Viele gute Ansätze ... aber ...
... im Ganzen finde ich kann man hoch3m Dein Statement auch nicht stehen lassen
... war z.B. Marx i.Ü. auch, der meinte, dass es nichts unsozialeres gäbe, als kostenloses Studium ...
Gut - das war ja schon mal zu Anfang tief in die Trickkiste gegriffen
Aber auch wenn wir das hier nicht in ner philosophischen Grundsatzdiskussion enden lassen wollen: auch Marx hat nicht immer recht gehabt, war theoretiker und die Umsetzung seiner Vorstellungen scheiterten schon in der Realität oft genug.
Bildung ist ein riesiger Wert. Und zwar nicht nur für die Gesellschaft und/oder den Arbeitsmarkt, sondern vor allem für einen selbst. Studium hat NICHT nur den Zweck, einen fit für den Arbeitsmarkt zu machen, sondern vor allem, einen selbst zu bilden.
Deine Argumentation ist in dem Punkt genau falsch herum aufgezogen
Prinzipiell hast Du recht, allerdings studieren ja wohl die Meisten von uns aus dem Dualismus heraus nicht nur sich selbst zu bilden sondern eben nach dem Studium bessere Zukunftchancen zu haben (was Du ja auch richtig konstatiert hast). Aber gerade in Zusammenhang mit Sutidengebühren kann dieses Argument so herum wohl kaum angeführt werden. Jeder der sich weiter bilden will kann das, egal in welcher Lebenssituation, Alter oder Wissensstand. Wenn man das nämlich wirklich so als Argumentationsgrundlage nehmen wollen würde müsste man z. B. in Bibliotheken spezielle kostenpflichtige Abteilungen schaffen sobald sie hochwissenschaftliche Literatur enthalten (Materie mit der man sich halt auch eben im Studium beschäftigt).
Und für diesen immensen Zuwachs an Bildung, den ein Studium bringt, sollte man auch bereit sein, einen Teil beizutragen.
Sollte man? Schlussendlich ist die persönliche Bildung etwas das sich jeder mit viel Fleiß und Engagement (es sei denn man gehört zu diesem Bund der Durchtriebenen die ein Buch nur einmal überfligen und alles behalten was sie da schwarz auf weiß gesehen haben
) erarbeiten muss. Und dafür soll ich auch noch zusätzlich zahlen? Wie bereits oben angeführt: wenn überhaupt wäre es der Ansatz Bildungsmöglichkeiten im Allg. ab einem bestimmten Niveau kostenpflichtig zu machen. Das halte ich aber gesellschaftlich für groben unfug. Ganz im Gegenteil, eine Gesellschaft kann nur davon profitieren wenn jeder einzelne die maximalen Möglichkeiten hat sich weiter zu bilden. Alternativ könnte man noch Argumentieren dass von der Uni angebotene Dienstleistungen kostenpflichtig sein müssen. Dann sollte aber auch jeder Student wählen dürfen ob er Studiengebühren zahlt und diese Dienstleistungen in Anspruch nimmt oder ob er autodidaktisch studiert, nichts zahlt und sich selbst weiter bildet.
Ein Studium steigert den eigenen Wert, in der Gesellschaft, am Arbeitsmarkt, v.a. aber persönlich. Eine Investition in seine eigene Bildung hat nach sehr vielen Studien eine unglaubliche Rendite bei geringem Risiko
Und damit hast Du natürlich von der Grundidee recht. Nur dann sollte man auch wirklich sagen, dass ein Studium mit Studiengebühren eine kostenpflichtigen Ausbildung ist und nicht irgendwas von (faktisch nicht existenter) verbesserter Lehre faseln. Das wäre unterm Strich aktuell die einzige Legitimation von Studiengebühren die man ohne Maulen hinnehmen könnte.
Was den Punkt des Risikos angeht kann ich Dir nicht beipflichten. Schlussendlich äußert sich doch das Riskio durch zwei Szenarien: Man studiert, bekommt nen Abschluss und kriegt dann keinen Job oder man studiert und bricht dann ohne Abschluss ab.
