Was ist für euch Augenhöhe?

Verdammt gute Frage!!

Dein "ernstgenommen werden in meinen Bedürfnissen und diese auch äußern können"? trifft es für mich ziemlich auf den Punkt. Wobei ich das gerne noch um Ansichten / Meinungen ergänzen würde. Ich möchte auch kontrovers diskutieren können und nicht mit einem “Du bist jetzt still” abgespeist werden 😂

Augenhöhe meint meist außerhalb der Dynamik als zwei gleichberechtigte Partner/ Menschen. Eben ohne Machtgefälle.

Das kann - ich bin über 10 Jahre dabei - auch in 24/7 Beziehungen mal Sinn ergeben, weil man anders reflektiert, wenn man das Machtgefälle draußen lässt.

Augenhöhe ist der Guten-Morgen-Gruß (ohne Anrede Herr), die Frage, ob er (oder ich) gut geschlafen haben, der Smalltalk, dass er sich gestern beim Brot schneiden in die Hand geschnitten habe und ich erst mal lachen musste: Er ist im Ferienhaus, um einen Graben für die neue Stromleitung zu ziehen, hat Hecke geschnitten und Rasen gemäht - und mit dem Brotmesser verletzt er sich.

Bei uns gibt es im schriftlichen ein einfaches Zeichen, das mich auf meinen Platz bringt. Bei realen Treffen reicht ein Blick.

Für mich gesprochen ist Augenhöhe, Augenhöhe. Das heißt für mich und ihn ist es nur ein Spiel das wir während einer Session spielen. Wenn das vorbei ist sind wir wieder gleich.
In meinem Alltag hat dieses Machtgefälle keinen Platz, ganz davon ab sind wir ja auch kein Paar. Aber auch wenn es so wäre, wäre es nicht anders.
Jeder lebt sein BDSM anders und für mich besteht es nur auf sexueller Ebene.

Bei mir ist Augenhöhe einfach das wir außerhalb des Spiels, was es für mich ist, einfach kein Machtgefälle da ist. Ich möchte einfach auch sagen können wenn mir was nicht passt und auch mal unterschiedliche Meinungen ausdiskutieren.

Machtgefälle heißt, dass ich mich ihm unterordne, er das Sagen hat….
Augenhöhe heißt, dass ich deutliche Worte finde und es kein Vergehen ist.

Macht es das deutlich?

Augenhöhe ist für mich Augenhöhe. Sprich, dass Machtgefälle und alles was damit verbunden ist, wird für diese Zeiträume, diese Momente oder Gespräche rausgelassen.

Sicher bringt mir mein Herr auch immer Respekt entgegen und nimmt meine Sorgen und Nöte ernst, hört sie und nimmt sie wahr, auch habe ich den Raum Dinge anzusprechen. Jedoch ist für mich in diesem Machtgefälle immer die Situation, dass er es jederzeit unterbrechen und damit "abtun" könnte. Ich würde in meiner Position vermutlich keinen Widerspruch geben, da ja nun mal er weiterhin in der "bestimmenden" Position ist.

Werden diese Parameter rausgelassen und man setzt sich gemeinsam an den guten alten Tisch, um vielleicht über grundsätzliches zu sprechen, dann hat es für mich persönlich einen anderen Charakter. Kann es nicht wirklich beschreiben. Irgendwie ist es sicherlich auch Augenwischerei, aber ich fühle mich dabei besser, auch wenn solche Gespräche mittlerweile nahezu gar nicht mehr vorkommen. Sie waren eher in der Anfangszeit immer mal wieder Bestandteil.

Letztendlich sind solche Dinge völlig individuell und haben in meinen Augen alleine etwas mit dem persönlichen Gefühl und der Intensität/Ausgeprägtheit des Auslebens zu tun. Ob es an "Augenhöhe" oder was auch immer fehlt, kann niemand anderes beurteilen, als die Beteiligten selber und so lange diese sich wohl fühlen, ist alles in bester Ordnung.

LG

Habe tatsächlich noch nie so über diesen Begriff genau nachgedacht, eben weil ich für mich diesen Begriff nicht anzweifel.

