Es gibt verschiedene Gründe warum aktuell nichts aus USA kommt. Ein Grund ist die restriktive Regulierung der Ausfuhr von Waffenteilen und Munition. Nur wenige zertifizierte Exporteure haben eine Ausfuhrgenehmigung. Das betrifft alle Teile; auch für nicht wesentliche Teile wie Griffe, Visiere, etc. Sobald sich die USA weltweit irgendwo in einem Konflikt befinden (und das tun sie fast immer), greifen die Ausfuhrsanktionen. Dazu kommt der weltweite Mangel z.B. an Stahl und Holz, welcher die Produktion von Gütern aller Art bremst.
Bei Munition kommt ein zweiter und wesentlich gravierenderer Faktor hinzu, welcher auch Deutschland betrifft. Die Firma Sierra ist insolvent und wurde verkauft. Allerdings nicht gesamt, sondern in zwei Teilen. Einer wurde von Remington/UMC gekauft, der andere von Nosler. Die Fertigungsanlagen wurden demontiert und an die Standorte der Käufer verbracht, wodurch die Produktion unterbrochen wurde. Bis die Anlagen an den neuen Standorten wieder in Betrieb gehen und auch die Vertriebswege neu gestaltet wurden, vergeht eine ganze Menge Zeit (Verträge, etc.) Dadurch entsteht ein riesiges Vakuum und es wird bis zu zwei Jahren dauern, bis dieses wieder ausgeglichen wird. Die aktuelle Situation in der Ukraine wird dazu führen, dass zusätzliche Lieferungen für die Rüstung geordert werden.
Daher kaufen die Amerikaner, bei denen es wesentlich mehr Schützen und damit mehr Waffen in privater Hand gibt, im großen Stil in Europa ein. Unter anderem auch bei RUAG Ammotec, dem Besitzer von RWS. Und sie kaufen in ganz anderen, wesentlich größeren Stückzahlen ein, was wirtschaftlich für die Hersteller von Munition deutlich profitabler und damit interessanter ist. Ich habe mit ein paar Großhändler gesprochen; alle Lager sind völlig leer. Zum Teil wurden sogar Lieferungen aus USA mit deutlichen Gewinnen dorthin zurück verkauft. Zig hunderttausend Patronen sind bestellt und werden nicht vor Jahresmitte erwartet. Davon sind die meisten bereits vorbestellt. So sind aktuell z.B. keine Schrotpatronen für Trap und Skeet verfügbar. Welchen Einfluss diese Situation auf das Preisgefüge hat, brauche ich wohl niemandem zu sagen. Kann nur jeder froh sein, der noch eigene Bestände hat. Das betrifft übrigens auch Geschosse, Pulver, etc.
Soweit mein aktueller Kenntnisstand. Falls jemand andere Informationen hat oder auf der IWA etwas hört, bitte teilen. Man ist ja aktuell bereit höhere Preise zu akzeptieren um überhaupt etwas zu bekommen. Sollte es Faktoren geben, welche kurz bis mittelfristig eine Entspannung erwarten lassen, könnte man sich ja noch etwas gedulden. Aber ich bin da wenig optimistisch