Vielen lieben Dank
... für Eure hilfreichen und lieben Antworten! Mit so einer Resonanz habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht gerechnet. Ihr habt mir neue Impulse gegeben, aber auch gezeigt dass mein Weg vielleicht doch nicht ganz so falsch ist.
Wir sind sehr lange zusammen und waren zuvor beide komplett unerfahren, nicht nur in Bezug auf die Sexualität, sondern auch auf Beziehungen im allgemeinen. Wir beide sind immer Menschen gewesen, die viel mit sich selbst ausmachen, und die in gewisser Form auch manchmal Schwierigkeiten haben manche Dinge anzusprechen, vor allem wenn es um Konflikte geht ... sogar und selbst wenn es um den Partner geht, und um die Person die uns gegenseitig am meisten bedeutet. Bei meinem Mann sind es eher Hemmungen mich zu verletzen, bei mir kommt hinzu dass ich eine Vorgeschichte habe mit geringem Selbstwert, mit jahrelangem Mobbing, und mit psychischen Erkrankungen.
Auch das gehört zu unserem Problem: ich bin seit ein paar Jahren arbeitsunfähig / erwerbsgemindert usw, mein Mann hingegen hat einen stressigen Job. Ich würde sehr gerne wieder arbeiten, oder auch unseren Haushalt besser im Griff haben - schaffe es aber absolut nicht. Was nichts mit Faulheit zu tun hat. Er redet nicht gerne, das war schon immer so. Über die meisten Jahre unserer Beziehung haben wir kaum über uns, über unsere Beziehung geredet - und über Sexualität schonmal gar nicht. Die Gründe dafür ... Scham und andere Dinge. Ich bin beispielsweise niemals wirklich aufgeklärt worden - in der Schule war das alles eher halbherzig, ungenau und unbefriedigend. Mit meinen Eltern niemals ein Thema was das reden angeht: als ich das erste mal meine Tage hatte, standen meine Eltern beide bei mir im Badezimmer und sagten mir, dass wäre jetzt dass wovon mir meine Grundschullehrerin erzählt hätte, und daraufhin versuchte mir mein Vater einen Tampon einzuschieben. Bereits zuvor hatte ich meine Eltern mehrfach beim Sex "erwischt", sie hielten es aber nicht für notwendig mit mir darüber zu reden. Und ich habe mich ihnen gegenüber niemals getraut damals, Fragen zu stellen. Oh Mann, ich schweife aus, sorry - keine Ahnung ob jemand den Nerv hat das alles bis hierhin und noch weiter zu lesen ...
Zurück zum Eigentlichen. Ich suche mit meinem Mann mittlerweile sehr aktiv die Gespräche - aufgrund von Stress und Müdigkeit usw reagiert er häufig genervt. Trotz aller Schwierigkeiten ist es aber auch so, dass ich unsere Beziehung nicht in Frage stelle, geschweige denn unsere Gefühle gegenseitig. Ich bin auch wirklich überzeugt davon, und ich kenne ihn gut, dass es für ihn genauso ist - und ich weiß auch von ihm dass er mit unserer Sexualität sehr zufrieden ist. Bei mir ist es leider anders. Er kann mir wunderbare Momente bereiten, und er wünscht sich auch dass es mir gefällt. Er möchte auch wissen was mir gefällt. Das Schreiben habe ich für mich entdeckt dabei, ich schreibe sowohl für mich sehr viel, und einiges auch für ihn - einige Briefe hat es gegeben, und vor ein paar Monaten habe ich angefangen ihm "Wunschzettel" zu schreiben bzw Vorschläge für Aufgaben, die er mir erteilen soll, Möglichkeiten meiner Bestrafung usw.
Das gefällt ihm grundsätzlich, und vor allem wichtig für mich: ich spüre durchaus, dass er in gewisser Hinsicht dominant ist. Das beschränkt sich bisher jedoch bei ihm auf die sexuellen Aktivitäten, ansonsten - und auch dabei - spüre ich seine Hemmungen deutlich. Manchmal aber auch ein gewisses Unverständnis. Wir hatten vor kurzem ein wirklich sehr schönes langes Wochenende - wir waren verreist in ein BDSM-Appartment - an dem er mich wirklich zum Weinen gebracht hat vor Glück, weil es so (schmerzhaft) erfüllend war, und weil er so wunderbar dominant war - auf der anderen Seite hat er sich damit sehr schwer getan wie er mir gesagt hat, mir Schmerzen zu bereiten, mich auch zum Schreien und Wimmern gebracht hat, zum Betteln - was mir ja gerade so gefallen hat usw ... Konventionen spielen immer noch eine Rolle bei uns. Noch vor ein paar Monaten hatte ich sowieso ernste Schwierigkeiten mit meiner Neigung, ich habe meinen Psychotherapeuten auch ernst gemeint gefragt ob man das "wegtherapieren" müsse. Zum Glück habe ich einen "guten" Therapeuten erwischt und nicht nur durch ihn natürlich, aber auch durch ihn, habe ich meine Scham und Angst verloren - ansonsten würde ich das alles hier auch niemals schreiben.
Nochmal zu meinem Problem, und Ihr fragtet mich ja auch wie dieses "es fehlt mir was" aussieht: für meinen Mann bezieht sich die Dominanz - bisher - auf die Sexualität, und ich wünsche mir dass es auch Einzug hält in unseren Alltag. Durch meine "Wunschzettel" usw habe ich ihm auch viele Anregungen gegeben, um ein paar Beispiele zu nennen: in seiner Wunschkleidung Haushaltsdinge verrichten, vor ihm knien oder kriechen, bestimmte Aufgaben mit gefesselten Händen erfüllen oder mit Klammern an den Nippeln mit Glöckchen, ohne dass diese klingeln dürfen. Seine Ausrede ist dann meist, er denkt nicht daran, er ist müde / gestresst und vor allem er weiß nicht wo diese Zettel sind usw ... Ich hatte ihm diese Idee vor einigen Monaten vorgeschlagen und der Sinn war, dass er dann bei Bedarf und / oder Wunsch einen Zettel ziehen kann, damit er eben nicht immer so kreativ sein muss. Und einige der Aufgaben sind auch derart, dass er gar nicht dabei sein müsste oder irgend etwas anstrengendes zu tu hätte. Das ist alles so verworren und ich auch in gewisser Form verwirrt - in vielerlei Hinsicht wollen wir doch dasselbe, und ich spüre ja auch was ihm gefällt. Vielleicht ist es auch so dass wir immer noch gegenseitig zu viel an den anderen denken und dadurch die Hemmungen überhand nehmen ...
Hhm jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben, ich hoffe man kann dem noch folgen ... Jedenfalls möchte ich mich bei Euch allen bedanken, denn ich in gerade selbst erstaunt darüber wie sehr ich jetzt hier meinen Gedanken einfach freien Lauf lassen konnte.
Euch allen nochmalds lieben Dank für Eure Rückmeldungen und alles Gute. Über weitere Rückmeldungen oder auch privaten Austausch würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüße, Zitrone