Ich liebe 24/7, das Machtgefälle ist immer da, jedoch wird es ja nicht permanent eingefordert.
Mein Herr und ich reden auch mal normal miteinanander.
Aber dieses ernst genommen mit Bedürfnissen finde ich sehr passend.

Wir reden auch normal miteinander, machen Späße oder reden über Sachen die uns abseits der Beziehung beschäftigen...sind ja beides auch noch Menschen und nicht nur Dom und Sub.


Dieses wirkliche Augenhöhe im Sinne des Begriffes gibt es für mich nur wenn das Machtgefälle nur für eine bestimmte Zeit gilt. Oder in bestimmten Situationen.

Ich denke mal ich weiß, welcher Beitrag dich inspiriert hat.
Für ich ist auf Augenhöhe sein, einfachfrei sprechen zu können, ohne den Gedanken, das ich Strafpunkte sammele, weil ich vergessen habe ihn mit Meister oder Herr an zu sprechen. Ich kann dann viel freieer über meine Gefühle sprechen, als wenn ich das Machtgefälle beachten muss, auch wenn es lattent anwesend ist und es mir bewusst ist, das er mein Herr ist.
Auch bei gesprächen auf Augenhöhe würde ich dennoch mit Demut ihm gegenüber stehen aber eben ohne diesen zusätzlichen Druck.
Ich finde gerade im After Care ist das für mich persönlich sehr wichtig, das dieser Druck von mir genommen wird. Mein Ex Herr ( wir hatten ja nur eine Spielbeziehung ) meinte ich hätte ja Freunde und bekannte unter anderem auch aus der BDSM Scene, da bräuchte es dann keine Augenhöhe ihm gegenüber.
Mal abgesehen davon das ich mich im Spiel als sub sehe, bin ich im Normalen leben gerne auch für konstruktive Konversation und das geht eben nicht, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht

Dauerndes Machtgefälle würde bedeuten, er hat immer das letzte Wort. Er entscheidet.

Augenhöhe ist für mich eben auch, dass ich bei unterschiedlichen Sichtweisen auch selbst entscheiden kann!
Dass meine Entscheidung auch gegen seine Sicht fallen darf!


ZB sind wir eingeladen zu einem 50. Geburtstag einer Freundin. Ich kenne sie schon länger als er. Es sind auch einige weitere Freunde von uns eingeladen.
Leider wohnt sie ca 5 Autostunden entfernt.
Wir könnten dort schlafen - kein Problem.
Aber:
Ich habe vor 4 Wochen eine OP gehabt, laufe noch an Krücken, darf das Bein nur mit 20kg teilbelasten. Ich habe, je nachdem, immer noch Schmerzen.
Der ganze Alltag ist hier zuhause inzwischen ganz gut zu handhaben. Aber woanders?
Auf dem Sofa schlafen? Fremde Wohnung nachts, wenn ich zur Toilette muss? 5 Stunden Fahrt mit geradem Bein auf der Rücksitzbank? Und am nächsten Tag zurück? Mal abgesehen von dem Abend selbst, an dem ich mich ja auch nicht so verhalten kann, wie ich gerne würde...

Wir hatten gesagt, wir entscheiden uns kurzfristig, ob wir hinfahren.
Gestern hab ich ihn gefragt, wie er das sieht. Er war dagegen aus obigen Gründen. Ich bin dergleichen Ansicht. Leider macht es im Moment keinen Sinn.

ABER:
Hätte ich für mich entschieden, dass ich das schaffe und hätte ich unbedingt da hin gewollt, dann hätte er meine Entscheidung akzeptiert und es möglich gemacht!

Ich bin ein Mensch, keine Maschine.
Augenhöhe heißt für mich, dass ich auch wie ein Mensch behandelt werden.

Von dir als Frage gestellt und von mir beantworte mit: JA!

