Heliosturm in Ehrenfeld
Unbestritten ist der Heliosturm das Wahrzeichen Ehrenfelds. Dass in seinem Schatten ein kleiner Rest jener Verkehrstrasse zu finden ist, der Ehrenfeld überhaupt seine Existenz zu verdanken hat, ist dagegen kaum bekannt.Direkt an der Heliosstraße, auf dem Hof einer Autowerkstatt, liegen Schienen im Boden. Ein paar wenige Meter lange Eisenstücke sind der letzte Rest der einstigen Lebensader, oder vielleicht besser: der Nabelschnur Ehrenfelds. Die rätselhaften Gleise waren mit der Schienenstrecke von Köln nach Aachen verbunden. Am einst „Eiserner Rhein“ genannten Schienenstrang siedelten sich Mitte des 19. Jahrhunderts erste Fabriken an – die Keimzellen Ehrenfelds.
Die Rheinische Eisenbahn dampfte vorbei an Fabrikanlagen, Arbeitersiedlungen, Straßen voll mit Fußgängern und Pferdekutschen. Ehrenfeld wuchs, wurde Gemeinde, Stadt und schließlich 1888 Stadtteil von Köln. Die Bahn transportierte ihre Ladung noch bis 1923 ebenerdig durch das Industrieviertel. Bis 1901 gab es kaum Autoverkehr in der Gegend – die Bahn war das Hauptverkehrsmittel.
Die Bogenviadukte, über die Regional-, Güter- und Fernzüge heute hinwegrauschen, entstanden zwischen 1913 und 1923, damit der Gürtel für den Autoverkehr geschlossen werden konnte. Der Verlauf der alten Bahnstrecke lässt sich immer noch verfolgen, denn die ebenerdige Trasse und die höhergelegten Gleise verliefen größtenteils parallel. Vom Herbrand-Gelände zwischen Vogelsanger und Herbrandstraße ging es entlang der Glasstraße und vorbei am Gaswerk am Maarweg und dem Bahnhof Belvedere in Müngersdorf – der einstigen Endstation.
Die Weiche an der Heliosstraße ist ein Überbleibsel des Schienenanschlusses der Helios-Werke. Die Helios AG für elektrisches Licht und Telegraphenanlagenbau verfügte damals über einen eigenen Gleisanschluss. Die Schienenreste unter dem Tor der Kfz-Werkstatt Klütsch führen Richtung der heutigen S-Bahn-Trasse. Auf diesem Weg transportierten die Helios-Werke ihre Lieferungen direkt zu den Güterzügen.
Mehrere Firmen im Veedel waren unmittelbar an das Schienennetz angebunden. Allerdings lasse sich kaum noch überprüfen, welche dazu zählten, meint Johannes Maubach von der Bürgervereinigung Ehrenfeld. Er ist Experte für das alte Ehrenfeld und zeigt in seinem Buch „Auf den Spuren der alten Ehrenfelder Industrie“ wie es um die Jahrhundertwende dort ausgesehen hat. Höchstwahrscheinlich hatten die Waggonfabrik Herbrand & Co., die Gasfabrik an der Widdersdorfer Straße und die Rheinische Glasbauhütte AG einen privaten Gleisanschluss. Auf dem Gelände der ehemaligen Gaswerke ist heute ein Schrottplatz. Auch hier gibt es immer noch Überreste der Schienen.
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