkasteiung, das sich selbst zufügen von schmerzen durch peitschenhieben etc., hat wohl besonders bei den mönchen christlicher klöster grosse tradition gehabt. ob es immer nur die pure selbstbestrafung für verwerfliche gedanken, gefühle etc. war .. oder ob der körper dadurch vielleicht sogar eine "
kathartische wirkung" erreichen konnte.. und diesen menschen durch die "strafe" eigentlich ("erneute") lust ausleben konnten.. wage ich kaum zu hinterfragen.. so ketzerisch fühlt sich der gedanke an. doch wer die faszination schmerz und lust einmal selbst erlebt hat.. kennt die nähe dieser beiden begriffe, die nur scheinbar nicht zusammengehören.
ich bin ein mensch.. der keinem menschen oder wesen schaden oder schmerz zufügen möchte, vielleicht gar "könnte". und doch würde ich mich im erotischen zusammenhang durchaus als "sadistisch" und "bdsm-lebend" bekennen. wie geht dies zusammen? zum grossen teil, weil es mir gerade NICHT lust bereitet schmerz zuzufügen.. oder auch (aber nicht zentral im verstandenen sinne).. sondern weil ich gerade die
transformationsfähigkeit von schmerz zu lust erkennen und steuern kann. ich bereite niemandem "schmerzen" (im tieferen sinne), füge niemandem schaden zu (dass ist für jeden bdsm'ler essentiell!).. sondern ich bereite lust! es ist für mich das innigste liebesspiel überhaupt.. und berührt noch viel tiefer liegende wahrnehmungs- & erlebnisebenen als beim "normalen sex".
ich gehe sogar noch einen schritt weiter und sage: für mich sind bdsm & sexualität durchaus spirituelle erfahrungsebenen. (aber dies ist ein anderes thema)
und so muss sadismus für mich kein widerspruch zur christlichen lehre sein. im mindestens ist es selbstliebe.. ein zusichselberstehen.. zu allen seiten seines selbst. denn sadismus und masochismus sind keine gesellschaftlich anerkannten seiten des selbst. sie widersetzen sich (auf den ersten blick) dem "normalen menschenverstand" und jeglicher "moral". die meisten menschen brauchen jahre, bis sie zu ihren neigungen und deren natürlichkeit stehen können.
und da es sich um ein "(
liebes)spiel" zweier menschen mit gleichen, bzw. ergänzenden neigungen handelt.. wird die selbstliebe immer auch zur nächstenliebe.. und meist ist diese sogar absolut zentral! (ich kenne eigentlich persönlich niemanden, bei dem dies nicht so wäre.. und ich kenne einige bdsm-praktizierende!)
für mich widersprechen sich weder sm, noch sexualität und lust mit christlichen werten - im gegenteil!
ein dominanter gott, ein bestrafungs- & sündenglauben, eine lust- & körperfeindlichkeit und eine christliche kirchenhistorie widersprechen jedoch meiner auffassung des (ur)christlichen gedankengutes!
dies mag auch ein grund sein, weshalb ich mich zwar als christen, nicht aber über die christliche kirchen(lehren) definiere.
dee