Wobei ich denke, dass die meisten im Kern dasselbe meinen:

Selbstverständlich werden auch im Machtgefälle meine Bedürfnisse erst genommen und ich kann meine Bedürfnisse, Bedenken, Meinungen, Ansichten usw. auch im Machtgefälle äußern. Ich denke aber auch, für viele wird es so sein, dass beide anders reflektieren, wenn das Machtgefälle außen vor bleibt. Nicht bewusst, sondern unterbewusst und das kann einer DS-Verbindung durchaus zuträglich sein.

Auch wenn das Machtgefälle immer da ist (weil er am Ende das letzte Wort hat), wird das Machtgefälle nicht permanent eingefordert (Augenhöhemomente). So beschreibe ich es für mich.

Auch wenn mein Herr in allem das letzte Wort hat, fühlt es sich für mich anders an, wenn ich in einem Gespräch nicht mit, wie nannte es Caro_lyn "Du bist jetzt still", abgespeist werde, sondern ein Gespräch mit "so habe ich das noch nicht gesehen - da mach ich mir mal Gedanken drüber" endet.

Eine sogenannte Alltagssituationen, wie sie schön von SpielmitHerz beschrieben wurde, möchte ich nicht im Machtgefälle durchleben, sondern auf Augenhöhe. Einfach Mensch sein in allen Situationen und zur Situation passend. Das macht mich für ihn nicht weniger subbig und macht ihn nicht weniger dommig für mich.

Ich sehe das auch genau so.
Und deshalb bin ich auch so ein Grenzfall. Ich will das ausschließlich sexuell. Alles daneben ist Augenhöhe, ich brauche da auch kein dominantes verhalten oder so. Und sexuell geht es um die Praktiken und den mindfuck.
Ich kann auch Sex ohne diese Praktiken haben, mit Augenhöhe, aber das gibt mir so viel weniger.

Aber ich möchte nie jemanden haben, dessen Wort mehr zählt als meins, der über mich bestimmen darf außerhalb von Sex. Da geniesse ich es.

@****020 genau so geht es mir auch. Mein Partner dürfte mir nie den Mund verbieten, wie man so schön sagt. Meine Meinung zählt genauso wie seine. Anders wäre es für mich keine Beziehung mehr. Ich bin genauso viel Wert wie er.

Ich bin auch genauso viel Wert wie mein Partner und dennoch überlasse ich ihm freiwillig die letzte Entscheidung.

Natürlich nur so lange, wie es mir nicht schadet (Selbsschutz). Sollte die Beziehung in eine ungesunde toxische Richtung kippen, werde ich das Machtgefälle von mir aus beenden.

Augenhöhe ist für mich die Gleichberechtigung beider Parteien.
Wir leben 24/7 D/s. Für uns ist das eine Lebenseinstellung. Auch, wenn wir ein dauerhaftes Machtgefälle haben, heißt es nicht, das wir nicht auch "normal" miteinander reden können. Wir besprechen alles Sorgen, Nöte und Probleme und finden gemeinsam Lösungen dazu und können auch diskutieren. Dennoch weiss jeder genau wo sein Platz ist und das finden wir auch gut so

Ich weiß auch immer wo mein Platz ist. An der Seite meines Partners. Ich bin aber keine Sklavin und ich bin nicht sein Besitz. Dennoch überlasse ich ihm das letzte Wort. Auch wenn wir rumalbern (ich wohlmöglich damit angefangen habe).

Das ist ja das schöne im Leben - egal ob mit oder ohne BDSM. Jeder darf sein Leben nach seinen Bedürfnissen leben. Es gibt weder nur schwarz, noch nur weiß. das Leben hat viele Grautöne und dazu noch viele Farben.

Genau das!!! Und da muss man eben den passenden Deckel finden, der das mit einem teilt, was man selber da braucht. Und alles davon ist gut, wenn es passt

Ganz konkret bedeutet Augenhöhe für mich, dass ich zu Vorschlägen und Anweisungen nein sagen kann, ohne Safewort.
Ist manchmal etwas kompliziert zu definieren.

