Das Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" stammt aus einer Gesellschaft, in der ein zentrales tragendes Element die (männliche) Erbfolge war. Da es weder Verhütung noch Vaterschaftstests gab, war "Ehebruch" ein unerwünschter Unsicherheitsfaktor.
Eine zeitgemäße Interpretation dieses Gebots sieht doch ganz anders aus. Die sexuelle Treue ist doch nicht mehr der Kernpunkt, sondern etwas, das ich mit "sozialer Treue" bezeichnen würde. Männer, die sich aus dem Staub machen, wenn die Freundin ein Kind bekommt oder Menschen die ihren Partner in einer gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Misere verlassen sind für mich heute diejenigen, die gegen das sechste Gebot verstoßen.
Zum Thema Prostituierte: Sie hatten schon zu allen Zeiten eine wichtige gesellschaftliche Funktion für Männer, die keine andere Möglichkeit hatten, Sexualität zu leben, wie etwa Soldaten oder Seeleute.
Dass sie heute zunehmend von Männern aufgesucht werden, die sich einer gleichberechtigten Begegnung mit dem anderen Geschlecht aus Bequemlichkeit entziehen, dafür sind nicht sie sondern die Männer verantwortlich. Als "Sünde" betrachte ich nicht Prostitution an sich, sondern die gewissenlose Ausbeutung von Prostituierten.