Ersteren Punkt hast Du bereits angesprochen und 1% Arbeitslosigkeit unter den Akademikern genannt. Das ist aber leider in dem Zusammenhang augenwischerei, weil wenn man schon von einer kostenpflichtigen Berufsausbildung spricht macht es auch nur Sinn Zahlen an zu führen die ausschließlich die Studenten berücksichtigen die auch nach dem Studium in nem entsprechenden Betetigungsfeld arbeiten. Und da kommt diese Zahl halt leider nicht mehr hin. Zum anderen musst Du außerdem bedenken dass Akademiker im Schnitt deutlich aktiver sind bei der Arbeitssuche als andere Arbeitssuchende. Auch kenn zumindest ich genügend Akademiker die unter ihren Fähigkeiten bezahlt werden aber das billigend in Kauf nehmen um überhaupt mal einen Fuss ins Arbeitsleben zu setzen. Schlussendlich gibts ja noch die unzähligen Praktikanten und Praktikantinnen die so versuchen eher da unter zu kommen wo sie auch ursprünglich unter kommen wollten und sich mit Kellnern etc. über Wasser halten. All das drückt deine Quote auf diesen niedrigen Wert.
Desweiteren könnte man dem ganzen noch das Risiko gegenüber stellen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung zu scheitern. Ist dieses Risiko groß? Bilden Betriebe in Branchen denen es schlecht geht aus (wo man eben ein Scheitern nach der Ausbildung erwarten könnte)? Kann man die eigenen Berufschancen besser vor einem 5-6 Jahre langem Studium abschätzen als vor einer 2-2,5 Jahre langen Berufsausbildung?
Was die Rendite angeht - ja einige Studenten profitieren finanziell enorm vom Studium. Andere nicht. Wieder andere dürfen sich halb tot schuften bei vergleichsweise schlechter Bezahlung. Ob ein Studium sich somit irgendwann in bare Münze umwandelt hängt vom Geschick, dem guten Riecher und der richtigen Studienwahl (und eigentlich noch einigen weiteren Faktoren) des Studenten ab. Was ist die Konklusio aus dem Ganzen? Studium ne riesiege Chance/Möglichkeit? - Ja. Ein allg. Freifahrtsschein in den Wohlstand? - Nein.
Es gibt im Bildungssystem wirklich wichtigere Bereiche, die ausgebaut und kostenlos sein sollten
Ja das stimmt - unser Bildungssystem hinkt an allen Ecken und Enden.
Wir alle wissen, dass eine Vervielfachung der staatlichen Bildungsausgaben zwar evtl. sehr wünschenswert wäre, aber nicht machbar ist, weil es a) auch andere Anspruchsgruppen gibt und b) die Haushaltspolitik der vergangenen Jahrzehnte wenig Spielräume über gelassen hat.
Ja - es ist nicht nur wünschenswert sonder wird wenn es so weiter geht bald unausweichlich sein wenn Deutschland auf einen der letzen Rohstoffe den wir noch haben - Bildung - nicht verzichten will.
Die Anspruchsgruppen gibt es immer - andererseits sollte sich eine Gesellschaft die Frage stellen was ihr mehr bringt? - Eine beispielsweise unsinnig subventionierte Kohleindustrie oder ein gesundes, leistungsfähiges und konkurrenzfähiges Bildungssystem. Da werden aktuell alles andere als die richtigen Weichen gestellt.
Wenig Spielräume? Ja - zum einen: wo ein "Unwille da ist, ist auch kein Weg". Zweitens: Ineffizienz auf ganzer Linie der Haushaltspolitik ist da wohl des Pudels Kern.
(Wobei ich gerade auf diesen Punkten nicht rumreiten will - führt nämlich eher vom eigentlichen Thema weg)
Unter den genannten Bedingungen sind Studiengebühren strikt zu befürworten, finde ich. Soziale Selektivität scheidet dann als Kritikpunkt aus. Andere Kritikpunkte ebenfalls.
Deine aufgeführten Rahmenbedingungen sind hervorragend und mitunter das sinnigste was ich jemals an Vorschlägen zu dem Thema gehört hab. Ja - so und nicht anders wären Studiengebühren praktikabel.
...
