Ich bin im Alltag und vor allem in meinem Beruf eine Entscheiderin, also alltagsdominant. Dennoch hatte ich seit meiner Pubertät sexuelle Fantasien, die klar devot waren. Ich konnte es damals und selbst Jahre später nicht benennen, mir war weder klar, was Devotion ist noch kannte ich den Begriff BDSM. Meine devote Neigung habe ich nur in meiner Fantasie zugelassen, für mich war sie nur ein Teil meines Kopfkinos, um überhaupt zum Orgasmus zu kommen. Meine Neigung ist für mich ganz klar privat, niemand aus meiner Familie, meinem Freundeskreis oder von meinen Kollegen weiß davon und das soll auch so bleiben.
Meine Beziehungen waren alle Vanilla, fast alle sehr langjährig und für mich sexuell wenig befriedigend.
Erst als ich mich nach einigen Single Jahren wieder aufraffen konnte, Männer zu treffen, ist mir ein Mann begegnet (über ein "normales" Datingportal), der mir klare Anweisungen gab und der mich beim Sex dominiert hat. Auf einmal war mir klar, was ich war und es hat mich einerseits glücklich gemacht und andererseits erschreckt (Alltagsdominanz versus Devotion). Ich habe angefangen, Bücher zu lesen und mich hier im Joyclub angemeldet, um mehr über mich und meine Neigung im Besonderen und BDSM im Allgemeinen zu erfahren.
Aus der Beziehung mit dem ersten dominanten Mann ist nichts geworden, unsere Familien und unser Privatleben haben zu wenig gemeinsame Zeit zugelassen. Danach habe ich hier übers Joy versucht, einen Mann zu finden, mit dem ich eine Beziehung aufbauen kann und gleichzeitig meine Neigung ausleben kann. Leider am Anfang auch sehr unerfolgreich, ich habe "viele Frösche geküsst" und einige Enttäuschungen erlebt.
Aber es waren Erfahrungen im großen Feld des BDSM, die mir geholfen haben, mich und meinen Weg zu erkennen. Ich habe endlich zu mir gefunden und weiß, dass ich devot und masochistisch bin. Und das steht nicht im Widerspruch zu meinem Alltag oder Beruf, es vervollständigt mich.
Wir - mein Herr und ich - haben uns durch Zufall hier im Joy gefunden und machen gemeinsam eine Entwicklung durch. Wir tauschen uns aus und reden viel über unsere Fantasien. Es sind kleine Schritte, manchmal stagniert es auch, aber es bringt uns beide weiter. Angefangen haben wir in dem für mich "harmlosen" D/s Bereich, in dem er sich schon sicher bewegen konnte und den ich für mich als erstes kennenlernen wollte. Im Lauf unserer Beziehung sind immer mehr S/M Elemente dazugekommen, da ich erkannt habe, dass mein Masochismus stärker ausgeprägt ist als ich erwartet habe. Und selbst er musste das erst einmal für sich verarbeiten. Ihm ist bewußt, dass ich Schmerzen brauche und deshalb hat er heute kein Problem damit, sie mir zuzufügen.
Ich kann für mich sagen, dass ich an Anfang meiner Entwicklung stehe, dass ich immer noch neugierig bin. Ich glaube, ich habe nur einen Teil von mir freilegen können. Ich befinde mich zusammen mit meinem Herrn auf einer Reise. Wie lange sie geht und wohin kann keiner von uns sagen. Das einzig Sichere ist, dass wir sie gemeinsam angetreten haben und gemeinsam weitergehen.