Ich habe mir durchaus angewöhnt, Menschen darauf hinzuweisen, dass ich sie als übergriffig empfinde. Meine Erfahrung ist die, dass der überwältigende Großteil dieser (meist Männer) aus allen Wolken fällt und gar nicht versteht, dass sie übergriffig waren.
Als Beispiele:
(Ich bin nicht auf der Suche. Nicht nur bin ich in meinem Profil als "zur Zeit nicht aktiv auf der Suche" geschaltet, der erste Absatz meines Profiltextes weist außerdem darauf hin, dass ich keine weiteren Kontakte und Treffen anstrebe).
Mann A fragte mich gestern einfach nur, "ob es klappt". Auf mein "Was?" meinte er, "Dass wir uns treffen". Ich frage "Warum sollten wir?" und er "Es würde dich sehr befriedigen". Mit Mann A hatte ich schon vor einiger Zeit Kontakt, wie ich im CM-Verlauf feststellte, auch da blitzte er ab. Scheinbar wollte er nichts davon lesen, dass ich tatsächlich keine Dates suche und pochte darauf, dass wir uns treffen sollten, weil das für mich definitiv sexuell befriedigend sein würde.
Ich wies ihn darauf hin, dass er mein Profil (schon wieder) nicht gelesen habe und ich seine übergriffige Art ohnehin unsympathisch finde.
Seine Antwort war, dass das so aber gar nicht stimme. Er verstand nicht, warum ich es übergriffig fand, dass er mich wiederholt anschrieb, ohne Hallo und gar nichts, und für mich sprechen wollte, indem er mich bevormunden und mir weismachen wollte, dass ich ihn "brauche".
Mann B bewarb sich um einen Gruppenbeitritt, ich lehnte aufgrund seines Profils ab. Daraufhin schickte er mir private und intime Fotos von sich und einem Spielpartner. Ich fragte ihn geradeheraus, was der Scheiß mit den Bildern soll. Er war völlig verdattert und sagte, dass er meine Reaktion nicht verstehen könne. Also wurde ich etwas ausführlicher und sagte ihm, dass es absolut übergriffig ist, jemand Fremdem einfach so intime Bilder zu schicken und ihm so die eigene Sexualität aufzudrängen, ohne dass dies ausdrücklich gewünscht und willkommen ist.
Mann C begrüßte mich im Chat mit "Hallo Kleines". Ich schrieb daraufhin, was ich immer schreibe, wenn mich irgendjemand mit Kleines, Süße oder Baby anspricht: "Ich möchte bitte nicht so genannt werden."
Mann C war total eingeschnappt, dass ich seine "Zuwendung" ablehnte und mich sogar darüber beschwerte und fühlte sich am Ende des kurzen Gesprächs sogar als Opfer, das hier "offensichtlich unerwünscht" sei.
Ich habe das Gefühl, dass ganz viele das tatsächlich nicht verstehen. Sie kriegen gar nicht mit, dass sie eine Grenze überschreiten, weil sie aus dem eigenen Bedürfnis heraus handeln (und nur darauf fixiert sind) und bei vertauschten Rollen begeistert davon wären.
Darum halte ich es für WICHTIG, diesen Menschen kurz, aber sehr klar mitzuteilen, dass sie übergriffig sind und eine Grenze überschritten haben. Tut man gar nichts, suchen sie nämlich die Schuld beim Empfänger, der "nur kein Interesse" hat, oder "sich anstellt" und auf diese Weise ist Selbstreflexion überhaupt nicht möglich.
Sagt ruhig absolut klar und deutlich: So nicht! Ich will das nicht! Dieses Verhalten ist NICHT in Ordnung.