Für mich bedeutet Augenhöhe, dass zuallererst beide immer noch Menschen sind. Als Menschen sind beide gleich viel wert, haben das gleiche Recht auf Glück im Leben und auch die Bedürfnisse von beiden sind auf dieser Ebene gleich wichtig.
Wenn das Bedürfnis von einer Person ist, 24/7 fremdbestimmt zu sein, und das Bedürfnis der anderen Person, eben dies zu tun, dann kann darunter oder darüber trotzdem noch die Ebene der Augenhöhe als zwei Menschen existieren.
Und auf dieser Ebene der Augenhöhe kann auch der Sub-Part jederzeit entscheiden, die Beziehung nicht mehr fortzusetzen.
Ist diese Möglichkeit - real oder emotional - nicht mehr gegeben, dann besteht in meinen Augen eine ungesunde Abhängigkeit und damit fehlt die Augenhöhe.

Ich als hauptsächlich Masochistin wünsche mir aber tatsächlich eine direkte und präsente Augenhöhe im Alltag. Nicht nur eine theoretisch darunter liegende.
Ich möchte, dass meine Meinung gleich wichtig ist und dass bei Uneinigkeit Kompromisse verhandelt werden.

Meine Herrin und ich führen eine 24/7 BDSM Beziehung. Ich habe meine festen Regeln, die ich einhalten muss, ansonsten sind wir ein ganz normales Paar auf Augenhöhe. Ich muss jetzt nicht im Supermarkt am Einkaufswagen angekettet, mit gesenktem Kopf, 5 Meter hinter meiner Herrin gehen. Ich bestimme den Altag genauso mit und rede sie auch nicht, die ganze Zeit mit "Sie" an. Verfehlungen in der Öffentlichkeit werden diskret behandelt, durch Blicke oder einen neutralen Kommentar. Wir lassen Unbeteiligte immer außen vor. Ich merke dann schon im Kontext, wann ich den Kopf senken muss. In einer Session natürlich auch.

Ganz lieben Dank für diese Frage und die Diskussion/Antworten dazu.

Ich bin da selbst total hin und her gerissen, was es für mich bedeutet und welche Art "sub" das aus mir macht.
Selbst würde ich mich als eher "sperrig" bezeichnen, lebe eigentlich bisher mein ganzes Leben ohne BDSM Kontext in Vanillabeziehung. Im Kontakt zu einem dominanten Mann habe ich durchaus festgestellt, wie gerne ich das Machtgefälle spüre. Ich es im sexuellen aber nur zulassen kann, wenn ich den Mann auch im Alltag als mir "ebenbürtig" empfinde, denn ich musste in meinem Leben schon einiges meistern, was viele Leute dazu bewegt, mich als "sehr starke Frau" zu bezeichnen. Und das bin ich, aber ich möchte auch gerne schwach sein können und auch mal kleines Mädchen.
Gleichzeitig könnte ich aber nie akzeptieren, die letzte Entscheidung aus der Hand zu geben. Irgendwie fühle ich mich selbst als viel zu verantwortlich für mein Leben, was für mich bedeutet, ich muss da schon in manchen Dingen unbedingt selbst das letzte Wort haben. War jetzt dann tatsächlich nicht mit seiner Definition von Augenhöhe veteinbar, die wohl eher bedeutete, "du darfst immer alles sagen, aber ich überlege dann, was ich daraus mache... oder ignoriere". Das war dann keine Augenhöhe für mich.

Augenhöhe ist für mich die Gleichberechtigung beider, die ich in meiner Spielbeziehung nicht suche, da will ich, durch meine Lady, die Entscheidung über mich! Augenhöhe, wenn wir uns unterhalten, mit der Sie-Form, denn ich gehöre, für einen bestimmten Zeitraum Ihr und unterwerfe mich , weil ich es will!

Ich habe jetzt nicht die Kommentare gelesen und beziehe mich lediglich auf den Einstiegspost.

Ich sage immer, dass ich ein permanentes Machtgefälle mit Augenhöhe habe.
Für mich heißt es, dass ich sehr wohl meine Meinung sage und ihm auch sage, wenn mich etwas stört. Wir reden, diskutieren und lachen.
Aber wenn er etwas entscheidet, dass wird es gemacht.
Ich nenne ihn immer mein Herr und er mich immer Kleine.