Nervensäge
Er war so gerne kreativ
schrieb Verse und Gedichte
für Nachbarn, Freunde, Mann und Kind,
für Onkel, Tante, Nichte.
Nur wusste er nicht viel vom Versmaß,
und seine ausgewählten Reime
bestanden meist aus hohlen Floskeln
und waren letztlich oft gar keine.
Er setzte sich sehr gern in Szene
und fühlte sich so gut,
wenn er dort vorne rezitierte -
den andern sank der Mut.
Denn seine Verse waren lang
wie eine Litanei
und jeder fragte sich im Stillen,
wann ist es nur vorbei?
Er merkte nichts, fuhr einfach fort
ganz unbeirrt und heiter
und ist – von ihm selbst unbemerkt –
inzwischen Außenseiter.