Kolumbien
Hatte da mal eine kleine Geschichte zusammengetragen als ich das letzte mal auf großer Tour war...
Viel Spaß
Wir wachten so gegen sechs Uhr auf. Geweckt durch einen Hahn, der in den letzten Zügen lag.
Es war schon schwül, heiß als ich aufstand und mir erst mal eine Dusche genehmigte. Was die Situation auch nicht verbesserte. Lisa blieb noch liegen.
Es war die erste Station nach den Anden, im Kolumbianischen Dschungel, Richtung Amazonas. Der kleine Ort hieß Minca und war eher eine Lichtung im Dickicht, bestehend aus einem Sportplatz ( vermutlich aus Drogengeldern finanziert), und an der einzigen Kreuzung einen Lebensmittelladen der auch als Bar fungierte, mit Terrasse. Wir kamen etwas außerhalb bei Claude, einen Belgier der eine Einheimische heiratete und vier Töchter hatte, unter. Claude hatte mitten im Dschungel eine Trattoria mit ein paar Betten mitten zwischen haushohem Bambus, Palmen, Affengeschrei, Papageiengekrächze und nicht definierbaren Geräuschen. Besonders Nachts.
Lisa frühstückte, ich bekam nichts runter und so machten wir uns auf dem Weg ins Dorf. Wir gaben uns als Verheiratete aus. Reine Vorsichtsmaßnahme. Wir hatten noch ein paar billige Ringe, die wir uns auf dem linken Ringfinger plazierten.
Im Dorf angekommen, steuerten wir auch sofort den Allzweckladen an, gingen rein und kauften uns unser Cerveza.
Es hingen zwei Van´ s an der Decke die auf Hochtouren liefen.
„Senor“?
Mit Lisa redete er erst gar nicht.
Es war halt einfach so. Da durfte Mann noch Mann sein, oder so ähnlich. Hartes Land.
Wir machten es uns draußen vor dem Laden auf der Terrasse auf Plastikstühlen an einem Plastiktisch bequem und begannen unser Bier zu trinken. Was sollte man auch um 8:30 Uhr Morgens machen. Wir tranken Aguila, was soviel wie Adler heißen sollte. Selbiges war auch auf dem Etikett zu sehen. Na ja, abheben konnte man von dem Zeug wahrhaftig nicht.
Vereinzelt kam auch mal ein Hund vorbei und guckte ob´s nicht was zu fressen gab. Die Hunde sahen alle ziemlich abgefieselt aus, so als ob sie schon seit Tagen nichts mehr zu fressen hatten. Sie fraßen sich noch nicht mal selber auf, weil sie genau wußten das nur Knochen splittern würden.
Einer der Hunde begann sich vor der Terrasse auszuscheißen. Zäher, flüssiger grün-brauner Dünnschiß. Ich fragte mich woher er das nahm.
Dann verschwand er.
Jetzt kamen die Fliegen und kreisten um die Scheiße. Goldgelbe, Braunglänzende Fliegen. Die sahen auch nicht anders aus, als wie bei uns. Fetter waren sie, aber es gab auch mehr Tote hier als bei uns.
Minca verband sich mit einer Brücke die über einen kleinen Rio führte, unweit von der Trinkhalle, mit den Rest Kolumbiens. Die Brücke bestand aus unbefestigten Stahlplatten.
Der nette Senor kam heraus um zu schauen ob es uns an nichts fehlte.
„Cerveza“? fragte er mich.
„dos, por favor“ eröffnete ich ihm.
Die leeren Flaschen ließ er auf dem Plastiktisch stehen. Da war sie wieder, die Manneskraft. Um so mehr leere Flaschen um so kräftiger. Blaue Augen zählten in diesen wunderbaren Land auch dazu.
Uns gegenüber befand sich so ne Art Billardsalon, woraus uns ein paar Augen fixierten.
Sie spielten langsamen aber nicht weniger heißblütigen Salsa, was Lisa anscheinend sehr nett fand. Sie wippte mit den Füßen dazu.
Der Senor kam mit zwei Flaschen heraus und stellte sie mir hin.
„Aguila, pour favor“ flappte es aus seinen Mund.
„Muchas gracias“
„de nada“
dann schaute er mich fragend, ungeduldig an und schließlich traute er sich zu fragen woher wir kamen.
Ich sagte: aus Deutschland.
„Ahhhh, Alemania“....“MERCEDES“
Ich hatte seine Symphatie. Er klopfte mir lächelnd auf die Schulter und ging wieder in seinen Laden. Auf dem Weg warf er Lisa noch einen flüchtigen aber jetzt freundlicheren Blick zu.
Wir wurden sehr oft als Gringos beschimpft weil sie uns mit Amerikanern verwechselten.
Die Fliegen kreisten immer noch um die Scheiße und zwei hatten auch Platz genommen.
Die leeren Flaschen auf unseren Tisch vermehrten sich mehr und mehr und wir eröffneten den staubigen Terrassenboden.
Mittlerweile wurden wir für die uns gegenüber immer interessanter. Der Salsa wurde immer trauriger und fiese Blicke bohrten sich in uns hinein und auf einmal ein Krach der aus Richtung Stahlbrücke kam. Ich schätze so an die zwanzig Soldaten die das Dorf stürmten. Sie save´ten jede Ecke der Kreuzung und den Billardsalon.
Mit entsicherten MG´s und ziemlich finster dreinschauenden Gesichtern. Der Commandante kam auf uns zu und ging in den Laden. Er bestellte sich eine Coke mit Strohhalm und stellte sich zu uns auf die Terrasse. Er schaute uns an und ließ „Americanos“? ab. Ich erwiederte mit “Alemania“. Worauf er dann „ Ahhh, Hitler“abließ.
Es gab hier anscheinend nur zwei Sachen, die uns Deutsche ausmachten.
Wir beobachteten das Schauspiel weiter. Aus dem Billardsalon wurden Schreie laut. Die Soldaten an den Ecken schon sichtlich, extrem Schußbereit, warteten auf Befehl. Jetzt passierte etwas, Vier Soldaten führten fünf der Männer heraus gefolgt von fünf weiteren Soldaten. Die Männer hatten die Hände hinter ihren Köpfen verschränkt und sie mußten sich mit der Vorderseite an die Wand stellen. Einer der Soldaten ließ jetzt vier Blätter Papier zu Boden fallen und legte an. Ein anderer Soldat drehte sich dem Commandante, der immer noch bei uns auf der Terrasse stand, zu. Seine Coke hatte er längst ausgetrunken. Er gab ein Ok per Daumen von sich. Die M16 jaulte auf und durchsiebte die fünf, die sie als Guirilla enttarnt hatten. Die Männer ergaben sich der Schwerkraft und sackten zu Boden und übrig blieb nur das Blut an der Wand. Einer der Soldaten nahm seine Machete und schlug einem der Männer den Kopf ab und steckte ihn in einen Leinensack. Der Comandante zwinkerte mir noch zu und befahl den Rückzug.
Nun lag er dort, ohne Kopf und das Blut schwappte ihm aus dem Hals. Die Fliegen kreisten längst nicht mehr um die Scheiße. Sie hatten was besseres gefunden.
Wir bezahlten und gingen.
Die hatten mir meine Landschaft ruiniert.
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