Warum sind Seitenspringer/innen so verhasst?
.Ein neugieriges HALLO an alle zusammen,
ich möchte heute ein prekäres Thema ansprechen, da ich die zu Grunde liegende Doppelmoral gern verstehen würde. Ich würde mich daher freuen, wenn wir darüber nicht negativ (im Sinne von Beschimpfungen oder Überheblichkeiten), sondern mit konstruktiven Beiträgen sachlich diskutieren könnten.
- - Die Ausgangssituation - -
JC ist bisher mein einzig beschrittener Weg der Onlinesuche. Daher kann ich hier nur für meine Erfahrungen auf JC schreiben.
Ich lebe seit 20 Jahren in einer Partnerschaft, welche emotional, sowie sachlich als „funktionierend“ bezeichnet werden darf. Leider hat die Libido meiner Partnerin(*1960) im Zuge der Menopause nicht nur eine “Pause“ eingelegt, sondern ist - längst in der Postmenopause angelangt - auch weiterhin „beurlaubt“. Die Gründe dafür sind mir bekannt und liegen nicht in meiner Person. Mit meinem Respekt vor einer Dame versteht es sich über diese Kenntnis hinaus von selbst, dass ich sie nicht auf meine „Begehrlichkeiten“ dränge, wie dezent auch immer.
- - Seitensprung und Verantwortungsbewusstsein - -
Leider habe ich bei der Vergabe von „Lust“ wohl zu laut HIER! gerufen, um meinerseits dauerhaft ebenfalls auf (ganz normale) Vergnügen verzichten zu können. Die ersten zehn Jahre trat ich nie neben die Spur, da wir ein sehr intensives und schönes Sexualleben hatten. Mit allem was dazu gehört. Aber seit einigen Jahren fällt mir das so schwer, dass ich einen Ausweg suchte.
So „passierte“, was passieren musste. Ich bin kommunikativ und aufmerksam, was zur Folge hat, dass es mir im Alltag an Kontaktmöglichkeiten zu Damen nicht mangelt. Im Gegenteil.
Aber… man(n) sieht einer Dame nie ihren Status, und schon gar nicht ihre Zufriedenheit an, so sie idealerweise bereits gebunden ist. Da ich als Mensch mit guter Bodenhaftung behaupten kann, dass ich über ein hohes und funktionierendes Verantwortungsbewusstsein verfüge, bin ich stets bedacht, keine Damen anzusprechen, welche möglicherweise „ihr Herz verlieren“ könnten. Daher kontaktiere ich in amouröser Absicht nie Solodamen.
Warum?
Weil ich als Seitenspringer für die Gefühle meiner „Affäre“ verantwortlich bin. Jemand der fremdgeht, mag zwar auch tiefe Gefühle in seinem „Second Life“ entwickeln können, hat aber bereits einen emotionalen Bezugspunkt – den Lebenspartner. Anders ist es bei seiner Affärenpartnerin, so sie denn Solo ist, oder auch nur derart unglücklich gebunden, dass sie eigentlich latent einen neuen Lebensgefährten sucht. Sich also in einem emotionalen Vakuum befindet.
Ab dem undefinierten Moment, wo „es“ gut läuft und Gefühle sich entwickeln, beginnt bei ihr der Leidensdruck, weil IHR emotionaler Bezugspunkt der Seitenspringer ist. Und NUR dieser.
Für KEINE Frau fühlt sich das gut an, wenn er geht, in dem Wissen, dass ER nun wieder in einem gemeinsamen Heim sein wird. Bei einer anderen… während sie ALLEIN zurück bleibt.
(Anm.: im Film „Eine verhängnisvolle Affäre“ hat man diese Realität trefflich aufgegriffen und für den Film überzeichnet abgebildet)
Denn es lässt sich nur schwer leugnen: wenn es gut läuft, sind rasch innige Gefühle im Spiel, besonders, wenn man über den Spaß an der Lust hinweg auch gemeinsame Unternehmungen teilt. Daher achte ich darauf, nie ein Herz in Brand zu stecken. Aus diesem Grunde ist es m.E. wichtig, dass beide Seiten einen emotionalen Bezugspunkt haben, den Lebenspartner. Denn auch in einer Parallelpartnerschaft werden sich Gefühle entwickeln. Das ist ganz normal – und gehört dazu.
