was für’n Laufsteg
Slim-Fit ist was auf Maß, es sei denn, man ist sehr schlank oder Hungerkünstler. Sport treiben rächt sich. Fast immer sind die Schultern zu breit für Slim-Fit von der Stange.
Wenn man so ein Ding mal anprobiert, will man im ersten Moment alle alten Anzüge verbrennen. Hat es der Schneider gut gemeint, passen Telefon und Portemonnaie noch in die Hosentaschen. Aber Sitzen wird schon schwierig. Also noch Stoff auslassen – Kompromiss.
Sitzt das Ding dann halbwegs, sind die Hosentaschen dennoch innerhalb kurzer Zeit ausgebeult. Steckt man die Wertsachen ins Jackett, sieht das auch wieder bescheiden aus und das Sakko geht natürlich nicht zu. Bleibt also noch die Aktentasche. Handtasche wäre ja n’büschn metrosexuell...
Als Slim-Fitter schaut man genau auf die Anzüge der anderen und sieht sofort, ob Maß oder Stange. Jede Falte wir auf einmal kritisch gesehen. Slim-Fitter beäugen einander – grüßen sich aber noch nicht per Handzeichen, wie es bei Bikern üblich ist. Auch den sitzenden Slim-Fitter erkennt man sofort – an den Wertsachen auf dem Tisch und an den hochgezogenen Hosenbeinen, damit die Knie nicht ausbeulen.
Zusammenfassung: sieht geil aus, ist aber nur bedingt funktionell. Nicht auf langen Fahrten oder Flügen zu empfehlen. Am besten gar nicht hinsetzen. Nicht gleich alle alten Anzüge verbrennen.