Geht es bald ab auf die Piste?
Neulußheim. Wenn der Winter nicht freiwillig zu uns kommt, dann holen wir ihn eben - der Gedanke von Bürgermeister Gunther Hoffmann kommt nicht von ungefähr. Und doch hat es etwas gedauert, bis die Idee zu dem ausgereift ist, worüber der Gemeinderat in seiner Aprilsitzung zu entscheiden hat. Die Rede ist von einer kleinen Skipiste, auf der der Nachwuchs schon im nächsten Winter die ersten Abfahrten üben könnte.
Damit ließe sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Denn schon seit geraumer Zeit türmt sich im Süden Neulußheims im Bereich des Sportplatzes ein rund zehn Meter hoher Sandberg. Allesamt Aushubmaterial, das durch diverse Baumaßnahmen, unter anderem auch des benachbarten Kunstrasenplatzes, zustande gekommen ist. Diese Erdmengen zu entsorgen, würde die Gemeinde einiges kosten. Deshalb hat Bürgermeister Hoffmann bereits im vergangenen Jahr die Idee geäußert, mit Hilfe dieses ohnehin vorhandenen Materials einen rund drei Meter hohen Lärmschutzwall zwischen Bahnlinie und Friedhof zu errichten. Den Gemeinderat konnte er damit jedoch nicht überzeugen (wir berichteten).
Mehr als nur eine Rodelpiste
Vielleicht kann er sich mit der Skipiste eher anfreunden. Schließlich würde eine Skipiste ein Pendant für den Blausee darstellen - für die kalte Jahreszeit. Und sie wäre ein kleiner Trost für das geplatzte Projekt Wasserrutsche aus einer Lkw-Plane, von der der TÜV abgeraten hat (wir berichteten). Eigentlich sei ja zunächst nur eine Rodelpiste angedacht gewesen, meint Bürgermeister Hoffmann. Dieser Gedanke lag nahe, als die Firma Dumbeck aus Sinsheim das Erdmaterial entsprechend modelliert hatte. Dies war nötig geworden, weil der Berg andernfalls zu hoch und steil geworden wäre.
Doch dann reifte der Gedanke weiter. "Weshalb nur eine Rodelpiste, wenn man den Nachwuchs mit einer kleinen Skipiste an den Wintersport heranführen könnte?", fragte sich Hoffmann, dem die sportliche Förderung von Kindern und Jugendlichen am Herzen liegt. Außerdem ist er selbst begeisterter Skifahrer.
Um im Winter auch auf Nummer sicher gehen zu können, was den Schnee in der Lußhardtgemeinde anbelangt, schwebt dem Ortschef die Anschaffung einer Schneekanone vor. Mithilfe von dieser könnte so Pulverschnee en masse bei Temperaturen um den Gefrierpunkt erzeugt werden. Das Skiabenteuer wäre also gewiss. "Es ist toll, wenn Kinder, die hier leben, die Möglichkeit haben, vor ihrer Haustür eine Wintersportart zu erlernen", findet der Gemeindechef. Er weiß, wie wichtig es ist, die Grundlagen für diesen Sport zu beherrschen. Und dafür eigne sich eine kleine Piste ebenso wie eine große.
Beratung vor Ort im Allgäu
Um das Erklimmen des Hügels zu erleichtern, schwebt dem Bürgermeister außerdem ein kleiner Schlepplift vor. Wie genau die Umsetzung vor Ort aussehen könnte, darüber will sich die Verwaltung erst Gedanken machen, wenn der Gemeinderat dem Vorhaben zugestimmt hat. "Wenn er grünes Licht gibt, fährt der Gemeinderat zusammen ins Allgäu, um sich vor Ort von Fachleuten beraten zu lassen", steht für Gunther Hoffmann fest.
Die erforderlichen Genehmigungen für eine Skipiste im Süden Neulußheims liegen bereits vor. Auch verfüge die Firma Dumbeck, die den Erdhügel bereits modelliert hat, über ausreichend Erfahrung, was das Modellieren von Skipisten anbelangt, veranschaulicht Hoffmann. Es müsse allerdings noch verhandelt werden, ob sich ein Skiausstatter im Ort ansiedeln darf. Ski-Vereine und Ski-Schulen aus dem Umkreis mit ins Boot zu holen, um den Kindern die Basics in Sachen Abfahrt näherzubringen, das geht mit der Maßnahme einher. "Ich bin überzeugt, dass sich eine Skipiste hier in Neulußheim gut vermarkten lassen würde und auch Kinder aus den Nachbarorten anlockt", so Hoffmann.
Jetzt hängt alles am Gemeinderat. Stimmt er dem Vorhaben zu, hieße es schon im Winter: Schnee satt auf Neulußheims Piste. Für den Sandberg müsste dann noch ein passender Name gefunden werden. Für eine gute Nachbarschaft wäre sicherlich Olympia-Hügel eine Überlegung wert.
© Schwetzinger Zeitung, Freitag, 01.04.2016