- - „gefühlter“ Gegenwind - -
Soviel zur Denkstruktur eines Fremdgängers. Das ist also der Grund, warum ich 2015 hier suchte – und auch rasch fündig wurde. So deaktivierte ich das Profil und bin seit Anfang Februar wieder aktiv. Doch anders als vor 2 Jahren bemerke ich heute eine starke Ablehnungshaltung. Damals wie heute, lege ich in aller Offenheit deutlich, was meine Intention ist, sowie, was ich „leisten“ kann und was nicht.
Was mich nun zu meinem Unverständnis überrascht, sind die Widersprüchlichkeiten. Hier gibt es (eigentlich) genug Menschen, die „nur“ ein körperliches Vergnügen suchen. Da ich mir eben nicht einfach nur ein seelenloses Poppverhältnis wünsche, spreche ich bewusst auch keine Paare an. Jedoch gibt es genug Damenprofile, welche – entgegen einer öffentlichen Begegnung somit erkennbar – klar stellen, was sie hier suchen: Vergnügen oder gar eine Romanze, aber ohne Option auf Lebenspartnerschaft.
Na bitte – passt doch!
Mag man(n) denken.
Weit gefehlt…
- - Doppelmoral oder falsche Profilangaben? - -
Meine (sehr selektiven) Anschreiben sind stets ausführlich, formvollendet sowie geprägt von höchster Achtung und passen zu den (augenscheinlich deklarierten) Wünschen der Angeschriebenen. Was ich jedoch daraufhin manchmal zu lesen bekomme, möchte ich hier besser nicht notieren.
Wenn jemand, egal ob Einzeldame oder Paar „nur“ einen Herrn zum Vergnügen sucht, warum spielt dessen Bindungsstatus dann eine Rolle? Ich sehe darin eine Doppelmoral. Ist es nicht völlig unerheblich, ob er solo oder gebunden ist? Oder hält „Frau“ sich hier doch heimlich die Option zu mehr auf? (Das wäre grad‘ auf JC töricht)
Fast auf jedem Profil lese ich den Wunsch um Ehrlichkeit. Ich kann hier keine Kongruenz zwischen Anspruch und Leistungswille erkennen. Und das auf JC! Wenn nicht hier, wo dann können wir in offener Wahrheit sagen, wie wir sind und was wir uns wünschen ohne dafür verurteilt zu werden?
- - Die Konsequenz: ein Teufelskreis - -
Dann darf man sich nicht wundern, wenn es so viele „Fremdgänger/innen“ gibt, welche es vorziehen, ihre Interessen inkognito anzugehen – und dabei die Herzen derer verbrennen, welche sich in anderem Glauben auf sie einlassen. Männer… wie Frauen – da gibt es keinen Unterschied!
Das ist ein Teufelskreis, welcher sich mit ein wenig mehr Toleranz leicht auflösen ließe. Es lässt sich vielleicht mit der Definition von pervers vergleichen. Solange sich etwas für alle Beteiligten im „grünen Bereich“ bewegt, ist es nicht verwerflich: selbst wenn etwas für mich bereits den Terminus pervers erfüllt, mag es vielen anderen noch lange gefallen. Seltsam nur, dass beim Thema Seitensprung selbst für solch offene Menschen ihre Toleranz hingegen sakrale Grenzen bezieht.
- - Diskussion - -
Ich hoffe ich habe mit meiner Ausführung genügend Ansatzpunkte für eine Diskussion gegeben und würde mich freuen, wenn hier Beiträge zu lesen sind, die über Verallgemeinerungen wie „Fremdgänger leben alle in einer Lüge“ o.ä. hinaus reichen.
Dankeschön!
Gyroflight
.