Klar...
Du liebst auch Wut
Ich will ein Beispiel geben. Meine Mutter ist alkoholkrank (inzwischen seit 16 Jahren trocken), die Prädisposition ist eindeutig in ihrer Ursprungsfamilie vorgegeben... und das Damoklesschwert hängt gewissermaßen über mir.
Mein Vater hat lange die Augen davor verschlossen und als das nicht länger ging, brachte er sie in die Klinik und änderte sein komplettes Leben so, dass er auf sie "aufpassen" konnte, damit sie nicht rückfällig wird. Typisch Co eben. Und ich habe das mit der Begründung "das ist Euer Ding" von mir weggeschoben.
Dann starb er und seine letzte Angst vorher war, dass sie rückfällig wird. Was sie wurde, denn ich habe mich strikt geweigert, auf sie aufzupassen. Nach weniger als drei Monaten war sie am Ende. Ich brachte sie zur Entgiftung und brachte sie unter Androhung von Kontaktabbruck dazu, in eine Therapie einzuwilligen und sie ging für ein halbes Jahr und kam trocken zurück.
Alle (inklusive Sozialarbeiterin) lobten mich für mein toughes und durchdachtes Verhalten. Und ihre Motivation, trocken zu bleiben, war "in der Therapie war es so schrecklich. Da will ich nie wieder hin."
Auf der Symptomebene hat also ein Ego einem anderen geholfen und alle anderen Egos haben Beifall geklatscht. Erst nach langen Jahren kam mir (ganz ohne Familienstellen
) die Erkenntnis, dass ich mitnichten selbstlos und überlegt gehandelt hatte. Ich hatte sie aus Überforderung abgegeben und dafür eine scheinbar logische Erklärung gefunden.
Die Wahrheit war: ich hatte mich mein ganzes Leben als Papakind definiert und mich innerlich an ihr abgearbeitet. Ich wollte sie gewissermaßen "weghaben". Und all die Gefühle, die damit verbunden waren, wollte ich auch nicht "haben". Aber da es sich nicht "gehört", den Kontakt abzubrechen, haderte ich eben und agierte mit Schuldzuweisungen.
Die Details über die Gefühlskaskaden, die auf diese Erkenntnis hin tobten, werde ich nicht weiter ausführen... Aber irgendwo unten drunter tauchten Liebe und Frieden auf. Und weil ich ihr jetzt anders begegnen kann, ändert auch sie sich. Und ich nehme die Änderungen an, ohne sie zu bewerten. Und freue mich auf Weihnachten
Ganz einfach, weil die emotionalen Altlasten (Stichwort: emotionaler Schmerzkörper") aufgelöst waren. Und wenn das nächste Mal ein Gefühl auftaucht, dann ist es ein neues. Und ich kann es (hoffentlich) erleben, wenn es auftaucht, lodert und verbrennt, und finde es nicht erst zehn Jahre später unter einem Haufen von Gedankenmüll wieder.
Sylvie