Schlussendlich ist nun klar dass Studiengebühren unter den richtigen Bedingungen machbar wären - die Realität sieht leider anders aus, so dass einem momentan nur die Ablehnung der Studiengebühren übrig bleibt. Das Ganze wird nur noch untermauert, dadurch dass die Argumentation warum sie denn überhaupt so dringen notwendig sind eine einzige Farce ist, weil auch da wieder faktisch kein Bezug zur Realität vorherrscht.
Zum Punkt ob ein freies Studium "asozial" ist insbesondere im direkten Vergleich zu etwaigen Berufsausbildungen kann ich auch nur wieder sagen dass sich Marx geirrt hat.
Es ist doch so dass wenn jemand nach der Haupt- o. Realschule eine Ausbidung eingeht ab dem ersten Ausbildungstag Geld erhält anstatt was dafür zu zahlen. In Zahlen bedeutet das, dass jemand der rund 500 Euro oder mehr in seiner Lehre/Berufsausbildung verdient auf 3000 Euro plus pro Halbjahr kommt. Wir hingegen kommen mit den Gebühren auf minus 500 und mehr. Eine Differenz von 3500 Euro. Aber es kommt ja noch besser. Es stellt sich doch die Frage, wenn jemand mit 18 ausgelernt ins Berufsleben startet und ein Nettoeinkommen von rund 15000 pro Jahr über 10 Jahre erwirtschaftet (sprich 1500000 Euro erwirtschaftet) und unsereins zum gleichen Zeitpunkt mit 28 Jahren nach einem Studium mit beispielsweise 50000 Miese dasteht wo ne etwaige "Asozialität" zu suchen ist. Ein Job muss im Nachhinein nämlich schon sehr sehr gut bezahlt werden damit man das noch als fair bezeichnen kann.
Ausßerdem zum Thema bezahlter Berufsausbildung muss man weiterhin sagen dass es unzählige Stützen, Zuzahlungen etc. von verschiedenen Ämtern und Instanzen gibt. Wo sind die eigentlich bei uns Studenten? BAföG? Das erst mal an den Wohlstand der Eltern geht bevor es dem erwachsenen und hoffendlicht weitestgehend eigenständigen Studenten was zuschustert? Also falls es das Arbeitsamt/Sozialamt bei genannten Ausbildungssuchenden genauso macht könnte man von Fairness reden. Leider zweifel ich da sehr stark dran (Das ist ein Punkt zu dem ich leider nicht mit Sicherheit sagen kann was die Praxis ist). Wird somit für die "Nichtstudenten" in unserer Gesellschaft womöglich nicht sogar deutlich mehr getan als für die Studenten?
Und nochwas möchte ich anmerken. Sogar wenn man alle oben genannten Punkte außer Acht lässt und die Studiengebühren einfach mal so hinnimmt in ihrer aktuellen sturkturlosen Sinnlosigkeit. Es ist eine Unverschämtheit für die momentan studierende Generation (und die die direkt nach uns kommen - wobei die wenigstens noch die Wahlmöglichkeit haben ob sie ein Studium beginnen oder nicht) von jetzt auf heute 500 Euro pro Semester zu verlangen. Viele von uns setzt das unter enormen Druck und stellt existenziell ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Warum können sich andererseits denn in vielen Ländern die Studenten horende Studiengebühren leisten? Weil diese etabliert sind und die Eltern der Kinder ab deren Geburt Geld beiseite schaffen können um ihren Kindern diese Möglichkeit offen zu halten. Wo ist nun bitte das Äquivalent dazu in unserer derzeitigen Situation? Es ist in dieser Situation eine einzige zur Schaustellung der Geldgier der Politik (was auch wieder mal deren Unglaubwürdigkeit steigert) dass man beispielsweise keine Staffelung der Studiengebühren über einen Zeitraum von vielleicht 10 Jahren vollzogen hat, so dass diejenigen die sich finanziell nicht darauf vorbeiteiten konnten mit solchen Kosten konfrontiert zu werden noch besser durchkommen und alle nach uns die Möglichkeit hätten sich die finanziellen Reserven zu schaffen.
Ein ganz ein faules Ei diese Studiengebührenregelung momentan. Argumentativ, sinnig wie auch in der praktischen Durchführung.
VG Arthur