Das rote Strümpfchen!
Eines Tages schlenderte ich wie immer traurig durch den Park und setze mich auf eine Parkbank. Ich dachte über alles nach: Was in meinem Leben schiefläuft? Warum ich krank bin, warum die Situation ist, wie sie ist? Plötzlich und wie aus heiterem Himmel setzte sich ein fröhliches, kleines Mädchen zu mir.
Sie spürte meine Stimmung und fragte: „Warum bist du traurig?“
„Ach“, sagte ich, „ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief.
Ich bin krank. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht, wie es weitergeht.“
„Hmmm“ nicht schön, meinte das Mädchen. „Wo hast du dein rotes Strümpfchen? Zeig es mir bitte. Ich mag da hineinschauen.“
„Was für ein rotes Strümpfchen?“, fragte ich sie verwundert. „Ich habe nur ein schwarzes Strümpfchen.“ Wortlos reichte ich es ihr.
Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Strümpfchen hinein. Ich bemerkte, wie sie erschrak.
„Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück und voller schlimmer Erlebnisse!
Es ist voller Zukunftsangst, wie es mit der Krankheit weitergeht.
Angst, ob du arbeitslos wirst, Angst, dass sich Familie und Freunde abwenden. Ich sehe nur noch Angst und Traurigkeit. “
„Was soll ich machen?
Es ist ebenso.
Daran kann ich doch nichts ändern.“
„Hier, nimm“, meinte das Mädchen und reichte mir ihr rotes Strümpfchen. „Sieh hinein!“
Mit zitternden Händen öffnete ich das rote Strümpfchen. Ich konnte sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des Lebens.
Und das, obwohl das Mädchen noch jung an Menschenjahren war!
„Wo ist dein schwarzes Strümpfchen?“, fragte ich neugierig.
„Das werfe ich jede Woche bewusst in den Müll und kümmere mich nicht weiter darum“, sagte sie.
„Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, mein rotes Strümpfchen im Laufe des Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich so viel wie möglich an schönen Momenten, Highlights und Konfetti aus meiner Zeit hier auf Erden hinein. Und immer, wenn ich Lust habe oder traurig bin, dann öffne ich mein rotes Strümpfchen und schaue hinein. Dann geht es mir sofort besser.
Wenn ich einmal alt bin und mein Ende droht, dann habe ich immer noch mein rotes Strümpfchen.
Es wird randvoll bis obenhin sein und ich kann sagen: Ja, ich hatte was vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!“
Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange und war verschwunden.
Neben mir auf der Bank lag ein rotes Strümpfchen mit der Aufschrift:
Für dich!
Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein.
Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen, fröhlichen Mädchen auf einer Parkbank bekam.
Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir wurde warm ums Herz.
Glücklich machte ich mich auf den Heimweg, nicht vergessend, mich am nächsten Papierkorb meines schwarzen Strümpfchens zu entledigen.
Von Herzen ein schönes Weihnachtsfest euch allen. ❤